1896
JUGEND
Nr. 30
*
4
jDarabrl
lßin Künstler in einem ehrbaren Städtchen
formte aus Wuchs rin iiediiches Mädchen,
Mit kluger Stirn, mit Augen mild,
Mit Lippen, um die rin Lächeln lpielt —
kurzum. Sir mär' nichts ädrig dlirdrn,
Als suf der Stelle Dich zu urrliedrn.
Aun er das Werk mit Fleck; vollendet,
Lr sich an die grolzr Menge wendet.
Dal; sie das Antlitz recht beschaue
And an der Schönheit sich erdanez
Vielleicht auch holst er aus Lrörtrrung
And Artheil manchen Wink und Förderung.
Man nimmt das kildwrrk in die Hände
And thut, als ob man dergleichen verstände,
Doch rh's der Fünfte und Sechste erhält,
3 ft das käpklrin zerdrückt und arg entstellt.
Liner lodann, in Stadt und Land
Als Kunstverständiger rühmlich bekannt,
Getrachtet es auch und murmelt: Schädel
Wäre die Aale nicht la gerade,
So wär' es auk rin haar genau
Am Kathhaus die alte höckerkrau!
And mit dem Daumen dir Aale verdrückend,
Spricht er brkrirdigt: Aun ilt fit entzückend.
Ferdinand probst.
Mertzand Gedanken
von p. Rossin-Rosenfeld.
Wir verzeihen den Menschen viel, wenn
sie uns amüsiren.
9
Du willst wißen, wie Deine Bekannten
über Dich denken? Achte darauf, wie Dich
ihre Freunde behandeln.
U
„Gib Dich, wie Du bist!" — Den meisten
Menschen müßte man beständig das Gegentheil
predigen.
„Dein Blick ist ernst und trübe."
— Ich habe viel gelitten.
„Und Du kannst so fröhlich lachen?"
— Ick habe schuldlos gelitten.
9
Die Menschen vergessen große wohlthaten
und gedenken der geringsten Aufmerksamkeit,
warum? Jene mahnen, diese schmeicheln.
9
Das Herz wird immer verstanden, der Geist
nur vom Geist.
9
Das ist auch so ein Lieblingsstreich vom
Leben, uns gerade den Personen näher zu
führen, über welche wir einst abfällig gesprochen
haben. ^
Biele Menschen erzählen von ihren schlechten
Eigenschaften, damit man ihnen nicht glaube.
9
füte jämmerlich, die Menschen zu verachten
und doch vor ihrer Schlechtigkeit zu zittern.
483
JUGEND
Nr. 30
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4
jDarabrl
lßin Künstler in einem ehrbaren Städtchen
formte aus Wuchs rin iiediiches Mädchen,
Mit kluger Stirn, mit Augen mild,
Mit Lippen, um die rin Lächeln lpielt —
kurzum. Sir mär' nichts ädrig dlirdrn,
Als suf der Stelle Dich zu urrliedrn.
Aun er das Werk mit Fleck; vollendet,
Lr sich an die grolzr Menge wendet.
Dal; sie das Antlitz recht beschaue
And an der Schönheit sich erdanez
Vielleicht auch holst er aus Lrörtrrung
And Artheil manchen Wink und Förderung.
Man nimmt das kildwrrk in die Hände
And thut, als ob man dergleichen verstände,
Doch rh's der Fünfte und Sechste erhält,
3 ft das käpklrin zerdrückt und arg entstellt.
Liner lodann, in Stadt und Land
Als Kunstverständiger rühmlich bekannt,
Getrachtet es auch und murmelt: Schädel
Wäre die Aale nicht la gerade,
So wär' es auk rin haar genau
Am Kathhaus die alte höckerkrau!
And mit dem Daumen dir Aale verdrückend,
Spricht er brkrirdigt: Aun ilt fit entzückend.
Ferdinand probst.
Mertzand Gedanken
von p. Rossin-Rosenfeld.
Wir verzeihen den Menschen viel, wenn
sie uns amüsiren.
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Du willst wißen, wie Deine Bekannten
über Dich denken? Achte darauf, wie Dich
ihre Freunde behandeln.
U
„Gib Dich, wie Du bist!" — Den meisten
Menschen müßte man beständig das Gegentheil
predigen.
„Dein Blick ist ernst und trübe."
— Ich habe viel gelitten.
„Und Du kannst so fröhlich lachen?"
— Ick habe schuldlos gelitten.
9
Die Menschen vergessen große wohlthaten
und gedenken der geringsten Aufmerksamkeit,
warum? Jene mahnen, diese schmeicheln.
9
Das Herz wird immer verstanden, der Geist
nur vom Geist.
9
Das ist auch so ein Lieblingsstreich vom
Leben, uns gerade den Personen näher zu
führen, über welche wir einst abfällig gesprochen
haben. ^
Biele Menschen erzählen von ihren schlechten
Eigenschaften, damit man ihnen nicht glaube.
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füte jämmerlich, die Menschen zu verachten
und doch vor ihrer Schlechtigkeit zu zittern.
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