Nr. 31
JUGEND
1896
Aus einer Kinderstubenkomödie
von Lerdinand von Hornstein.
Einfaches Wohnzimmer, als Kinderstube verwendet,
mit einem großen rechteckigen Tisch in der Mitte, einem
Sopha nnt Lehne an der linken wand und einigen Rohr-
stühlen. An der Rückwand steht ein alter Llügel. Da-
neben in der linken Ecke des Zimmers sitzt Philippine,
das Kindermädchen, mit dem kleinen Karl, der an
einem Kindertischchen spielt. Elli, Karls Mama, sitzt
an der linken Seite des Mittellisches und ist mit der
Herstellung einer Eesellschaftstoilette beschäftigt. Der
Rock liegt der Länge nach auf dem Klavier. Auf dem
Tisch liegen Bänder, Spitzen, Krausen, Nähzeug, Steck-
nadeln. Modejournal rc. bunt durcheinander. Oskar,
Ellis Mann, bedeutend älter als sie, macht sich auf dem
Sopha breit.
Elli (steht auf und sucht)
wo ist die Schleife hingekommen?
Gskar
Du hattest sie doch vorhin in der bsand.
Llli (zu Karl)
Gewiß hast Du sie wieder sortgenommen.
Der kl. Karl (ruhig)
was denn. Mama?
Llli
Lin grünes Atlasband.
Der kl. Karl (verschmitzt)
Gelt, so ein weiches, schmales Tuch?
Llli
Dann gnade
Dir Gott, wenn Du die Sachen mir verträgst.
Der kl. Karl
Gelt, damit gehst Du auf die Maskerade?
Llli
Der neue Atlas! Ls ist jammerschade!
(will auf Karl zueilen)
Der kl. Karl (der sich nur io stellt, als ob er die
Schleife habe, nimmt die Scheere sshilippinens)^ D
Ich schneid' ihn durch, Mama, wenn Du
mich schlägst.
philixxine
Um Gotteswilleu, Aarl! Gib mir die Scheere!
Gskar (ruhig)
Aarl, gib sie her! Stell' keinen Unfug anIZ
Llli
Gib mir das Band. Ich thu' Dir nichts,
auf LH re.
Der kl. Karl
Zuerst gib mir den Theil der Bonbonniere
Noch, den Du vorhin in den Schrank gethan.
Llli
Die ganze Schachtel? Nie und nimmermehr.
Damit Du wieder Dir damit den Magen
verdirbst wie erst am Sonntag vor acht Tagen!
Der kl. Karl
Dann geb' ich auch das grüne Band nicht her.
Oskar (ungeduldig auf dem Sopha hin und her-
wetzend zu Elli)
Jetzt sag' einmal, geht das noch lang so weiter?
Llli (zu Oskar)
In Deinem Zimnier ist es mäuschenstill.
(Zu Rar,) Du kriegst dafür den schönen
Bilderbogen.
Komm!
Philixxine
Und den Schornsteinfeger mit der Leiter.
Gskar
Das Aind ist wirklich musterhaft erzogen.
Der kl. Karl
wenn ich die Bonbonniere aber will I
Elli (zornig an den Schrank eilend)
Da hast Du sie. Verdirb Dir Deinen Magen!
Ich habe nicht Geduld dazu und Zeit,
Mich länger noch mit Dir herumzuschlagen.
(Streck» ihm die Schachte, ungestüm hin)
_PICTORIßVS ATQVE
POETI5 QVIDIIBET M
DENDI SEHPER FVIT
AE.QVA POTEUÄb.
_ HOME. A.fl.R.
Gezeichnet von F. IUnner.
Philipxin«
Karl, nimm die Bonbonniere, sei gescheidt!
Llli (wie vorher)
Da nimm sie — soll ich sie noch länger halten?
Philipxine
So nimm sie doch!
Llli
Du willst sie also nicht?
Der kl. Karl
Nein, wenn Du solche Runzeln machst und
Falten.
Mach' erst ein freundliches Gesicht!
Oskar (aufstehend)
Ls ist doch toll, wenn einer das beschriebe,
Ls glaubte ihm kein Mensch.
Llli
Bin ich denn schuld?
Aann ich es ändern und den Jungen zügeln?
Oskar (erregter werdend)
was kannst Du nicht? Rannst Du ihn denn
nicht prügeln?
Llli
Daß er niein Band zerknüllt?
Oskar
Dem Band zu Liebe
versetzt sie mich in Zorn und Ungeduld!
Die einzige Zeit, wo ich zu Hause bin,
Um auszuruhen im Familienkreise!
Und alles um ein Baud, aus Eigensinn!
Das ist doch wirklich aus der weise.
Llli
Aus Ligensin»? wie er die Sache dreht!
Das sieht man's wieder, das ist Mäunerlogik.
Gskar
wer nicht einmal sein Aind zu zieh'n versteht —
Llli
Ach, was verstehst denn Du von Pädagogik!
Oskar (sich immer steigernd)
Soviel, um nicht damit aus Unverstand
Den Anderen das Leben zu vergällen,
was kostet denn das miserable Band,
Um deshalb alles auf den Aopf zu stellen?
Ist auch mein eigner Friede Dir nichts werth,
wie heute dieser Auftritt mich gelehrt,
So solltest Du bei Gott für unfern Anaben
Und dessen künftiges fjcil und wohlergeh'n
Mehr Rücksicht doch und Interesse haben.
Elli (spötrisch)
willst Du schon ängstlich in die Zukunft seh'n,
So sorge gleich für seine Aindeskinder,
wenn ich doch einmal d'rüber lachen soll.
Dein ganzes Pathos ist so wundervoll —
Oskar
Deine gemachte Heiterkeit nicht ininder.
Elli (wie oben)
Du glaubst, daß ich im Grunde traurig bin
Und daß mich. Deine Worte wirklich rühren?
Gskar
Du wirst es seh'n, wohin sein Eigensinn
Und Deine blinde Schonung führen.
Llli
Bei Gott, ich fühle mich so schuldbewußt!
Oskar (jähzornig)
Llli, Du weißt, ich kann den Ton nicht leiden.
Llli
was ist Dir denn nicht recht an diesem Ton?
;or
JUGEND
1896
Aus einer Kinderstubenkomödie
von Lerdinand von Hornstein.
Einfaches Wohnzimmer, als Kinderstube verwendet,
mit einem großen rechteckigen Tisch in der Mitte, einem
Sopha nnt Lehne an der linken wand und einigen Rohr-
stühlen. An der Rückwand steht ein alter Llügel. Da-
neben in der linken Ecke des Zimmers sitzt Philippine,
das Kindermädchen, mit dem kleinen Karl, der an
einem Kindertischchen spielt. Elli, Karls Mama, sitzt
an der linken Seite des Mittellisches und ist mit der
Herstellung einer Eesellschaftstoilette beschäftigt. Der
Rock liegt der Länge nach auf dem Klavier. Auf dem
Tisch liegen Bänder, Spitzen, Krausen, Nähzeug, Steck-
nadeln. Modejournal rc. bunt durcheinander. Oskar,
Ellis Mann, bedeutend älter als sie, macht sich auf dem
Sopha breit.
Elli (steht auf und sucht)
wo ist die Schleife hingekommen?
Gskar
Du hattest sie doch vorhin in der bsand.
Llli (zu Karl)
Gewiß hast Du sie wieder sortgenommen.
Der kl. Karl (ruhig)
was denn. Mama?
Llli
Lin grünes Atlasband.
Der kl. Karl (verschmitzt)
Gelt, so ein weiches, schmales Tuch?
Llli
Dann gnade
Dir Gott, wenn Du die Sachen mir verträgst.
Der kl. Karl
Gelt, damit gehst Du auf die Maskerade?
Llli
Der neue Atlas! Ls ist jammerschade!
(will auf Karl zueilen)
Der kl. Karl (der sich nur io stellt, als ob er die
Schleife habe, nimmt die Scheere sshilippinens)^ D
Ich schneid' ihn durch, Mama, wenn Du
mich schlägst.
philixxine
Um Gotteswilleu, Aarl! Gib mir die Scheere!
Gskar (ruhig)
Aarl, gib sie her! Stell' keinen Unfug anIZ
Llli
Gib mir das Band. Ich thu' Dir nichts,
auf LH re.
Der kl. Karl
Zuerst gib mir den Theil der Bonbonniere
Noch, den Du vorhin in den Schrank gethan.
Llli
Die ganze Schachtel? Nie und nimmermehr.
Damit Du wieder Dir damit den Magen
verdirbst wie erst am Sonntag vor acht Tagen!
Der kl. Karl
Dann geb' ich auch das grüne Band nicht her.
Oskar (ungeduldig auf dem Sopha hin und her-
wetzend zu Elli)
Jetzt sag' einmal, geht das noch lang so weiter?
Llli (zu Oskar)
In Deinem Zimnier ist es mäuschenstill.
(Zu Rar,) Du kriegst dafür den schönen
Bilderbogen.
Komm!
Philixxine
Und den Schornsteinfeger mit der Leiter.
Gskar
Das Aind ist wirklich musterhaft erzogen.
Der kl. Karl
wenn ich die Bonbonniere aber will I
Elli (zornig an den Schrank eilend)
Da hast Du sie. Verdirb Dir Deinen Magen!
Ich habe nicht Geduld dazu und Zeit,
Mich länger noch mit Dir herumzuschlagen.
(Streck» ihm die Schachte, ungestüm hin)
_PICTORIßVS ATQVE
POETI5 QVIDIIBET M
DENDI SEHPER FVIT
AE.QVA POTEUÄb.
_ HOME. A.fl.R.
Gezeichnet von F. IUnner.
Philipxin«
Karl, nimm die Bonbonniere, sei gescheidt!
Llli (wie vorher)
Da nimm sie — soll ich sie noch länger halten?
Philipxine
So nimm sie doch!
Llli
Du willst sie also nicht?
Der kl. Karl
Nein, wenn Du solche Runzeln machst und
Falten.
Mach' erst ein freundliches Gesicht!
Oskar (aufstehend)
Ls ist doch toll, wenn einer das beschriebe,
Ls glaubte ihm kein Mensch.
Llli
Bin ich denn schuld?
Aann ich es ändern und den Jungen zügeln?
Oskar (erregter werdend)
was kannst Du nicht? Rannst Du ihn denn
nicht prügeln?
Llli
Daß er niein Band zerknüllt?
Oskar
Dem Band zu Liebe
versetzt sie mich in Zorn und Ungeduld!
Die einzige Zeit, wo ich zu Hause bin,
Um auszuruhen im Familienkreise!
Und alles um ein Baud, aus Eigensinn!
Das ist doch wirklich aus der weise.
Llli
Aus Ligensin»? wie er die Sache dreht!
Das sieht man's wieder, das ist Mäunerlogik.
Gskar
wer nicht einmal sein Aind zu zieh'n versteht —
Llli
Ach, was verstehst denn Du von Pädagogik!
Oskar (sich immer steigernd)
Soviel, um nicht damit aus Unverstand
Den Anderen das Leben zu vergällen,
was kostet denn das miserable Band,
Um deshalb alles auf den Aopf zu stellen?
Ist auch mein eigner Friede Dir nichts werth,
wie heute dieser Auftritt mich gelehrt,
So solltest Du bei Gott für unfern Anaben
Und dessen künftiges fjcil und wohlergeh'n
Mehr Rücksicht doch und Interesse haben.
Elli (spötrisch)
willst Du schon ängstlich in die Zukunft seh'n,
So sorge gleich für seine Aindeskinder,
wenn ich doch einmal d'rüber lachen soll.
Dein ganzes Pathos ist so wundervoll —
Oskar
Deine gemachte Heiterkeit nicht ininder.
Elli (wie oben)
Du glaubst, daß ich im Grunde traurig bin
Und daß mich. Deine Worte wirklich rühren?
Gskar
Du wirst es seh'n, wohin sein Eigensinn
Und Deine blinde Schonung führen.
Llli
Bei Gott, ich fühle mich so schuldbewußt!
Oskar (jähzornig)
Llli, Du weißt, ich kann den Ton nicht leiden.
Llli
was ist Dir denn nicht recht an diesem Ton?
;or