Nr. 36
i
JUGEND
18S6
Vor dem Gewitter (am Viga Canal, Mexico).
Amateurphotographie (I. Preis) von Freiherrn Ebner von Eschenbach (München).
Citate
im Munde von Göttern und Menschen
„Quod licet Jovi et licet bovi“, sagte Jupiter, als er, in
einen Stier verwandelt, Europen entführte.
„Das Hemd ist mir näher als der Rock“, meinte die
schaumgeborene Venus.
„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“, ent-
schuldigte sich Danae.
„Jetzt gieb mir einen Menschen, gute Vorsicht!“ brüllte
der hungernde Riese Polyphem.
„Alles ist eitel!“ rief, sich im Wasserspiegel betrachtend,
Narciss.
„Nun sei bedankt, mein lieber Schwan“, sang die Leda.
„Arbeit macht das Leben süss!“ tröstete sich der arme
Sisyphus.
„Von des Lebens Gütern allen
Ist der Ruhm das höchste doch“,
deklamirte stolz Herostratus.
„Raum ist in der kleinsten Hütte“, sprach Diogenes und
kroch in seine Tonne.
„Denn an der Braut, die der Mann sich erwählt, lässt gleich
sich erkennen,
Welches Geistes er ist, und ob er sich eigenen Werth fühlt“,
docirte der weise Socrates, Gatte der Xanthippe.
„Gehorsam ist des Weibes Pflicht auf Erden;
Das harte Dulden ist ihr schweres Loos“,
sagte Xanthippe, des obigen Frau.
„Behüt’ Dich Gott, es wär’ zu schön gewesen,
Behüt’ Dich Gott, es hat nicht sollen sein!“
tröstete der keusche Joseph die Madame Potiphar.
„Ich werde Euch schon zu Paaren treiben“, sagte der
Heiratsvermittler zu seinen Clienten.
„Der Tod macht Alles gleich“, tröstete sich der Gast, als
er statt eines Hasen- einen Katzenbraten ass.
„Alles in der Welt lässt sich ertragen,
Nur nicht eine Reihe von schönen Tagen“,
meinte der Regenschirm-Fabrikant.
„Endlich allein!“ frohlockte der Ehemann, als seine Frau
in’s Bad abgereist war.
„Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis“,
schmunzelte, Coupons abschneidend, der Rentier.
„Nur nicht gleich den Kopf verlieren“, ermuthigte der
Seelsorger den Delinquenten, der zum Schaffet geführt wurde.
„Amerika, Du hast es besser, als unser Continent, der
alte“, rief der Defraudant auf der Fahrt über den Ozean.
„Das bessere Theil der Tapferkeit ist Vorsicht“, meinte
der Pantoffelheld und zog, als er vom Wirthshaus spät nach
Hause kam, auf der Treppe die Stiefel aus.
„Dem Mann kann geholfen werden!“ rief der Geizhals und
schenkte dem Bettler einen Pfennig.
„Das Wasser ist das Beste“, versicherte der Wirth und
goss Wasser in’s Weinfass.
„Fluchwürdig Schicksal des Soldaten!“ jammerte die
Köchin, als ihr Schatz nach Germersheim versetzt wurde.
„Geben ist seliger denn nehmen“, dachte Jörg und gab
dem Hans eine Ohrfeige.
„Und sie bewegt sich doch!“ dachte im Schweisse seines
Angesichtes der Lieutenant beim Tanze mit der dicken Com-
mandeuse.
„Ein jeder Wechsel schreckt den Glücklichen“, stotterte
verwirrt der Studio, da ihm ein Accept präsentirt wurde.
„Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“, philo-
sophirte der Schauspieler. m. w.
584
i
JUGEND
18S6
Vor dem Gewitter (am Viga Canal, Mexico).
Amateurphotographie (I. Preis) von Freiherrn Ebner von Eschenbach (München).
Citate
im Munde von Göttern und Menschen
„Quod licet Jovi et licet bovi“, sagte Jupiter, als er, in
einen Stier verwandelt, Europen entführte.
„Das Hemd ist mir näher als der Rock“, meinte die
schaumgeborene Venus.
„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“, ent-
schuldigte sich Danae.
„Jetzt gieb mir einen Menschen, gute Vorsicht!“ brüllte
der hungernde Riese Polyphem.
„Alles ist eitel!“ rief, sich im Wasserspiegel betrachtend,
Narciss.
„Nun sei bedankt, mein lieber Schwan“, sang die Leda.
„Arbeit macht das Leben süss!“ tröstete sich der arme
Sisyphus.
„Von des Lebens Gütern allen
Ist der Ruhm das höchste doch“,
deklamirte stolz Herostratus.
„Raum ist in der kleinsten Hütte“, sprach Diogenes und
kroch in seine Tonne.
„Denn an der Braut, die der Mann sich erwählt, lässt gleich
sich erkennen,
Welches Geistes er ist, und ob er sich eigenen Werth fühlt“,
docirte der weise Socrates, Gatte der Xanthippe.
„Gehorsam ist des Weibes Pflicht auf Erden;
Das harte Dulden ist ihr schweres Loos“,
sagte Xanthippe, des obigen Frau.
„Behüt’ Dich Gott, es wär’ zu schön gewesen,
Behüt’ Dich Gott, es hat nicht sollen sein!“
tröstete der keusche Joseph die Madame Potiphar.
„Ich werde Euch schon zu Paaren treiben“, sagte der
Heiratsvermittler zu seinen Clienten.
„Der Tod macht Alles gleich“, tröstete sich der Gast, als
er statt eines Hasen- einen Katzenbraten ass.
„Alles in der Welt lässt sich ertragen,
Nur nicht eine Reihe von schönen Tagen“,
meinte der Regenschirm-Fabrikant.
„Endlich allein!“ frohlockte der Ehemann, als seine Frau
in’s Bad abgereist war.
„Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis“,
schmunzelte, Coupons abschneidend, der Rentier.
„Nur nicht gleich den Kopf verlieren“, ermuthigte der
Seelsorger den Delinquenten, der zum Schaffet geführt wurde.
„Amerika, Du hast es besser, als unser Continent, der
alte“, rief der Defraudant auf der Fahrt über den Ozean.
„Das bessere Theil der Tapferkeit ist Vorsicht“, meinte
der Pantoffelheld und zog, als er vom Wirthshaus spät nach
Hause kam, auf der Treppe die Stiefel aus.
„Dem Mann kann geholfen werden!“ rief der Geizhals und
schenkte dem Bettler einen Pfennig.
„Das Wasser ist das Beste“, versicherte der Wirth und
goss Wasser in’s Weinfass.
„Fluchwürdig Schicksal des Soldaten!“ jammerte die
Köchin, als ihr Schatz nach Germersheim versetzt wurde.
„Geben ist seliger denn nehmen“, dachte Jörg und gab
dem Hans eine Ohrfeige.
„Und sie bewegt sich doch!“ dachte im Schweisse seines
Angesichtes der Lieutenant beim Tanze mit der dicken Com-
mandeuse.
„Ein jeder Wechsel schreckt den Glücklichen“, stotterte
verwirrt der Studio, da ihm ein Accept präsentirt wurde.
„Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“, philo-
sophirte der Schauspieler. m. w.
584