Nr. 51
* JUGEND '
1896
Der Traum des Demokrareu
Der alte gute Asmodi kam zu mir und
jag«: „willst Du was Schönes seh'n?"
„Natürlich1" antwortere ich. „Also komme I"
EI)' ich mich'« versah, befand ich mich zu
meinem ziemlichen Schrecken i» Berlin und
am Beere eines wohlbeleibten Herrn. Der
schnarchte furchtbar laut und mir über-
zeugendem Ausdruck.
„Ja, wer ist denn das?"
„Rennst Du ihn nicht?"
„Nein!"
„Aber bist Du ungebildet! Das ist Herr
Wühlhuber, der große Demokrat."
„Nein doch? — Der kann aber schön
schnarchen!"
„Das will ich meinen! 2lber paß mal
auf! Siehst Du, wie fein Gesicht in s noch
Breitere gehr?"
„Ja, bei anderen Menschen würde man
das Lächeln nennen. Er träumt wohl Lust?"
„Freilich!"
„was träumt er denn?"
„warte mal. So! Siehst Du's nun?"
Asmodi hob die Schädeldeckc des großen
Häuptlings ab, und ich sah nun, wie auf
der Mattscheibe des Suchers einer photo-
graphischen Lämmer, was Herr Wühl-
huber träumte.
Es war eine Reichsragssiyung,
und irgend ein Reichskanzler verlas
eine allerhöchste Botschaft, die so
endete: „Und so haben wir denn,
durch die beredte Lunst des Edelsten
der deutsche» Nation, des Herrn
Wühlhuber" (fämmtliche Abgeord-
nete erheben sich von ihren Sitzen)
„vollkommen überzeugt von derNorh-
Wendigkeit einer radikale» Aende-
rung der Gesammtverfajsung be
schloßen, nun abzutreken undDeutsch'
land zur Republik zu erklären."
Das Gesicht des Schlafenden ge-
wann an lächelnder Breite, er
schnaufte deutlich die Melodie „Nun
danket alle Gott".
plötzlich verstummte er, sein
Antlitz wurde aschfahl und so spitz,
als cs ihm nur möglich war, ko-
lojsale Schweißtropfen kullerten von der
Stirne.
„Herrgott, was ist denn jetzt?"
„So sieh nur hin!"
Und ich sah wiederum in den Reichstag
„Verkündigung der Wahl des Präsidenten
der deutschen Republik" stand irgendwo
geschrieben. Lautlos lauschte Alles den
Worten eines weißbärtigen Herrn. Die
endeten so: „Und so ist denn mir Drei-
fünfrelmajorität Fürst Bismarck gewählt."
Der Schlafende schlug um sich und
schrie: „Meine Herren l Im Namen der
Monarchie prorcstire ich! Schaaren wir
uns um die Fahne der Loyalität! Unsere
Hoffnungen dulden keine Anrastung.. .."
„Rommel" sagte Asmodi, „jetzt wird er
ungemürhlich!"
Ich war froh, wie ich wieder zu Haufe
war. Rrazi.
Mäcen „Mas sagen Sie zu dem Gesänge
der jungen Dame? Ich habe sie entdeckt!"
Kritiker „D ecken Sie sie wieder zu!"
ß. m.
Afforismen
„Rönnrc eigentlich ganz gut aufrecht
gehen und auf zwei Beinen, aber heut-
zutage kommt man auf allen Vieren
doch leichter vorwärts", bestätigte der
«vrang-Uran.
„Mir scheint, heute habe ich einen rechte»
— Menschen," sagte sich der Pavian,
der in einen Weinkeller gerathen war.
„wir sind bekannt als die geschicktesten
Nachahmer; auch die Ru »st ahmt
nach; ergo: sind wir RünstIerl", schloß
kühn der Schimpanse.
tU. Ei.
'.Kritik
'Vater (nachdem seine Tochter Probe ge-
sungen und den Ton fortwährend in die ksöhe
getrieben hat): „Nun, Herr Direktor, was
sagen Sie zu meiner Tochter?"
tZTHeaterdirektor: „Singt wie 'ne
Lerche! Steigt immer höher!"
S«
Erhöhter Reiz
Frei»der: „Sie sagten doch, es
werde eine Rauferei geben?"
Bauer: „Wir warten blos, bis
der Gendarm in der Nähe ist."
h. Ui.
SO
Die gebildete Köchin
Hausfrau „Sie cheinen ja nur
bei berühmten Leuten gedient zu haben,
aber sehr oft Ihre Stelle gewechselt?"
Dienstmädchen: „Ja, ich wollte
mir in meinem Gestndebuche eine Auto-
graxhensammlung anlegen."
Gr.
Grabschrist einer chantippe
Er hat ausgelitten.
840
sJuoenil.
* JUGEND '
1896
Der Traum des Demokrareu
Der alte gute Asmodi kam zu mir und
jag«: „willst Du was Schönes seh'n?"
„Natürlich1" antwortere ich. „Also komme I"
EI)' ich mich'« versah, befand ich mich zu
meinem ziemlichen Schrecken i» Berlin und
am Beere eines wohlbeleibten Herrn. Der
schnarchte furchtbar laut und mir über-
zeugendem Ausdruck.
„Ja, wer ist denn das?"
„Rennst Du ihn nicht?"
„Nein!"
„Aber bist Du ungebildet! Das ist Herr
Wühlhuber, der große Demokrat."
„Nein doch? — Der kann aber schön
schnarchen!"
„Das will ich meinen! 2lber paß mal
auf! Siehst Du, wie fein Gesicht in s noch
Breitere gehr?"
„Ja, bei anderen Menschen würde man
das Lächeln nennen. Er träumt wohl Lust?"
„Freilich!"
„was träumt er denn?"
„warte mal. So! Siehst Du's nun?"
Asmodi hob die Schädeldeckc des großen
Häuptlings ab, und ich sah nun, wie auf
der Mattscheibe des Suchers einer photo-
graphischen Lämmer, was Herr Wühl-
huber träumte.
Es war eine Reichsragssiyung,
und irgend ein Reichskanzler verlas
eine allerhöchste Botschaft, die so
endete: „Und so haben wir denn,
durch die beredte Lunst des Edelsten
der deutsche» Nation, des Herrn
Wühlhuber" (fämmtliche Abgeord-
nete erheben sich von ihren Sitzen)
„vollkommen überzeugt von derNorh-
Wendigkeit einer radikale» Aende-
rung der Gesammtverfajsung be
schloßen, nun abzutreken undDeutsch'
land zur Republik zu erklären."
Das Gesicht des Schlafenden ge-
wann an lächelnder Breite, er
schnaufte deutlich die Melodie „Nun
danket alle Gott".
plötzlich verstummte er, sein
Antlitz wurde aschfahl und so spitz,
als cs ihm nur möglich war, ko-
lojsale Schweißtropfen kullerten von der
Stirne.
„Herrgott, was ist denn jetzt?"
„So sieh nur hin!"
Und ich sah wiederum in den Reichstag
„Verkündigung der Wahl des Präsidenten
der deutschen Republik" stand irgendwo
geschrieben. Lautlos lauschte Alles den
Worten eines weißbärtigen Herrn. Die
endeten so: „Und so ist denn mir Drei-
fünfrelmajorität Fürst Bismarck gewählt."
Der Schlafende schlug um sich und
schrie: „Meine Herren l Im Namen der
Monarchie prorcstire ich! Schaaren wir
uns um die Fahne der Loyalität! Unsere
Hoffnungen dulden keine Anrastung.. .."
„Rommel" sagte Asmodi, „jetzt wird er
ungemürhlich!"
Ich war froh, wie ich wieder zu Haufe
war. Rrazi.
Mäcen „Mas sagen Sie zu dem Gesänge
der jungen Dame? Ich habe sie entdeckt!"
Kritiker „D ecken Sie sie wieder zu!"
ß. m.
Afforismen
„Rönnrc eigentlich ganz gut aufrecht
gehen und auf zwei Beinen, aber heut-
zutage kommt man auf allen Vieren
doch leichter vorwärts", bestätigte der
«vrang-Uran.
„Mir scheint, heute habe ich einen rechte»
— Menschen," sagte sich der Pavian,
der in einen Weinkeller gerathen war.
„wir sind bekannt als die geschicktesten
Nachahmer; auch die Ru »st ahmt
nach; ergo: sind wir RünstIerl", schloß
kühn der Schimpanse.
tU. Ei.
'.Kritik
'Vater (nachdem seine Tochter Probe ge-
sungen und den Ton fortwährend in die ksöhe
getrieben hat): „Nun, Herr Direktor, was
sagen Sie zu meiner Tochter?"
tZTHeaterdirektor: „Singt wie 'ne
Lerche! Steigt immer höher!"
S«
Erhöhter Reiz
Frei»der: „Sie sagten doch, es
werde eine Rauferei geben?"
Bauer: „Wir warten blos, bis
der Gendarm in der Nähe ist."
h. Ui.
SO
Die gebildete Köchin
Hausfrau „Sie cheinen ja nur
bei berühmten Leuten gedient zu haben,
aber sehr oft Ihre Stelle gewechselt?"
Dienstmädchen: „Ja, ich wollte
mir in meinem Gestndebuche eine Auto-
graxhensammlung anlegen."
Gr.
Grabschrist einer chantippe
Er hat ausgelitten.
840
sJuoenil.
[nicht signierter Beitrag]: Erhöhter Reiz
[nicht signierter Beitrag]: Die gebildete Köchin
Juvenil: Grabschrift einer Xantippe
Arpad Schmidhammer: Vignetten
Walter Caspari: Der stolze Goldfasan
[nicht signierter Beitrag]: Kritik
Julius Diez: Kürbis
[nicht signierter Beitrag]: Afforismen
Krazi: Der Traum des Demokraten
[nicht signierter Beitrag]: Die gebildete Köchin
Juvenil: Grabschrift einer Xantippe
Arpad Schmidhammer: Vignetten
Walter Caspari: Der stolze Goldfasan
[nicht signierter Beitrag]: Kritik
Julius Diez: Kürbis
[nicht signierter Beitrag]: Afforismen
Krazi: Der Traum des Demokraten