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1697

JUGEND

Nr. 27

Jm Ausstellungssaale der »aiv-primitiv-rudimentär-virlett-
senfitiv-fymbolistiichen luinstlergruppc „Isis".

Maler A. zu Maler B.: Du, jetzt Ijnbcu wir eilt feines
Mitglied für mtfertt Verein gewonnen, eilten Pracht-
kerl — der kann schon rein gar nichts!

A. Scbniiilhniniiicr.

Aus dem Gedankenschatze des AussteUungsfaaldieners
Nepomuk 'Rrantstaudl in München

was wohl die vielen vergoldeten Schafsköpfe im Vestibül
bedeuten? Vergebens zerbreche ich mir darüber den meinigen l
* * *

3» diesem Raum ist überhaupt viel Merkwürdiges, z. B.
bat man hier endlich einmal Gelegenheit, zu sehen, wie sich
schone alte Gobelins int Finstern ausnehmen.

> » •

Die College» müssen sich schon darüber trösten, daß
lhre Säle vollgeklebt sind bis oben, wie eine Briefmarken-
s amm I n n g. Beim Defizit dürfen sie doch so gut mitzahlen,
wie die Andern. t

Den Haupterfolg in der Ausstellung hatten dieses Mal
der Stuek und die Stuckateure.

Ob es wahr ist, daß die ungarische Abtheilung mit ihren hi-
storischen Unglücksfällen schon seit 1872 unverändert dasteht?
College Bösmüller hat's gesagt; aber der hat ein böses Maul.

Großartig ist der retrospektive Saal! Die ganze
Runstgeschichre in 25 Nummern von Hans Holbein bis
zum Nathan Sichel.

Ich wüßte schon, was den Besuch der 2lusstellung
sehr erheblich steigern würde: wenn sie die große
Wandelhalle für'« Velocipedfahren freigeben
würden. Für Fußgänger ist sie ohnedieß zu lang.

Ganz wunderschön ist das algerische Labinet. Nur eins
gehr dorr noch ab: eine busenwogende Odaliske mir Uhrwerk,
wie ich sie im wachsfigurencabinek gesehen habe. Man könnte
das so pikant machen; blos für Herren und verheirarhete
Damen I

was hätte sich in dieser 2lichrung noch 2llles arrangiren
laßen l Eine holländische Schnapsbude, eine Schreckenskammer,
ein Eachcabinet, eine Almhütte, eine Folterkammer mit Aem-
brandt'fchem Seirenlicht, eine Musterküche, eine Hundingshütte,
ein chinesisches Zimmer, ein türkisches Bad, eine italienische
Osteria — 2llles mir ausgestspfter Staffage! Die Begriffe
Run staus steII u n g und Panoptikum müssen noch viel
inniger verschmolzen werden!

Für die modernen dekorativen Rünstler sind sechs
O.uadratmerer Play gewährt worden, für die Münchener
Vergolder- und Gypsgießer-Innung mindestens fünf Dag-
werk. Jene Herren durften aus Hol; und Stein und Glas
und Thon, aus Rupfer und Zinn und Wolle und Seide alles
Mögliche machen, nur nichts aus sich selber! Und das ist
hier halt doch die Hauptsache.

Bilder sind auch da.

I>ick.

Im Saal VTi\ 35 sind drei alte Roffer ausgestellt,
von denen einer 280 Mark kostet! wie theuer müssen
erst die Gemälde sein!

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Index
Arpad Schmidhammer: Im Ausstellungssaale
Dick: Aus dem Gedankenschatze des Ausstellungssaaldieners Nepomuk Krautstäudl in München
 
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