Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 28

JUGEND

1897

^ Stuck (München).

Novelle von Bruno Sperani.

—tiqe—tncj! Tige—tiqc—tnq! Ein vev
dnmmter Svektokel da?-! Kann einen denn del
Eiel mit seinem Vcrlvünschten Hammer nicht'»

Rübe lassen?"- j

Ravbael laa seiner ganzen Länge nach a"t
dem Sovba des ziemlich diistern Zimmers u>"
reckte, nnaenirt gähnend. die müden Glieder.

„Ich bitte Dich. Ravbael, nimm Dick,
kommen!" murmelte Earlotta. eine noch i'nia^
schöne Iran, obne sich dabei von dem offene»
Herd ZN entfernen, wo sie mit der Zubereitnn»
des Kaffees beickiäftigt war. „Du weiffk. >ven»
er Dich böick, ist er im Stande, Dich durch«
prügeln, wie damals!"

„Der soll'? probiren!" knirschte der Iunak
und ballte drobend die Jauste aeaen das a's
stoffende Zimmer bin, Gleichzeitig kvrana er a>»
die Füffc. und nun bob sich sein schlanker Sb"'"
körver mit dem weiffen, tadellos gebügelte»
Hemd von dem dunkeln Hinterqrunde ab,
mochte etwa Iß Jahre zählen, aber er war ke"k
groff für sein VTTtcr und ein schöner Bursche
Er trat auk keine Mutter zu, dann schloß
er plötzlich die Arme um ibren runden, entblöß
ten Racken, küffte sie und flüsterte, schmeicheln
und zutraulich wie ein Kind: „HcrzensmüttcrcheN
beeile Dieb, ich babc Hunger,"

Der Kaffee war fertig. Die Mutter waNF
sich um und warf einen Blick des Stolzes uw
der Genugtbuung auf ibren Sobn,

„Du bist ein Tbnnichtgut, aber lieb muff «in»
Dich haben," versetzte sie, seinen Kuff ertvidernd
„Mütterchen, ick' brauche notbwendig kOLire
„Ravbael!" rief Earlotta entsetzt, „wo f
ich zebn Lire bernebmen?"

Mit gröffter Seelenrube deutete der IuN»
nach dem Nebenzimmer, von wo noch imi»"'
die Hnmmerschlnge ertönten.

„Bring ibm feilt Frühstück und frage Üi»'
nachher frübstiickcn wir Zwei miteinander." j
„Es gebt nicht, Ravbael, ganz unmögtw»
Weifft Du nicht mebr, was er erst am letztz»
Sonntag gesagt bat? Für Dieb gebe er feine''
Pfennig mebr her und wenn ich ibn von n>>'
an nicht in Rübe lasse, setze er nnS alle 33»'''
auf die Straffe,"

Ravbael zuckte die Achseln,

„Und kaum hättest Du ihm den Rücken
dreht, würde er Dir nachlausen vor lauter B".'
-zweiflnnq, Uebriqens thne, waS Du nulle
Dann verschaffe ich mir das Geld eben auf 0»
dere Weise! Er sagt ja immer, ich ivcrde U^
'mal auf der Galeere endigen, meinetwegen, >'
will ich sie mir tvenigstens verdienen."

Earlotta seufzte. Dann nahm sie eine ird"'»
Tasse, goff Kaffee und Milch hinein und gi't
in der einen Hand die Tasse, in der andern
frisches Brödchen, in das Nebenzimmer, das de»
Manne, von welchem Ravbael mit solchem Cv»'"
mus sprach, als Werkstatt diente. ,

Er war ein schöner Mann, dieser Nanc n''l(
ein ftciffiger, geschickter, solider Arbeiter. Bet"'
er Earlotta nicht gekannt hatte, galt er Alb»
als ein Muster von Tüchtigkeit, Aber— so
bauptete seine Schwester — seit er dieses Wetz
kennen gelernt, sei er rein wie verhext, Sie ”
schcild, daff er sich mit seinen Verwandten iÜ"’1,
morsen babc, und keine Ruhe habe er gebe'','
bis ihr Mann sie aus dem Hause jagen itntfffi
freilich, der Schelm sei froh genug gewesen, >'
los zu werden. Und nun könne er sich nbrack"',
vom Morgen bis am Abend, um ihre und ihr"'
säubern Früchtchens Ansprüche zu befriedig"',.
So oft man wollte, konnte man von Nan»^
Schwester diese liebenswürdigen Redensarten s
hören bekommen, es war ihr ein Hvcbgen"'!
einem die Geschichte in allen ihren Einzelheit
erzählen zu dürfen.

Prrrnkgeräth
Register
Franz Ritter v. Stuck: Prunkgeräth
Bruno Sperani: Raphael
 
Annotationen