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1897

JUGEND

Nr. 30

„Ja warum denn.. • ?"

„Ich heiße jetzt Madame Prechtler", lispelte
Annette erröthend.

Gotthold blickte ans die Mütze, sie wuchs
in das Unendliche und drohte ihn zu ersticken,
„prechtler?" sagte er ganz abwesend. „Ist
das am Ende gar der hübsche Förster, den
hast Du ja doch nie leiden mögen...?"

„hier im Himmel hört sich jeder haß
aufl" bemerkte Frau Annette.

„Ja sol" Lr erinnerte sich. Ueber diesen
Prechtler hatten die Leute verschiedenartig ge-
sprochen, na, aber er gab, Gott sei Dank, ans
solche Redereien nichts.

„Ja, aber ich bin doch Dein Mann...
und..."

„Ja und ich war doch Dein Weib .. . und
doch hast Du die blonde Dori nach mir ge-
nommen. Dazu war ich doch nicht verpflichtet,
hier oben zuschanen zu müssen! Und Du
kannst doch nicht im .... pfui l Bedenk' doch,
zwei Frauenl hier im FimmelI"

Ja, die Annette, so war sie, gleich war
er im Zungenturnier besiegt! Also, er hatte
zwei Frauen und beide waren ihm verschlojscn.
Aber da hatte sic Recht, sie war nicht ver-
pflichtet, ans ihn zu warten. Gr machte eine
trübselige Miene.

„Nun, Gotthold", mahnte ihn die Annette
sanft, „Du wirst halt eben auf die Dori warten
müssen, im Ucbrige», wenn Du lange weile
hast, mein Mann wird nichts dagegen haben,
wen» D» uns dann und wann besuchst. Lr
ist nicht im geringsten eifersüchtig..."

Doch Gotthold ließ den Kopf hängen, er
war nicht getröstet.

„Li sieh', da kommt mein Manul Lr
wird sich freuen ..."

Herr Gotthold griff nach seinem Hut, er
störte nicht gern. „Du lebst doch gut mit ihm,
Annette, darf man gratuliren?"

Annette erröthete. . „B die Lhc wurde
ja im Himmel geschlossen." Da ging Herr

Gotthold Niederhauser, nicht ohne daß ihm
Herr prechtler etwas mißtrauisch nachgesehen

^ Gotthold wankte langsam und wie betäubt
die Straße hinunter. Das war eine schlimme
Geschichte, was sollte er um, thun? Lr hatte
noch die blonde Dori, d,c sich sicher um ihn
härmte. Freilich der Adjunkt... aber w,e
gesagt, auf Redereien gab er nichts. Jetzt
mußte er halt warten in diesen, langwciligen
Nest da, Donnerwetter noch einmal!

Lr schpic es ganz laut: „Dieses Nest soll
der Kuckuck holen!" — Aber da hatten ihn
schon ein paar Schutzengel und er stand vor
den, heiligen Petrus. Da war er zu sich ge-
kommen und reuig entschuldigte er sein Be-
nehmen, wie ihn die A,Hielte gekränkt und
er sich so verlassen gefühlt hätte und es wäre
am besten, wenn man die liebe Dori ihm
sanft und selig nachsterben ließe, denn es
würde sie ohnehin der böse Schmerz um ihn
bald hinwelken lassen.

Da vermahnte ihn der heilige Petrus
wegen der Rnhestörnng, bis Gotthold ganz
zerknirscht war, aber dann holte der heilige
freundlich ein großes Luch hervor.

„Mein lieber Gotthold", sprach er, „ich
möchte jeden eelar vermieden haben und außer-
dem ist mir um das Renommöe des Himmels
mit seinen paradiesischen Freuden viel zu thun.
Seine laute Meinnng, mein lieber Gotthold,
hat Lr bei diesen unruhigen Zeiten dringendst
bei sich zu behalten."

Damit'schlug er milde das Buch auf, in
dem sich zierlich auf Goldgrund gemalte Minia-
tnrcn befanden. Er wies auf einige derselben
und sprach milde: „Einige von den zehntansend
kölnischen Jnngfranen siiid noch zu vergeben .."

Aber da wehrte sich Herr Niederhanscr
energisch. Nein, seiner lieben Dori brach er
nicht die Treue. Da faßte ihn der heilige
Petrus bei der Hand, stieß ein Fenster auf,
lächelte mit milder Weisheit und zeigte hinunter
auf die Lrde: „Sieh!"

was sah da Herr Gotthold Niederhauser?
Lin feierlicher Hochzeitszug bewegte sich da
unten, er sah den blonden Adjunkten im Frack
und sehr glückstrahlend einhcrschreiten. was
kümmerte ihn, mit wem er glücklich war. Aber
er sah doch genauer hin auf die Braut und
wie vom Schlag getroffen murmelte er:

„Sie hat ihn aber doch nie leiden können I"

Auch diese Hoffnung war zu Grabe ge-
tragen, er hatte kein Weib mehr. Dort ging
die Dori an des Adjunkten Arm voll Freuden.
Ja was sollte sic auch anderes thun, sie dachte
vielleicht, daß er oben ohnehin schon eine
Gefährtin hätte.

„Nun", fing der heilige Petrus überlegen
an, „was ist es denn mit den kölnischen Jung-
frauen, es warten einige schon sehr lang...
Die Dori gedenkt noch eine Zeit da unten
zu bleiben und wer weiß, ob sic dann von
ihrem Georg läßt."

Herr Niederhanscr sagte gebrochen, er
müsse sich das alles noch überlegen und wankte
hinaus.

Trübselig setzte er sich auf den Rand einer
Wolke. Und das war also der Himmel. Line
schöne Gegend! Jetzt sah er ganz deutlich,
wie der Zug auf die Schützenwiese ging, dort
war die Bergdörfer Kapelle schon anfgestellt
und der Dori zappelten die Füße. Donner-
wetter und nicht einmal das ganze Trauer-
jahr hatte sie abgewartet! Na warte....
Ungeduldig stampfte er auf die Wolke und
über der Schützcniviese ging von der gequälten
Wolke ans ein ordentlicher Regenguß nieder.
Das hatte er ihnen doch gründlich verdorben,
das Fest da unten, nnd die Dori hatte als
Hochzeilsgeschenk einen tüchtigen Schnupfen los.

Befriedigt ging er weiter und zum heiligen
Petrus und nahm die Anastasia, eine von
den zehntansend kölnischen Jungfrauen, die
am schwersten wartete. Und da sie im Himmel
sind, wird die Lhe wohl eine gute sein und
sie leben noch heute und immerdar.

Gustav Gugitz.

Die Seide ist

verbrannt!

SS — 8 maligem
rinandergchen; da» ist

lillirli, um die

(njen die SD.,mm, wenn die dclressende» Kleidungsstücke sehr ost „ach mlI jj
Trugen Nisse etc. in den Fallen t'ekommen oder „wie Watte" auScin
ol'cv teilt zujälligeS „Verbrennen" der Rohseide! sondern dieselbe wird al)8lcntlleli, um die
Seide dicker und billiger cjnschciacn jn inarhen, mit Zinn und l'lioNiiliorNiiiire
überladen, die den Nerv des Rohsiid-njac-u« ,ersrißl; mau ne,mt ein solches Fäibcn: „CI,»r-
Ki,■<■„!'• — je mehr die Seide chargirl werden soll, durch desto mehr Zinn-ItH<l<‘i' must
(ic gezogen werden, um dieses Gis, recht innig aufmaugeu zu liinnen. Die gesärbte Seide —
<!ae> edelste Cspinnst; — hat also den Toile.skeim schon in sich, ehe sie aus
den Welstiihl lomnit! — Die daraus gejcriiglen sogenannten Seidenstvsse müssen
mia; lu^cm Uclnaucty wie Zunder reißen, je nachdem die Seide mehr oder weniger chargirl worden
lst- “ ®ie lEnie Rode (iiiH. Machcrlolm!> ist total wertlos. — Muster von meinen echten
»eiuen sende ich umgehend. Die Stosse werden poito- uncl zollfrei zugesandt.

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Gedächtnis

f*er ,,Stettiner Generalanzeiger“ schreibt in Nr. 117 vom 15. Juni 1897
Ged" .soeben sind eine französische und eine italienische Ausgabe von Pöhlmann’s
ischt» n n»!S^e^re erschienen, nachdem ihnen schon im vorigen Sommer eine holliind-
bis ipfUebersetzung vorausgegangen war. — Die Thatsachc allein, dass diese Lehre
Mnemnt ^h.011 *n vier Sprachen erschienen ist, während die Verfasser der alten
einzipf» ~c"n'ken sich nie an eine Uebertragung ihrer Systeme auch nur in eine
ihrer r/em,^!: Sprache gewagt hatten, zeigt zur Genüge die leichte Anwendbarkeit
sie von .u?^s“tze" Letztere sind in der That so breit und gemeinverständlich, dass
leicht vJeder ^ters" und Berufsklasse, im Studium sowohl als im täglichen Leben,
Wep 7i, rwe.ndet werden können. Jeder Vorwärtsstrebende wird darin den kürzesten
Gedäch fei.ne.m Ziele finden. So wünschen wir denn der „Pö h 1 m a n n ’ sc h e n
deutschemnpS-C^re* aucb *n fremden Zungen eine weite Verbreitung, wodurch sie
Geiste und deutschem Fleisse neue Ehre bringen wird. —

Zeugnissen8*56^ i^?utscb» italienisch, französisch oder holländisch) mit zahlreichen
und Zeitungsrecensionen gratis und franko durch

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