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1897

JUGEND

Nr. 42

Im Zwielicht Ane'lo Jank (Müncken).

Ging ich um’s Abendroth jüngst durch den

Wald —

Hat mich sein Frieden gesegnet —

Lasst Euch erzählen, wie sind mir da bald
Seltsame Dinge begegnet.

Alle schon schliefen. Ein Sprosser nur rief
Lieder dem scheidenden Lichte,

Das noch in goldenen Bächen verlief
Lieber den Wipfel der Fichte.

Lag eine Halde im dämmernden Schein
Still unter träumenden Zweigen — —
Da, an dem Birkenstand, flicht sich’s

nicht fein,

Schmiegender, biegender Reigen?

Und ein gar eigen behaarter Gesell
Hockt auf dem Stumpf einer Weide,
Schüttelt in tollem Behagen das Fell,
Hält sich vor Lachen die Seite,

Hält sich das Bäuchlein und kraut sich

den Bart —

Balgen im Gras sich drei Weiber —
Silbern wie Birkstamm, wie Mondenlicht

zart,

Schimmern die seligen Leiber —

Werfen sich neckend wie Fangball 'was zu,
Drücken sich’s risch in die Locken-

Störte mein Fusstritt die flüsternde Ruh,
Hochauf da schau’n sie erschrocken;
Plumpsend herab springt’s vom fauligen

Stumpf

Huschend entflieht’s in das Dämmern,
Knistert durch’s Schilfrohr, verliert sich

dann dumpf,

Eiliger Hufe Verhämmern. — — —

Stille nun kam, und der Sterne Geschlecht
Ging seine leuchtende Strasse,

Und ein verrissenes Strohhutgeflecht
Fand ich im flüsternden Grase.

FRANZ LANGHEINRICH.

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Franz Langheinrich: Im Zwielicht
Angelo Jank: Zeichnung zum Gedicht "Im Zwielicht"
 
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