Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1897

JUGEND

Nr. 43

^fntcrnntionnlen Jfv

No. 1801: („Atropa Belladonna“)

Mehr Atropa als Bella Donna

No. 2263: („Schmerz“)
Mir ist ja so schlecht!

No. 1796: („Adam und Eva“)

Kleine Scherze aus dem Paradies: Wärst net aufig’stieg’n,
wärst net abig’fall’n

Dass eine Johannes "-Strasse nicht be-
stehen kann, solange das Polizeiverbot über
das neueste Sudermann’sche Stück nicht auf-
gehoben ist, versteht sich von selbst. Vielleicht
wäre als Ersatz mit dem Namen „Canisius-
Strasse“ dem einflussreichen Centrum eine
nette, kleine Artigkeit zu erweisen.

„Alte Jakob-Strasse“. Wen erinnert
dieser Name nicht sofort an den alten Patriarchen
Jakob, der, wie man sich erinnern wird, eine
ganze Anzahl bedenklicher Streiche auf dem
Kerbholz hatte. Namentlich ist die Art, wie
er seinem Bruder Esau für ein Linsengericht
die Erstgeburt abluchste, ignobel und sicher
auch nach § 302 a d. D. R.-Strafgesetzbuches
anfechtbar. Als Ersatz wäre vielleicht die Be-
zeichnung „Miquel-Strasse" zu empfehlen.
Dann wäre der Patron der Strasse immerhin
ein Mann von hervorragendem Geschäftssinn,
wie der alte Jakob.

In eine „Kürassier-Strasse“ wird kein
Dienstmädchen, das etwas auf seinen guten
Ruf hält, einziehen können. Soll die Strasse
absolut einen militärisch klingenden Namen
haben, so kann man sie ja „Feldprediger-
Strasse“ nennen. Die Bezeichnung „Lust-
Garten“ ist geradezu unsittlich! Wer denkt

da nicht an den ersten Akt des Tannhäuser,
an Rubens’ „Liebesgarten“, den „Hirschpark
in Versailles“ und ähnliche Ausgeburten un-
sauberer Phantasie. Man wähle den Namen
„Tugendplatz“ oder Aehnliches.

Bezeichnungen wie „Jerusalemerstrasse“
oder „Judenstrasse“ sind geeignet, unseren
israelitischen Mitbürgern als höchst anzüglich
zu erscheinen, und schädigen auch die Haus-
wirthe der betreffenden Strassen. Es wird nicht
leicht einer der hervorragenden Berliner Israe-
liten in einer jener Strassen wohnen wollen.
Dafür wähle man Namen wie „Kyritzander-
knatt er-Strasse“, „Christen-Strasse“ u.
s. w. Einige Strassen müssen aus mehr po-
litischen Gründen umgetauft werden. Da ist
die Hollmann-Strasse. Nach der Absägung
des Unterstaatssekretärs Hollmann ist die Strasse
nach Hollmanns Nachfolger Tirpitz zu be-
nennen. In ähnlicher Weise wird man die
Fischerstrasse in Podbielskistrasse um-
taufen müssen, da bekanntlich nicht Fischer,
sondern Podbielski Reichspostmeister geworden
ist. Junkerstrasse ist ein Name, der den
Conservativen unangenehm sein könnte; viel-
leicht wäre Kanitzstrasse oder Plötzgasse
geigneter. Direkt politisch inopportun ist der

Name Belle-Alliance-Platz zu einer Zeit,
wo so viel die Rede ist von der russisch-
französischen Verbrüderung; um diese schöne
Allianz nicht etwa durch eine ironische Deut-
ung des Namens zu reizen, wäre der Name
Friedensplatz vorzuschlagen; die Fried-
erikenstrasse würde in dankbarer Erinner-
ung an die von jener Stadt gekommene An-
regung in Prüderiekenstrasse umgetauft.
Auch der Name Margarethenstrasse
geht nicht an; beim Klange dieses Namens
denkt nur der literarisch gebildete Theil des
Publikums an das herrliche Frauenideal eines
„Mädchens ohne Gleichen,“ die übrigen werden
an die, wegen fahrlässiger Tödtung, Kindsmord
und nächtlicher Ruhestörung bekannte Mar-
garetha Grasaff gemahnt; man taufe die Strasse
nach irgend einem andern, aber frommeren
Frauenzimmer. Schliesslich ist noch der Name
Schinkelplatz zu ändern; wie leicht kann
einer bei flüchtigem Ansehen des Strassen-
schildes Schenkelplatz lesen — pfui! Man
wähle z. B. den Namen Knaackfussplatz.
Dann ist der Ort auch nach einem berühmten
Meister benannt, sogar nach einem Körper-
theil, aber doch absolut dezent.

Ki-Ki-Ki.

Die in Nummer 42 auf Seite 714
abgebildete

Bfficklin-Medaille

wurde im Aufträge des Herausgebers
der „Jugend“ geprägt und zwar nach
dem Modelle, welches der Münchner
Bildhauer Hugo Kaufmann, in eigens
von Boecklin gewährten Sitzungen,
diesen Sommer in Florenz geschaffen
hat. -— Die Medaille kostet 20 Mk.
und ist sowohl direkt vom Verlag der
Jugend“ wie durch alle Buch- und
Kunsthandlungen des In- und Aus-
landes zu beziehen.

Ducken.

6. Hirtb's Kunstverlag.

Preisausschreiben

Die Firma: «J. G. Houben Sohn Carl in Aachen erlässt ein Preis-
ausschreiben für einen Plakat-Entwurf. Derselbe soll ausser der Firma die Stichworte:

,,Aachener Badeöfen“, ,,Ori
,,Ueber 50000 im

Bedingungen:

1. Breite des Plakates nicht über 44 cm.
Höhe beliebig.

2 Ausführung in höchstens vier Farben
und einer Umriss- bez Schriftplatte.

3. Die Entwürfe sind so auszuführen,
dass die Vervielfältigung unmittelbar dar-
nach erfolgen kann.

4. Der Entwurf ist in modernem Plakat-
styl auszuführen. Die Wahl der Darstell-
ung ist freigestellt.

Eine bildliche Darstellung eines Bade-
und Gas-Ofens kann angebracht werden.

5. Für die drei besten Entwürfe werden

als Preise ausgesetzt: MR. 400. —,

Mk. 100.-, Mk. 60.—.

Das Eigenthumsrecht und das Recht der
ausschliesslichen Vervielfältigung der drei
preisgekrönten Entwürfe geht an die Firma
über. Ankauf weiterer Entwürfe behält sich
die Firma vor.

6. Die Entwürfe sind bis zum l. Dezember

final Houben’* Gasöfen“ und
Gebrauch“ enthalten.

1897 bei der Unterzeichneten Firma ohne
Nennung des Namens mit Kennwort ver-
sehen einzuliefern. Ein mit dem Kennwort
versehener verschlossener Umschlag, Na-
men und Adresse des Bewerbers enthaltend,
ist beizufügen.

7. Das Preisrichteramt haben übernom-
men die Herren:

I. Maler Arthur K a m p f, Professor an
der Malerakademie Düsseldorf.

II. Prof. Dr. Max S c h m i d , Prof, an der
kgl techn. Hochschule zu Aachen.

III. Bildhauer B. G. Kraus, Prof. a. d.
kgl. techn. Hochschule zu Aachen.

IV. Die Inhaberder Firma J. G. Houben
Sohn Carl.

Die eingereichten Entwürfe werden öffent-
lich ausgestellt.

Die Entscheidung des Preis-Gerichts er-
folgt am 15. Dezember 1897. Die nicht preis-
gekrönten oder angekauften Entwürfe wer-
den auf Wunsch postfrei zurückgesandt.

Institut RUDOW

Berlin IV., Leipzigerstr. 13,
besorgt f. alle Plätze exakt u. direkt

Auskünfte u. Ermittelungen
jeder Art, Beobnchtungen etc.
sowie alle sonst. Vertrsiuensaii-
gelegenheiten. Prosp. kostenfr.

atßnt:ßureau

GDedreux BmiirM

Ausfuhrl. Prospcctt.qi Jtli.

j^o/iicjerant Ö. /imm2rmam\
Greussen in Thüringen
empfiehlt

Grottensteine, Grottenbauten,
felsenbauten, Wintergärten,
Cascaöen etc.

Aachen, den 1. September 1897.

J. G. Houben Sohn Carl.

Skizzen, preise und pe/erenzen frei.

737
Register
Monogrammist Frosch: Allerhand Merkwürdiges von der Münchner Internationalen Kunstausstellung
Ki-Ki-Ki: Allerhand Merkwürdiges von der Münchner Kunstausstellung
 
Annotationen