DOI Heft:
Nr. 44 (30 Oktober)
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.3210#0294
1897
JUGEND
Nr. 44
John Swan (London).
. „StobenSie mit dem Ruder ab vom Dampfer!"
ichrie Steen dem andern Ruderer zu. Dieser ge-
horchte, und mir schwammen so eben, so eben
an dem Kolos; vorbei. Vom Dampfer herab
Prasselte eine volle Garbe von Seemannsflüchen
?uf uns nieder, die allerlei wohlmeinende Rath-
ichlügc enthielten.
.. Steen behielt die Ruder. Martens verlangte
Ne nicht zurück.
Wenn jetzt jemand gewagt hätte, etwas gegen
den Herrn zu sagen — was dem wohl pasiirt
ivare!
Die Damen lieben ihn kaum noch aus den
gingen. Gar nicht aus den Augen lieb ihn die-
>emge, welche — der Leser weitz schon. Ihr
<!lick schien um Verzeihung zu bitten.
. Alles gehorchte jetzt seinen Anordnungen, und
wir kamen dabei bald in de» sicheren Hafen. An
Land gekommen, suhlten wir in unserer Durch-
frorenheit das Bedürfniß »ach einem heiben Trunk.
„Herr Steen", sagte ich, „Sic haben uns das
Leben gerettet; nun müssen Sie auch so groh-
müthig sein, uns für unsere Dummheilen bei
einem Grog die Kopse zu waschen. Uns friert;
wir wollen einen trinken."
„Mir ist sehr warm!" sagte er überrascht.
„Aber wenn ich an die Geschichte zurückdenke,
krieg ich nachträglich das Gruseln."
„Sie sind ja eine kompletc Wasserratte!" ries
Martens.
„Ich denke nicht dran", eiitgcgnete Steen.
„Dies war meine dritte Kahnfahrt. Ich würde
keinem rathen, mir auf dem Wasser sein Leben
anzuvertrauen. Aber mir geht ctivas ab, ivas
aui dem Wasser sehr hinderlich ist."
„Nun?" fragte Martens gespannt.
„Die Saloncourage", versetzte Steen.
Dämmerung
Da draussen die dunkle Ferne,
Alles wie ein Traum;
Schwach nur leuchten die Sterne
Aus dem unendlichen Raum.
Die Häuser, die Büsche und Bäume,
Ueber die Felder hin
Alles wie Schatten und Träume.
Ob ich wachend bin ?
Tag und Nacht verwoben,
Leben und Tod in Eins.
Aber schon glänzen oben
Die Sterne helleren Scheins.
GUSTAV FALKE.
745
JUGEND
Nr. 44
John Swan (London).
. „StobenSie mit dem Ruder ab vom Dampfer!"
ichrie Steen dem andern Ruderer zu. Dieser ge-
horchte, und mir schwammen so eben, so eben
an dem Kolos; vorbei. Vom Dampfer herab
Prasselte eine volle Garbe von Seemannsflüchen
?uf uns nieder, die allerlei wohlmeinende Rath-
ichlügc enthielten.
.. Steen behielt die Ruder. Martens verlangte
Ne nicht zurück.
Wenn jetzt jemand gewagt hätte, etwas gegen
den Herrn zu sagen — was dem wohl pasiirt
ivare!
Die Damen lieben ihn kaum noch aus den
gingen. Gar nicht aus den Augen lieb ihn die-
>emge, welche — der Leser weitz schon. Ihr
<!lick schien um Verzeihung zu bitten.
. Alles gehorchte jetzt seinen Anordnungen, und
wir kamen dabei bald in de» sicheren Hafen. An
Land gekommen, suhlten wir in unserer Durch-
frorenheit das Bedürfniß »ach einem heiben Trunk.
„Herr Steen", sagte ich, „Sic haben uns das
Leben gerettet; nun müssen Sie auch so groh-
müthig sein, uns für unsere Dummheilen bei
einem Grog die Kopse zu waschen. Uns friert;
wir wollen einen trinken."
„Mir ist sehr warm!" sagte er überrascht.
„Aber wenn ich an die Geschichte zurückdenke,
krieg ich nachträglich das Gruseln."
„Sie sind ja eine kompletc Wasserratte!" ries
Martens.
„Ich denke nicht dran", eiitgcgnete Steen.
„Dies war meine dritte Kahnfahrt. Ich würde
keinem rathen, mir auf dem Wasser sein Leben
anzuvertrauen. Aber mir geht ctivas ab, ivas
aui dem Wasser sehr hinderlich ist."
„Nun?" fragte Martens gespannt.
„Die Saloncourage", versetzte Steen.
Dämmerung
Da draussen die dunkle Ferne,
Alles wie ein Traum;
Schwach nur leuchten die Sterne
Aus dem unendlichen Raum.
Die Häuser, die Büsche und Bäume,
Ueber die Felder hin
Alles wie Schatten und Träume.
Ob ich wachend bin ?
Tag und Nacht verwoben,
Leben und Tod in Eins.
Aber schon glänzen oben
Die Sterne helleren Scheins.
GUSTAV FALKE.
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