Der gestrige Theaterabend
von Renata Jucini
Zlorentiner Dialekt. — Deutsch von Paul Heyse)
Vcrdiana.
Ob wir uns amüsirt? Ganz ungeheuer!
Es war famos! Der letzte Akt im Stück,
wenn er sie findet — solche Vvuth im Blick —
Bcppa.
Erzähl doch gleich das ganze Abenteuer.
V c r d i a n a.
Nun denn: Ihm war die Sache nicht geheuer.
Er gehr zu Schiff, kehrt aber gleich zurück
Und aktrapirt den Andern — solch ein Strick!
Sic schenkt' ihm schon ihr Bild; nun zahlt
cr's thcucr.
Denn was rhut Er? Zu seinem Onkel geht er,
Gleich, ohne Hur — ein 2luftritt, sag' ich dir! —
Und sagt: er oder ich! — wen cs nun trifft!
Sic hört davon und kommt ein wenig später
Dazu, in einem Rlcid, wie meines hier,
Doch prachtvoll! schwarzer Sammrl — und
nimmt dann Gift.
%n\n2 an die )\rmuth
Von per TJal 1 strörn.
)\rmuth, pu graue, magere )\rmuth! Stets sehe ich
peinen hohlen plick dem meineri entgegegstarren.
)\uj der Strasse habe ich pich geseheg, wie pu
mit peinen langeg fänden Schatten warfst über den
gehäufteg Staat erleuchteter j-ensler, peinen kalten
f\theig über eine geröthete Kinderwange hauchend,
höhnisch den pedienten des pettelmannes spielend und im
)\nmeldeton seinen ftamen durch die Gefängnissthüre
schleudernd.
jn Tjeimslätlen habe ich pich gesehen; ig die dunkelste
£cke gekauert, wie eine Spinne sitzest pu und webst
pein J'fetz immer weiter und weiter, sitzest auf der Xauer
nach allen flatternden Träumen, nach dem glitzernden
psycheschmetterling selbst.
Me Träume schlagen gegen peine fädeg, alle
bleiben hängeg, und Pu saugst sie aus und wirfs* die
leichte Schale fort, aber niemals wirst pu satt, pu
spinnst und spinnst Peine j-ädcn und streust Pein
bitteres Gift aus, dicht wie J'febel. pie parze k^lotho bist
pu. Pu drehst den faden des Schicksals, pu drehst
ihn so düng, so karg, dass er in nichts verschwindet;
er braucht nicht abgeschnitten zu werdeg, er hört auf
zwischen peinen harten fingerg.
Qnd die ganze Veit beinahe ist peig.
pein ist der £öwe, dem pu die mageren flanken
peitschest, bis sein ausgehungerter Jjerrscherzorn die
Vüste in Schrecken setzt, pein ist die Maus, die pu
in die falle getrieben und die winselnd ihren V^opf
gegen die fäden stösst.
pu legst pein lachendes Mtlilz dicht an sie und
lallst-wie ein V^ind zu einem gefangenen Vogel: „Jss
doch, >ss doch vom V^öder! pa hast pu .Geckereien.
Vorüber klagst pu?“
Ja, pu bist mehr als die parze, pu bist die Kraft,
die das Ganze zusammenhält, pu bist die Spannung
zum Mittelpunkt des Veltalls, die ftathwendigkeit bist
pu, die Gültig mit der Gisenmaske.
Auf einen regenfeuchten Stein vergoss ich Oel—
Und allsogleich in hundertfältig farbigen Glanz.
Schien mir der Stein von einer zarten Haut
umspannt.
Ha dacht ich stillen Dankes voll der Poesie,
Der wenigen Tropfen eines milden Wunderöls,
Die über’s Leben spannten diesen bunten Schein.
Otto Erich Hartlcbcn.
Von reifen Früchten träumt ich eine volle Dacht,
Von goldigen im dunkel-üppigen Gebüsch.
Am Berge war es, unter altem Dlauerwerk
Und Duft und Sonne glühten da in Heimlichkeit. —
Von gelben Dlarmorschwellen rieselte müd
ein Quell
Und eine Bymphe lauschte dem leisen Jropfenfall
Undfing die kühlen Perlen mit der offnen Hand.
Von reifen Früchten träumt ich die volle Dacht.
Otto Erich Hartlebcn.
Von reifen Früchten
von Renata Jucini
Zlorentiner Dialekt. — Deutsch von Paul Heyse)
Vcrdiana.
Ob wir uns amüsirt? Ganz ungeheuer!
Es war famos! Der letzte Akt im Stück,
wenn er sie findet — solche Vvuth im Blick —
Bcppa.
Erzähl doch gleich das ganze Abenteuer.
V c r d i a n a.
Nun denn: Ihm war die Sache nicht geheuer.
Er gehr zu Schiff, kehrt aber gleich zurück
Und aktrapirt den Andern — solch ein Strick!
Sic schenkt' ihm schon ihr Bild; nun zahlt
cr's thcucr.
Denn was rhut Er? Zu seinem Onkel geht er,
Gleich, ohne Hur — ein 2luftritt, sag' ich dir! —
Und sagt: er oder ich! — wen cs nun trifft!
Sic hört davon und kommt ein wenig später
Dazu, in einem Rlcid, wie meines hier,
Doch prachtvoll! schwarzer Sammrl — und
nimmt dann Gift.
%n\n2 an die )\rmuth
Von per TJal 1 strörn.
)\rmuth, pu graue, magere )\rmuth! Stets sehe ich
peinen hohlen plick dem meineri entgegegstarren.
)\uj der Strasse habe ich pich geseheg, wie pu
mit peinen langeg fänden Schatten warfst über den
gehäufteg Staat erleuchteter j-ensler, peinen kalten
f\theig über eine geröthete Kinderwange hauchend,
höhnisch den pedienten des pettelmannes spielend und im
)\nmeldeton seinen ftamen durch die Gefängnissthüre
schleudernd.
jn Tjeimslätlen habe ich pich gesehen; ig die dunkelste
£cke gekauert, wie eine Spinne sitzest pu und webst
pein J'fetz immer weiter und weiter, sitzest auf der Xauer
nach allen flatternden Träumen, nach dem glitzernden
psycheschmetterling selbst.
Me Träume schlagen gegen peine fädeg, alle
bleiben hängeg, und Pu saugst sie aus und wirfs* die
leichte Schale fort, aber niemals wirst pu satt, pu
spinnst und spinnst Peine j-ädcn und streust Pein
bitteres Gift aus, dicht wie J'febel. pie parze k^lotho bist
pu. Pu drehst den faden des Schicksals, pu drehst
ihn so düng, so karg, dass er in nichts verschwindet;
er braucht nicht abgeschnitten zu werdeg, er hört auf
zwischen peinen harten fingerg.
Qnd die ganze Veit beinahe ist peig.
pein ist der £öwe, dem pu die mageren flanken
peitschest, bis sein ausgehungerter Jjerrscherzorn die
Vüste in Schrecken setzt, pein ist die Maus, die pu
in die falle getrieben und die winselnd ihren V^opf
gegen die fäden stösst.
pu legst pein lachendes Mtlilz dicht an sie und
lallst-wie ein V^ind zu einem gefangenen Vogel: „Jss
doch, >ss doch vom V^öder! pa hast pu .Geckereien.
Vorüber klagst pu?“
Ja, pu bist mehr als die parze, pu bist die Kraft,
die das Ganze zusammenhält, pu bist die Spannung
zum Mittelpunkt des Veltalls, die ftathwendigkeit bist
pu, die Gültig mit der Gisenmaske.
Auf einen regenfeuchten Stein vergoss ich Oel—
Und allsogleich in hundertfältig farbigen Glanz.
Schien mir der Stein von einer zarten Haut
umspannt.
Ha dacht ich stillen Dankes voll der Poesie,
Der wenigen Tropfen eines milden Wunderöls,
Die über’s Leben spannten diesen bunten Schein.
Otto Erich Hartlcbcn.
Von reifen Früchten träumt ich eine volle Dacht,
Von goldigen im dunkel-üppigen Gebüsch.
Am Berge war es, unter altem Dlauerwerk
Und Duft und Sonne glühten da in Heimlichkeit. —
Von gelben Dlarmorschwellen rieselte müd
ein Quell
Und eine Bymphe lauschte dem leisen Jropfenfall
Undfing die kühlen Perlen mit der offnen Hand.
Von reifen Früchten träumt ich die volle Dacht.
Otto Erich Hartlebcn.
Von reifen Früchten