1898
JUGEND
Nr. 24
»
diskret der Unannehmlichkeit überhoben, konsta-
tircn zu müssen, wie sehr sie's nöthig hatte. Aber
gennß sehr! Auf den nächsten Seiten treibt wieder-
nrn Fritz Erter sein Unwesen, indem er splitternackte
Damen mit angezogenen Mannsbildern einen
Herbstreigen tanzen lässt. Obschon diese miß-
gestaltetenFrauenzimmer selbst im ausgezogensten
Zustand wohl auch auf den anspruchslosesten Mann
keinerlei gefährliche Reize ausüben würden, em-
pörend bleibt immerhin schon die Vorstellung,
das; so was in ihrer Gedankenwelt vorkommt.
Taumeln sie nur immer so weiter dem Abgrund
zu! - Julius Diez verhöhnt auf Seite 349 den
Kcllnerberuf: traurig genug, das; sie sich dazu
hergeben, ans den wichtigsten Nährstand ihren
Spott zu ergießen. Warum hat Diez den Kellner
nicht schlicht und würdig dargestcllt, wie Karl
Haider ans der nächsten Seite den Wildschützen
mit seinem Maßkrug? Ebenso lieblos und noch
dazu als schlimmer Reaktionär verhohnübelt Wilkc
die Frauenbewegung, Warum soll das Weib
nicht schnupfen? Sind denn alle Genüsse der
Erde nur für den Mann? — Ucbrigens sind die
beiden Frauen auf Wilke's Zeichnung entschieden
unhübsch. Bei der linken hat vielleicht noch die
schlanke Gestalt einen gewissen Reiz, der Dame
rechts aber fehlt auch dieser; sie ist nicht gutge-
wachsen, Soll man sich an Franz Langheinrichs
November-Delirien mit den zwei angesäuselten
alten Nachtschwärmern erfreuen? Oder an Gustav
Falke's „Eine Liebe", einer Geschichte in Versen,
worin der Dichter an den Knöpfen abzählt: Soll
ich? Soll ich nicht? Oder an der Geschichte vom
unreellen Wettbewerb mit dein Cognacpfropfen?
— Ja, wenn einmal die Bilder in der „Jugend"
so gut wären, als der Text sein sollte, ich würde
noch ihr freiwilliger Abonnent,
An der nächsten, der Damen-Nummer, ärgert
mich schon das Titelblatt mit dem grinsenden
Mägdelein und der französischen Unterschrift, Es
ist ja ganz nett, wenn man ein vierblättriges
Kleeblatt findet, aber diesen fanatischen Jubel-
ausbruch verdient das Stückchen Griinzeug wirklich
nicht. Und die Stickerei auf dem Brustfleck! Wenn
sich ein Frauenzimmer erst mit der Inschrift
Der Lravattenfex Julius Diez <München)-
Dir Hausfrau am Lerr de» Zimmerherrn! «Aber na, aber na, jetzt har er schrn wieder mci plumeau anjsg'ni*
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JUGEND
Nr. 24
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diskret der Unannehmlichkeit überhoben, konsta-
tircn zu müssen, wie sehr sie's nöthig hatte. Aber
gennß sehr! Auf den nächsten Seiten treibt wieder-
nrn Fritz Erter sein Unwesen, indem er splitternackte
Damen mit angezogenen Mannsbildern einen
Herbstreigen tanzen lässt. Obschon diese miß-
gestaltetenFrauenzimmer selbst im ausgezogensten
Zustand wohl auch auf den anspruchslosesten Mann
keinerlei gefährliche Reize ausüben würden, em-
pörend bleibt immerhin schon die Vorstellung,
das; so was in ihrer Gedankenwelt vorkommt.
Taumeln sie nur immer so weiter dem Abgrund
zu! - Julius Diez verhöhnt auf Seite 349 den
Kcllnerberuf: traurig genug, das; sie sich dazu
hergeben, ans den wichtigsten Nährstand ihren
Spott zu ergießen. Warum hat Diez den Kellner
nicht schlicht und würdig dargestcllt, wie Karl
Haider ans der nächsten Seite den Wildschützen
mit seinem Maßkrug? Ebenso lieblos und noch
dazu als schlimmer Reaktionär verhohnübelt Wilkc
die Frauenbewegung, Warum soll das Weib
nicht schnupfen? Sind denn alle Genüsse der
Erde nur für den Mann? — Ucbrigens sind die
beiden Frauen auf Wilke's Zeichnung entschieden
unhübsch. Bei der linken hat vielleicht noch die
schlanke Gestalt einen gewissen Reiz, der Dame
rechts aber fehlt auch dieser; sie ist nicht gutge-
wachsen, Soll man sich an Franz Langheinrichs
November-Delirien mit den zwei angesäuselten
alten Nachtschwärmern erfreuen? Oder an Gustav
Falke's „Eine Liebe", einer Geschichte in Versen,
worin der Dichter an den Knöpfen abzählt: Soll
ich? Soll ich nicht? Oder an der Geschichte vom
unreellen Wettbewerb mit dein Cognacpfropfen?
— Ja, wenn einmal die Bilder in der „Jugend"
so gut wären, als der Text sein sollte, ich würde
noch ihr freiwilliger Abonnent,
An der nächsten, der Damen-Nummer, ärgert
mich schon das Titelblatt mit dem grinsenden
Mägdelein und der französischen Unterschrift, Es
ist ja ganz nett, wenn man ein vierblättriges
Kleeblatt findet, aber diesen fanatischen Jubel-
ausbruch verdient das Stückchen Griinzeug wirklich
nicht. Und die Stickerei auf dem Brustfleck! Wenn
sich ein Frauenzimmer erst mit der Inschrift
Der Lravattenfex Julius Diez <München)-
Dir Hausfrau am Lerr de» Zimmerherrn! «Aber na, aber na, jetzt har er schrn wieder mci plumeau anjsg'ni*
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