JUGEND
Nr. 28
1898
rüber^ llnh hn*^°\ilmb ®crr' kenn ^ habe Recht und Macht da-
Käfer und die ,0(mä uni) unbestritten. Denn siehe da, die
gegen sie vertkeidio»«" efr^e6en °uch Anspruch und ich muß den meinigen
freuen ^wollen davon leben, ich will mich daran
treten und zerdrücken^ mel)r SRed&t aIä ’ene- roeiI ^ fie 3615
das Wetter ho , ü !aiJn' fie ""4 nur ärgern. Es ist aber auch noch
duld und Keloss» bnses kann ich nicht zerdrücken; da muß ich Ge-
Allmocht nl,ett "."wickeln. ES steht aber noch ein Anderes meiner
Eigenwille,, r, 60 L11Ie,ne ®’e0Itnge haben auch einen Eigenbau und
volle Gm u fu" b,CU nur ganz bedingt Herr bin. Ich habe nur
wie ick r " Tod, ich kann sengen und brennen unter ihnen,
meiner fto„h --r ? 3 ^ ^ben kann ich nur steuern, wenn sie dem Drucke
Wen» ick, leisten wollen, und nur so weit, als sie dies wollen,
aenüot hi»-!' ’ .ungeduldig und unbillig in meinen Ansprüchen bin,
soaar liir „• 3U e,nem angenehmen Verhältnis Heute glühen wir
»l«>.'»-»»-«»». »d
den fie erleidenfur ste nur als unverantwortlichen Schmerz,
ei» lstblickms^-m^ Finger an ihnen zerstochen, aber das war
auch der ^Gedanke" »irf» mich nicht. Es schmerzte mich aber
daß sie sterben müssen'
um nur. dem Lebendigen,
c>»e höhere Lebensfreude
Zu verschaffen. Ich rausche
auf, und sie sinken zusam-
'nenl Noch nicht, aber in
einigen Stunden. Noch
smd sie im Anfgehen, im
Aufrauschen auch sie. Denn
uh bin raffinirt I Wann
Mlnck ich meine Rosen?
Am Morgen, eh die volle
Sonne darauf fiel und
wenn der Thau noch da-
raus liegt; an ihrem
Morgen, als aufbrechende
rlnospen pflücke ich sie,
wo sie schön, aber noch
mcht ganz m» schönsten
finb; eine Stunde, einen
Tag vorher. Den Todes-
stoß im Herzen, haben sic
noch Zeit und Muth, noch
"ben genug, um sich
Zur vollen Schönheit zu
entfalten — eine Stunde
einen Tag vor ihrem Tode^
Sie verlangen nur noch
-tvasser, wie der verblut-
ende Mensch.
llnd doch schmerzt es
mich nicht. Bin ich nicht
grausam? Aber ich weiß
Ne hätten ja auch am
Stock nach einigen Tagen
"°rben müssen, verfärbt,
verblüht, verwelkt, ent-
blättert, entduftet, ent-
^eN>t, ihrem Träger zur
Last uiid den nachaiiellei,-
m".lnospeiisch,vesternzilr
Vedrnckung; nun finden
diese Raum und Saft m
UH'c m schönen Erblühen.
.batten auch nicht diese
mächtigeLustgeweckt,ihren
Gott erregt, berauscht n»d
andächtig gemacht; sie hät-
ten den Zweck ihres Da-
seins nicht dadurch erhöht,
daß sie das eines Gewal-
tigeren erhöhten und reizten, zu wer weiß welch höherem Schaffen.
So strömte ihre letzte, erhöhte, durch den Tod im Innern gespornte
Lebenskraft in eine Welle höheren Lebens hinüber, und mit diesem in
ein noch höheres — oh, die Himmel sind tief! Ach und sie wissen
nichts und spüren nichts davon, als allein den Drang, noch zu blühen,
und den Schmerz, daran zu vergehen. Sie ahnen die Lust nicht, die
sie erregen, sie wissen nicht, ob sie in dieser Schale da vor meinen
trunkenen Augen vergehen, oder am Stock entblättern, oder am Busen
eines schönen Weibes welken, oder von einer hungrigen Gais gefressen
werden. Es kränkt mich, daß ich sie nicht erleuchten kann, diese da,
vor mir. Aber wäre ich ein Lichtbringer für diese Auserwählten, wäre
ich nicht ein Teufel für die Verworfenen, Verpfuschten, Vergessenen und
Gefressenen? Laß ihnen die Blindheit, in der ihnen wohler ist! Laß
sie drangvoll in eine diefdunkle Welt hineinschwellen, die kein Strahl
erleuchtet, hineinschwellen, aufbrechen, blühen, glühen und vergehen.
Freue Du Dich ihrer, Lichtauge, Menschenauge, mein Auge, berausche
Dich an ihr, lichtdurstige, farbenfrohe Menschenscele, meine Seele! —
Du süßes Opfer vor mir, komm näher, mein bleib, wo Du bist, da'
mit ich mich nicht vergesse. Du bist schön. So scheine mir in die
Seele, sieh mir in die Augen. Hättest Du Augen, Du sähst Deine
Schönheit sich in meinen
spiegeln. Sie tragen Dein
Bild auf ihrem Grunde.
Ist es Dir nicht genug,
in meinen Augen flammen
zu dürfen?
Wenn unsere Nacht
kommt, wollen wir sie
beide schließen, sanft und
geduldig, gleichmüthig,
satt vom genossenen Leben
und zufrieden mit unferm
Loose.
Noch einen Athemzug
über Dir, geliebtes Opfer:
noch einen Hauch Deines
Dufts, einen Blick Dei-
ner Farbe, einen Schim-
mer Deiner Schönheit,
einen Wink Deines Schick-
sals — und nun sei es
genug.-
Es lächelt dem sonder-
baren Schwärmer nach.
Trunken nahte er, und
festen Schrittes geht er!
Sind so die höheren Räusche?
Es scheint! x.
A
Gib Dich darein
Ich wollte das Meis ausreuten,
Das mir aus dem Herzen trieb.
Wund riß ich den Boden,
Aber die Wurzel blieb.
Die tiefklammernde Wurzel
Tödtete ich nicht,
Treibt immer neue Keime
Und neue Blüthen an's Licht
Rothe, brennende Blüthen,
Die spotten meiner: Thor!
Wir schießen wie rothe Zunken
Aus der alten Gluth hervor.
Wir kommen immer wieder.
Gib Dich doch darein.
Deine größten Schmerzen sollen
Deine tiefste Freude sein.
Gustav Falke.
Christ. Wild (München).
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Nr. 28
1898
rüber^ llnh hn*^°\ilmb ®crr' kenn ^ habe Recht und Macht da-
Käfer und die ,0(mä uni) unbestritten. Denn siehe da, die
gegen sie vertkeidio»«" efr^e6en °uch Anspruch und ich muß den meinigen
freuen ^wollen davon leben, ich will mich daran
treten und zerdrücken^ mel)r SRed&t aIä ’ene- roeiI ^ fie 3615
das Wetter ho , ü !aiJn' fie ""4 nur ärgern. Es ist aber auch noch
duld und Keloss» bnses kann ich nicht zerdrücken; da muß ich Ge-
Allmocht nl,ett "."wickeln. ES steht aber noch ein Anderes meiner
Eigenwille,, r, 60 L11Ie,ne ®’e0Itnge haben auch einen Eigenbau und
volle Gm u fu" b,CU nur ganz bedingt Herr bin. Ich habe nur
wie ick r " Tod, ich kann sengen und brennen unter ihnen,
meiner fto„h --r ? 3 ^ ^ben kann ich nur steuern, wenn sie dem Drucke
Wen» ick, leisten wollen, und nur so weit, als sie dies wollen,
aenüot hi»-!' ’ .ungeduldig und unbillig in meinen Ansprüchen bin,
soaar liir „• 3U e,nem angenehmen Verhältnis Heute glühen wir
»l«>.'»-»»-«»». »d
den fie erleidenfur ste nur als unverantwortlichen Schmerz,
ei» lstblickms^-m^ Finger an ihnen zerstochen, aber das war
auch der ^Gedanke" »irf» mich nicht. Es schmerzte mich aber
daß sie sterben müssen'
um nur. dem Lebendigen,
c>»e höhere Lebensfreude
Zu verschaffen. Ich rausche
auf, und sie sinken zusam-
'nenl Noch nicht, aber in
einigen Stunden. Noch
smd sie im Anfgehen, im
Aufrauschen auch sie. Denn
uh bin raffinirt I Wann
Mlnck ich meine Rosen?
Am Morgen, eh die volle
Sonne darauf fiel und
wenn der Thau noch da-
raus liegt; an ihrem
Morgen, als aufbrechende
rlnospen pflücke ich sie,
wo sie schön, aber noch
mcht ganz m» schönsten
finb; eine Stunde, einen
Tag vorher. Den Todes-
stoß im Herzen, haben sic
noch Zeit und Muth, noch
"ben genug, um sich
Zur vollen Schönheit zu
entfalten — eine Stunde
einen Tag vor ihrem Tode^
Sie verlangen nur noch
-tvasser, wie der verblut-
ende Mensch.
llnd doch schmerzt es
mich nicht. Bin ich nicht
grausam? Aber ich weiß
Ne hätten ja auch am
Stock nach einigen Tagen
"°rben müssen, verfärbt,
verblüht, verwelkt, ent-
blättert, entduftet, ent-
^eN>t, ihrem Träger zur
Last uiid den nachaiiellei,-
m".lnospeiisch,vesternzilr
Vedrnckung; nun finden
diese Raum und Saft m
UH'c m schönen Erblühen.
.batten auch nicht diese
mächtigeLustgeweckt,ihren
Gott erregt, berauscht n»d
andächtig gemacht; sie hät-
ten den Zweck ihres Da-
seins nicht dadurch erhöht,
daß sie das eines Gewal-
tigeren erhöhten und reizten, zu wer weiß welch höherem Schaffen.
So strömte ihre letzte, erhöhte, durch den Tod im Innern gespornte
Lebenskraft in eine Welle höheren Lebens hinüber, und mit diesem in
ein noch höheres — oh, die Himmel sind tief! Ach und sie wissen
nichts und spüren nichts davon, als allein den Drang, noch zu blühen,
und den Schmerz, daran zu vergehen. Sie ahnen die Lust nicht, die
sie erregen, sie wissen nicht, ob sie in dieser Schale da vor meinen
trunkenen Augen vergehen, oder am Stock entblättern, oder am Busen
eines schönen Weibes welken, oder von einer hungrigen Gais gefressen
werden. Es kränkt mich, daß ich sie nicht erleuchten kann, diese da,
vor mir. Aber wäre ich ein Lichtbringer für diese Auserwählten, wäre
ich nicht ein Teufel für die Verworfenen, Verpfuschten, Vergessenen und
Gefressenen? Laß ihnen die Blindheit, in der ihnen wohler ist! Laß
sie drangvoll in eine diefdunkle Welt hineinschwellen, die kein Strahl
erleuchtet, hineinschwellen, aufbrechen, blühen, glühen und vergehen.
Freue Du Dich ihrer, Lichtauge, Menschenauge, mein Auge, berausche
Dich an ihr, lichtdurstige, farbenfrohe Menschenscele, meine Seele! —
Du süßes Opfer vor mir, komm näher, mein bleib, wo Du bist, da'
mit ich mich nicht vergesse. Du bist schön. So scheine mir in die
Seele, sieh mir in die Augen. Hättest Du Augen, Du sähst Deine
Schönheit sich in meinen
spiegeln. Sie tragen Dein
Bild auf ihrem Grunde.
Ist es Dir nicht genug,
in meinen Augen flammen
zu dürfen?
Wenn unsere Nacht
kommt, wollen wir sie
beide schließen, sanft und
geduldig, gleichmüthig,
satt vom genossenen Leben
und zufrieden mit unferm
Loose.
Noch einen Athemzug
über Dir, geliebtes Opfer:
noch einen Hauch Deines
Dufts, einen Blick Dei-
ner Farbe, einen Schim-
mer Deiner Schönheit,
einen Wink Deines Schick-
sals — und nun sei es
genug.-
Es lächelt dem sonder-
baren Schwärmer nach.
Trunken nahte er, und
festen Schrittes geht er!
Sind so die höheren Räusche?
Es scheint! x.
A
Gib Dich darein
Ich wollte das Meis ausreuten,
Das mir aus dem Herzen trieb.
Wund riß ich den Boden,
Aber die Wurzel blieb.
Die tiefklammernde Wurzel
Tödtete ich nicht,
Treibt immer neue Keime
Und neue Blüthen an's Licht
Rothe, brennende Blüthen,
Die spotten meiner: Thor!
Wir schießen wie rothe Zunken
Aus der alten Gluth hervor.
Wir kommen immer wieder.
Gib Dich doch darein.
Deine größten Schmerzen sollen
Deine tiefste Freude sein.
Gustav Falke.
Christ. Wild (München).
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