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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 3.1898, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 29 (16. Juli 1898)
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Nr. 29

JUGEND

1898

In Feldkirch gibt es ein Organ,

Das fuhrt den Namen „Pelikan",

Sein Leiter Künzle hat '»cn Spahn —
An Dummheit kann ihm keiner an,
Dem Pelikan.

Jedwedem Blödsinn bricht er Bahn,
Trügt jeder Niedertracht die Fahn'

Mit Lust durch Dick und Dünn voran,
Drum freut sich jeder Hetzkaplan
Am Pelikan.

So lustig sieht kein Blatt sich an,

Es lachten Alle, die es sah'n,

Ja selbst das Wirthshaus au der Lahn
Kann nicht entfernt an ihn heran,

Den Pelikan.

Der volle Titel dieses famosen Blattes lautet:
„Der Pelikan", „Monatsschrift für das Volk zum
Preise des allerheiligsten Altarssakramentes, Or-
gan der Erzbruderschaft der Ewigen Anbetung,
der Ehrenwache des heiligsten Herzens Jesu, der
nächtlichen.Anbetung und anderer eucharistischer
Vereine. Herausgegeben mit Genehmigung
deS Bischofs von St. Gallen von Joh.
Künzle, Priester der Anbetung in Feldkirch."
Bekannt ist.das Blatt einem weiten Kreise durch
feine energische Bethciligung am Mist Vaughnn-
Schwindel und der unter der Aegide deS frommen
Fürsten Löwenstein inszcnirten Parforcejagd gegen
Bitru, den Freimaurerteufel.

Den Bitru und den Ahriman

Bekämpft das Blatt mit scharfem Zahn;

Es setzt aufs Dach den rothen Hahn,

Der Loge und dein Fortschrittsmann,

Der Pelikan.

Der Pelikan hat 90,000 Abonnenten. Einer-
seits sagt er es selbst und andererseits ist es gar
keiiu so große Merkwürdigkeit angesichts der
misterordentlich einflustreichen Beziehungen des
Herrn KüNzle mit höheren Instanzen. Man höre
ihn nun! Er schreibt: „Vertrag mit dem
heiligen Joseph. In den Danksagungen, die
ivir zuweilen bringen, sehen unsere lieben Leser,
daß kein Heiliger so gern und so schnell
hilft, wie der HeiligeJosePh. Der Pelikan
hat schon oft die Macht desselben an sich selbst
erfahren. Im ersten Jahre versprach der jetzige
Redakteur, damals Pfarrer in Amden in der
Schweiz, 50 Josephsbücher zu verschenken, wenn
der Pelikan 2000 Ab onnenten erhalte. Im selben
Jahre erhielt er 2500. Im folgenden Jahre
sagten wir: „Lieber, heiliger Joseph, wenn du
es Heuer auf 8000 Abonnenten bringst, will ich
hundert solcher Josephsbücher verschenken." Am
Ende des Jahres waren 12 000 Abonnenten.
Im nächsten Jahre hofften wir 80 000, vor Ende
des Jahres waren es 80 000. Dies Jahr ivaren
ivir so kühn, mit dem heiligen Joseph von 50 000
Exemplaren zu sprechen, und erklärten uns be-
reit, eine größere Anzahl von Josephsbüchlein
zu verschenken. Jetzt sind 90000 Abonnenten da."

Die Redaktion der „Jugend" wird sich dies
Beispiel zu Nutze machen und wahrscheinlich
einen ganz gleichartigen Vertrag schließen mit
dem heiligen Antonius von Padua. Für jedes
Tausend Abonnenten, das wir seiner besonderen
Fürsorge verdanken, wollen wir ein Dutzend
Exemplare seiner bekannten, von Wilhelm Busch
geschriebenen und illustrirten Biographie an die
Gläubigen vertheilen. Hoffentlich gelingt's. Das
Beispiel des Pelikan ist wirklich gut.

Sprecht, ist das nicht ein feiner Plan?

Da braucht's nicht Post, noch Eisenbahn,
Sankt Joseph sorgt für's Abonneman
Und schleift die Inserenten ran
Dem Pelikan!

Ob Künzle auch ein Charlatan,

Mit seinem großen Hintermann,

Der solche Wunder wirken kann,

Wird ihm die Welt noch unterthan,

Dem Pelikan I

Dann liest der Pfaff, wie der Ulan,

Der Meier, Müller, Kohn und Cahn,

Auf Erden, wie dort oben dann,

Im Mond und im Aldebaran
Den Pelikan I

Die rasende Zunahme der Abonnenten des
heiligen Federvieh's hat aber noch einen anderen
Grund. Das Blatt zu halten gewährt nämlich
ganz außerordentliche Vortheile: Lassen wir es
noch einmal selber sprechen:

„280 Priester segnen täglich die Pelikan-
lcser. 280 Priester haben bis jetzt uns schriftlich
versprochen: 1. Täglich bei der hl. Messe alle
Leser deS „Pelikan" und deren Kinder und deren
Anliegen einzuschließen. 2. Bei der Ertheilung
des Schlußsegens nochmals alle diese in den
Segen einzuschließen. 3. Jeden Abend vor
dem Schlafengehen allen nochmals den hl.
Segen zu ertheilen. (Benedictio Bei omnipotentis
etc. Weihwasser.) Wir hoffen zuversichtlich, daß
dieser Segen vielen Kranken und Betrübten eine
ruhige Nacht geben und manchen sogar auffallend
helfen wird, wenn sie sich in diesen Segen em-
pfehlen. Wir bitten dafür aber auch unsere lieben
Leser, es zur Aufmunterung und Freude dieser
lieben Priester zu berichten, wenn ihnen auf-
fallend beholfen wird. — Die Erfahrung lehrt,
daß der Segen eines einzigen Priesters oft
Hilst, wenn der Hilfesuchende mit Vertrauen auf
die Macht und Güte Jesu Christi diesen Segen
verlangt. Wie viel wird erst der Segen von 280
Priestern vermögen!"

Wo endigt hier der blöde Wahn
Und wo geht die Gemeinheit an?

Mir scheint beinah' der Caliban,

Der doch zu tiefst gesteckt im Thran,

Ein Philosoph und Ehrenmann,
Verglichen mit dem Herrn Johann,

Der solchen Schwindel nusersann
Und solche freche Lügen spann
Im Pelikan!

Soeben erschienen:

„lugcnd“-Kicsenpostkarten

Wochenschrift „WED"

I. SERIE:

1. Bermann, C. Adolf, „Eva“,

2. Fidus, die Kugelläuferin,

3. Georgi, Walther, Frauenkirche in München,

4. Hegenbart, Fritz, „Schicksal der Menschheit, frei nach J. F. Leempoels,

5. Jank, Angelo, „ein Junge“, mit Gedicht von J. Locwenberg,

6. Kraszemka, Gräfin Otolia, „Primavera“.

Auf feinstem Kunstdruck-Carton, im Formate von 24'/- X 36'/- Gentirneter sind hervorragende Illustrationen aus unserer Wochenschrift

„JUGEND“

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München. G. HIRTH’S KUNSTVERLAG.

Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTIN1; G. HIRTH’s Kunstverlag; verantwortlich für den Inseratentheil: G. E1CH.Y1ANN; sämmtlich in München.

. Druck von KNORR & HIRTH, Gps. m. beschr. Haftung in München.

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Fritz Hegenbarth: Titelbild
 
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