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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 3.1898, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 31 (30. Juli 1898)
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Nr. 31

JUGEND

1898

zu vergeben, als sie einen prachtvollen Mond-
aufgang betrachtete, den kurz vorher schon ein
simpler Handwerksbursche angesehen hatte. Der
allmächtige Gott segne diesen Engel in Menschen-
gestalt!

Hoher Bergsteiger. Seine Hoheit, der
Herr Herzog, bestieg neulich allerhöchsteigenhändig
die 500 Meter hohe Hochspitze, eine Hochtour,
welche der hohe Tourist mit hoher Gewandtheit
und körperlicher Frische aussührte, und welche
höchstihn mit hoher Befriedigung erfüllte. Die

Lin „Zugend"-Zreunv

„Bereits seit längerer Zeit
verfolge ich Ihr Blatt mit leb-

Leistung ist um so höher anzuschlagen, als Seine
Hoheit hochgradig an der sogenannten Hoch-
gebirgskrankheit leidet.

Allerhöchster Edclmuth. Unser aller-
gnädigster Landesvater, unser allerhöchster, grosz-
mächtiger König Hans Jakob XII. ist bekannt-
lich nicht nur ein eifriger, sondern auch einer der
besten, wenn nicht der beste Schlitze seines Lan-
des. Neulich betheiligtc er sich nun auch an dem
Hubertusschießen der Schützcngcsellschaft in X.
Zum allgemeinen Erstaunen schoß der hohe Herr
bald einige Meter rechts, bald einige Meter links
neben die Scheibe. Die Anwesenden wollten dies
schon damit erklären, daß die Scheibe theils zu
weit nach links, theils zu weit nach rechts stehe,
aber ein alter dienstergrauter Kammerherr, der
das Herz seines Fürsten besser kannte, fand den

wahren Grund: in seinem allerhöchsten Edelmuthe
hatte Sc. Majestät es vermeiden wollen, schlech-
tere Schlitzen durch Bcsserschicßen zu beschämen.
Welch ein Mann!

Prinzessin Adnlgisa von Schuivfel-
bach-KlaVverödorf, die sich mit dem Prinzen
Theobald verlobt hat, ist eine Dame von bestrick-
endem Liebreiz, die gleich bei ihrem ersten Aus-
treten am hiesigen Hofe alle Herzen im Sturme
eroberte. Ihre außergewöhnlich schlanke Gestalt
entbehrt jeder Spur von störender Fülle und ihr
Blick ist so eigenartig gestaltet, daß es ihr
möglich ist, mehr als einen Sterblichen
zu gleicher Zeit durch einen Strahl aus
einen: ihrer seelenvollcn Augen zu be-
glücken. Das prachtvolle blonde Haar der
Prinzessin bildet einen eigenartigen Con-
trast zu den: dunklen Teint und den schwar-
zen Brauen der hohen Dame, welche, seit
jeher aus großem Fuße lebend, durch ihr
festes und energisches Auftreten Jedem
imponirt. Prinzessin Adalgisa steht im
Bliithenalter der zweiten Zwanziger und
besitzt ein kolossales Vermögen. Ihre
Verbindung mit dem Prinzen Theobald,
der als flotter Sportsmau und Lebe-
mann, sowie durch seine Beziehungen
zur haute finance in weiten Kreisen be-
kannt ist, soll eine reine Liebesheirath sein.
Die Verlobung sand am 16. d. M. statt.
Am 17. d. M. hat sich der Prinz übrigens
einen prachtvollen Sechserzug bei seinem
Hoflieferanten, Pferdehändler Nathanson,
gekauft. Wir gratulircn von Herzen!

Der jüngste Soli» »nscreö Erb-
prinzen, Prinz Adhemar, zeigt, wie seine
Umgebung einmüthig versichert, schon früh
geradezu sabelhafte geistige Anlagen. Ob-
woh l der Prinz erst in's 15. Jahr geht, hat er sich
bereits eine durchaus originelle Orthographie zu-
recht gelegt, weiß sämmtliche Jahreszahlen seit dem
Trojanischen Krieg, so daß er sich nur mehr die dazu
gehörigen Ereignisse zu merken braucht, spielt auf
den: Klavierantomatcn, den er jüngst zu seinem
Geburtstag bekam, die schwierigsten Stücke und
spricht seine Muttersprache mit einer Gewandt-
heit, wie sie seine Altersgenossen kann: im Fran-
zösischen oder Lateinischen zeigen. Besonderes
Interesse zeigt Se. Hoheit für die Entomologie:
er ist oft Tagelang mit Fliegenfangen beschäftigt
und stellt mit den Thieren die geistreichsten Ex-
perimente an, um zu erfahren, ob ausgerissene
Glieder derselben wieder nachwachsen u. s. w.
Der Prinz dürste einmal ein hervorragender Ge-
lehrter Werden. Ki-Ki-Ki.

Zchulhmiwr

Lin Sextaner übersetzte
in's Latein:

Die Trojaner wurden
von den Griechen be-
lagert:

„Troiani a Graecis Ca-
stro:! sunt.“

Aus dem Aufsatz eines
Untersekundaners über
„Die Jungfrau von Gr-
lcans":

„Lin einfaches Land-
mädchen, NamensIohan-
na, stellte sich der fran-
zösischen Armee zur Ver-
fügung." Dr. G.

Lustige Nachrichten

Wie die Zeitungen berichten, hat der Prinz
von Males eine neue Weste erfunden nach
einem Modell des berühmten Dandys Brummel.
Die Weste endigt in zwei weit nach unten ge
hende Spitzen, ist in der Form eines weiten U
ausgeschnitten, wird auf drei polirte Silber-
kttöpfe von ’/n engl. Zoll Durchmesser geknöpft,
guckt mit ihrei: Spitzen unter dem Frack her-
vor, kostet 2 Pfund, wird von einem echten
Llegant nur einmal getragen und dam: zur
Wäscherin gegeben, soll von Stewart Brice,
einem amerikanischen Senatorsohn und Westen-
bahnbrecher ersten Ranges in New-Pork ein-
geführt werden re. Der Prinz hat von seinen
begeisterten Jüngern für diese Lrfii:dung den
Namen The Waste Prince erhalten.

Der protestantische Lrzbischof von Lauter-
bury soll den sogenannten Total-Abstinenzlern
gestattet haben, beim Abendmahl statt des
Weines eine Mischung von Wasser und Litro-
nensaft zu genießen. Die Verwendung von
Whisky bei den häuslichen Andachten wird
dadurch natürlich nicht berührt.

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p6
Register
Max Feldbauer: Ein Jugend-Freund
Forgeur: Lustige Nachrichten
 
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