Nr. 32
JUGEND
1898
zum Hiii'Wcrden. Aber die Dritte, die roth-
braune mit den schwarzen Augen, hat Ewig-
keit in sich, Alni-Rassc, einen herrlichen Stoff-
wechsel, Wie nach dem Metronome Gottes kreist
ihr Blut, Stürme werden erbrausen und sie
wird einen Fiaker erhalten mit elektrischem
Lichte an der Wagendeichsel, vielleicht sogar
einen Sels-Motor mit Benzin I
Alles ist der Stoffwechsel! Er führt zuni
Sieg oder zu Niederlagen! Turne, schwinge
Keulen, athme sauerstoffreiche Luft, iß leicht-
verdauliche Speisen, bade bei 2H Grad, übe
die Rumpfbeuge nach vor- und rückwärts-
und Du erhältst einen Prinzen »nd einen
Motor-Wagen I verfette Dich, verdünne Dich —
und Dn erhältst einen Schmarren I"
„Entschuldige", sagte der Mäcen, „ist cs
ein Thema?! Keine Zeitschrift nimmt es
Dir auf,"
„Ls ist die einzige tiefe Wahrheit, die in
dielen Dreien verborgen liegt, das Mysterium
ihrer Natur, der Schlüssel zu dem Schicksal
ihres lvcrdens, Verfettung und Verdünnung,
das entscheidet im DamewLeben! Was meinst
Du?! Die Laune einer Frau, die Grazie
hängt davon ab, der Glanz der Angen und
der Teint und die verführnngskünste des
Blutes und der Lcbensdrang der Nerven und
ihre Durstigkeiten!"
„Ein Dichter-?!", fühlte der Mäcen,
„ein kjygicniker!"
„Siehe! Diese herrliche, Jugendliche, in
purpurrothem Sammet, hat ihr „Sedan" in
sich. Sie wird verfetten! Hilas-—.
Und xfntsch! Und diese Süße, Zarte, wie
ein Stengel einer Schlingpflanze, hat ihr
„Waterloo," Sie wird verdünnen! Ein Ge-
rixpcheu mit seeleuvollem Antlitz! Die Dritte
aber wird bleibend sein und siegreich wie in
Erz gegossene Standbilder von Göttinnen!
Ewige Reorganisations-Kräfte liegen in ihrem
Leibe wie iin Gehirne Shakespcare'sl"
Der Mäcen schwieg. Dann sagte er ver-
legen: ,,Es war eine dumme Idee von mir-
Nein, cs ist kein Thema, Es ist Nichts,
Man glaubt manchmal. Es ist jedoch gar
nichts herauszuschälcn. Lasse es sein. Selbst
Deiner Kunst —-"
„Bho-—" erwiderte der Dichter,
„es ist ein Thema! Und just!! Feigling,
elender Feigling l Erbärmlich, verlegen, furchl-
sam zieht Ihr Euch zurück vor den frischen
freien Wahrhaftigkeiten, den Wesentlichkeiten
des Lebendigseins I? Aber die lauwarmen,
dumpfen und verlogenen Erdichtungen vom
Mcnschendaseiu und seinen Nöthen erwünschct
Ihr!? Schnlknabcn des Lebens! Feiglinge!
Ich aber sage Dir: Die Dramen des Franc».
Leibes sind tiefer und poetischer vielleicht
als die der Franen-Seele!! Das sind die
wahren Tragödien der Natur, die Dramen
von Gott-Shakespeare! Nicht eure ,Weh und
Ach der Seele'!!"
Der Mäcen ging schweigetid. Er dachte:
„Keine Zeitschrift der Welt nähine es ihm
auf-•" Peter Attenberg.
m
JUGEND
1898
zum Hiii'Wcrden. Aber die Dritte, die roth-
braune mit den schwarzen Augen, hat Ewig-
keit in sich, Alni-Rassc, einen herrlichen Stoff-
wechsel, Wie nach dem Metronome Gottes kreist
ihr Blut, Stürme werden erbrausen und sie
wird einen Fiaker erhalten mit elektrischem
Lichte an der Wagendeichsel, vielleicht sogar
einen Sels-Motor mit Benzin I
Alles ist der Stoffwechsel! Er führt zuni
Sieg oder zu Niederlagen! Turne, schwinge
Keulen, athme sauerstoffreiche Luft, iß leicht-
verdauliche Speisen, bade bei 2H Grad, übe
die Rumpfbeuge nach vor- und rückwärts-
und Du erhältst einen Prinzen »nd einen
Motor-Wagen I verfette Dich, verdünne Dich —
und Dn erhältst einen Schmarren I"
„Entschuldige", sagte der Mäcen, „ist cs
ein Thema?! Keine Zeitschrift nimmt es
Dir auf,"
„Ls ist die einzige tiefe Wahrheit, die in
dielen Dreien verborgen liegt, das Mysterium
ihrer Natur, der Schlüssel zu dem Schicksal
ihres lvcrdens, Verfettung und Verdünnung,
das entscheidet im DamewLeben! Was meinst
Du?! Die Laune einer Frau, die Grazie
hängt davon ab, der Glanz der Angen und
der Teint und die verführnngskünste des
Blutes und der Lcbensdrang der Nerven und
ihre Durstigkeiten!"
„Ein Dichter-?!", fühlte der Mäcen,
„ein kjygicniker!"
„Siehe! Diese herrliche, Jugendliche, in
purpurrothem Sammet, hat ihr „Sedan" in
sich. Sie wird verfetten! Hilas-—.
Und xfntsch! Und diese Süße, Zarte, wie
ein Stengel einer Schlingpflanze, hat ihr
„Waterloo," Sie wird verdünnen! Ein Ge-
rixpcheu mit seeleuvollem Antlitz! Die Dritte
aber wird bleibend sein und siegreich wie in
Erz gegossene Standbilder von Göttinnen!
Ewige Reorganisations-Kräfte liegen in ihrem
Leibe wie iin Gehirne Shakespcare'sl"
Der Mäcen schwieg. Dann sagte er ver-
legen: ,,Es war eine dumme Idee von mir-
Nein, cs ist kein Thema, Es ist Nichts,
Man glaubt manchmal. Es ist jedoch gar
nichts herauszuschälcn. Lasse es sein. Selbst
Deiner Kunst —-"
„Bho-—" erwiderte der Dichter,
„es ist ein Thema! Und just!! Feigling,
elender Feigling l Erbärmlich, verlegen, furchl-
sam zieht Ihr Euch zurück vor den frischen
freien Wahrhaftigkeiten, den Wesentlichkeiten
des Lebendigseins I? Aber die lauwarmen,
dumpfen und verlogenen Erdichtungen vom
Mcnschendaseiu und seinen Nöthen erwünschct
Ihr!? Schnlknabcn des Lebens! Feiglinge!
Ich aber sage Dir: Die Dramen des Franc».
Leibes sind tiefer und poetischer vielleicht
als die der Franen-Seele!! Das sind die
wahren Tragödien der Natur, die Dramen
von Gott-Shakespeare! Nicht eure ,Weh und
Ach der Seele'!!"
Der Mäcen ging schweigetid. Er dachte:
„Keine Zeitschrift der Welt nähine es ihm
auf-•" Peter Attenberg.
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