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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 3.1898, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 32 (6. August 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3338#0110
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Nr. 32

JUGEND

1898.

Austria's Rostgänger

Die heiligen drei König' mit ihrem Stern,

Sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern,
Sie essen gern, sie trinken gern,

Sie essen, trinken, und bezahlen nicht gern.

Die heiligen drei König' sind kommen allhier,
Ls sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
Und wenn zu dreien der vierte war',

So wär' ein heil'ger drei König mehr.

(Goethe: „Epiphanias“.)

Llsäßer-Sranzösisch

Aus Steckelburg, einer auch unter dem
Namen Straßburg bekannten Stadt im Elsaß,
erhalten wir die folgende Zuschrift:

Steckelburg le 31. VII. 98.

A Monsieur le Rddacteur en chef de la
„Jugend“ ä Munich,

Fossd des Teinturiers 24/II.

Monsieur.

Comme je suis en alter Steckelburjer, j’ai
l’habitude, jeden apres-midi im Lafd mine
journaux ze lese. J’ai vu, daß Sie derniere-
ment in der „Jugend" manchmal „Llsäßer-
Französisch" bringe; alors j’ai pensd, daß ich
Ihne doch emol mine opinion darüber muß
sage. Wenn Sie sich inbilde, daß mer en
colere werde sin, weil mer denke vous vous
moquez de nous, so muß ich Ihne doch glich
sage, daß Sie sich gehörig trumpiere, und
daß Sie Ihre poudre verschieße pour tuer des
moineaux. Mir neme's gemiithlich und denke:
e jeder soll babble wie n'em der Schnabel isch
gewachse. Derbei isch es ihm behaglich und

er isch conrenr, und des isch am End' doch
la chose principale uff dere Welt.

Du reste, j’ai dtd une fois L Munich —
hochdütsch isch do au nit geredd worde.

Ft maintenant, Monsieur le Rddacteur en
chef, recevez les salutations distingudes de
votre ddvoud

Jeröme Bierebaum
Rue du Petit-Bonheur 36.

&

Das Lölibat

(Aus dem Aufsatze eines Sekundaners):

„Damit aber die Priester, frei von Familien-
sorgen, sich ganz dem Dienste der Kirche
widmen könnten, verordnete Gregor VII. die
Unehelichkeit des Klerus."

Recht so!

Gast: „Sie wollen auch 'n Trinkgeld?
Wofür denn?"

Kellner: „Ich habe die Rechnung servirt."

lustige Nachrichten

Wie die Zeitungen berichten, hat auch der
Sohn des Prinzen von Wales ein neues Kleid-
ungsstück erfunden, nämlich ein karrirtes Sacco-
gewand mit vier aufgenähten Taschen, das
unten vollständig viereckig geschnitten ist. Dazu
müssen farbige pemden mit hohen weißen
Kragen getragen werden. Auch hört man von
einem Ueberzieher, den der Lord Lonsdale,
einer der hervorragendsten Feierköpfe Londons,
eingeführt hat und der einen unförmlichen Sack
bildet, nur um die Schultern halbwegs paffen
darf, von da an bis tief unters Knie aber
ohne jede Fa?on herunterschlottern muß. .peilte
nun meldet das Reuter'sche Bureau, daß Lord
Simpleton, gegenwärtig wohl der ferienreichste
Mann der Welt, eine eng anschließende Joppe
erfunden hat, die aus gelblich-weißem, lang-
flockigein Wollstoff gearbeitet ist, aber Aermel
von glattem Stoff hat. Dazu werden ganz
enge Beinkleider von ebenfalls glattem Stoff
getragen, wenn der Träger „Bäh" sagt, ist
die Täuschung vollkommen. forgeur.

Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. FIIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN; sämmtlich in München.

Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.

ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
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