Nr. 35
JUGEND
1898
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v-
V"
V
t-
V V
Jul. Die: (München).
Und hcut' schon Hab' ich's: mein
reizendes Rad,
Frau Nachbar, wie schön ist das Leben
KURT1.
(Mit einer Zeichnung Non Jul. Diez.)
Einige WiderspriiW
Lin Lomponist braucht gar kein
Fieber zu lzaben, um zu plzantastren.
Wie kann ein Dummkops eine
Vernunftehe eingehen!
Fahnenmütter stillen nicht.
IDev pntolstrsehe
fdax Feldlinien
Ist die Roth nun fromm oder nicht? Lin-
mai heiszt's: „7?oth lehrt beten", dann wieder:
„Notiz kennt kein Gebot."
Wie kann man denn ein Stillleben mit
schreienden Farben malen!
Sehr merkwürdig, wenn sich drei Freunde
entzweien!
— „wie kann ein Liebhaber einem slaclz-
busigen Mädchen eine Brache mit einem kost-
baren Smaragd schenken?!" — Ganz einfach,
er wollte einen Stein im Brett haben.
* Neulich schrieb ein Reporter: „. ..Natürlich
fiel dem Aschantineger das Herz in die Hose."
Das ist gar nicht natürlich.
Ls ist gelogen, wenn ein Grdensjäger klagt:
Das Kreuz thut mir weh.
Paul von Schönlhan.
Llsäßcr Französisch
(Er: Mademoiselle steigeu's in, wer wolle c Pro-
menade cn bateau mache.
Sic: Non, non, Monsieur, net für ccnt sousl
Sic sind so lichtsinnig, et j’ai peur daß uns c mal-
heur arriviert.
(Monsieur Ejcitri trifft seine Freunde im Lase)
Dir. ßcitri: Bonjour Infame!
Die Freunde: Salut HenriI
Hlr. Henri: Mes amis, savez vous deji 's Nene st
vom Schorschle Strohmiillcr?
Die Freunde: blon, nons ne savons rien, was
isch mit em Schorschle?
Hlr. Henri: Eli bien, der hot cmol wieder meh
cbance wie Derstand! il est üaned avee une des fillcs
de son patron, er isch verlobt mit der Mamsell Mar-
guerite.
(Mn>° B. geht mit ihrer Tochier über den Marli)
M"° L.: Lüeg emol Emmeline, was schöne Biere!
Attends, que j’en demande le prix. (Sich an die Händ-
lerin wendend): Mas losten Ihre poires?
Die Händlerin: Zehn sous 's Dutzend, se sin
maAniliques, Madame, und Sie bekomme treize i la
douzainc. Allez, ncmme Sie se. ... ,,
* 1 JUprl2 l.lnnp.
. Das £eben eines weisen
(Nach einer englisch.moralischen Lesebuch-Geschichte.)
Sn dem Städtchen Gainsborough, Grafschaft kin-
. colnshire, starb am 28. des vorigen Monats der
Seilermcifter James Middleway in dem hohen Alter
von (-(5 Jahren und 2 Tagen. Das Leben dieses
Mannes verdient wohl, daß man es um seiner Lin-
fachheit und Nüchternheit willen als nachahmens-
werthes Muster anfstelle. von seinen ersten Kindheits-
jahren und den Sonntagen abgesehen, hatte er tag-
lid;, ohne eine einzige Ansnahmc, allst Stunden ge-
arbeitet, zehn Stunden geschlafen und sechs Stunden
seinen Mahlzeiten und seiner (Erholung gewidmet.
Er nährte sich ausschließlich von Gemüsen und Dbst;
sein einziges Getränk war das Master. . Er war
während seines ganzen Lebens im Essen und Trinken
niemals unvorsichtig gewesen und hatte sich nie einer
Erkältung ansgcsetzt. Der Rauch des Tabaks Halle
nie seine Zunge berührt; schädliche und kostspielige
Gewohnheiten kannte er überhaupt nicht. Seine Er
holung bestand bei gutem kvetter darin, daß er vor
der Thür seines Hauses, bei schlechtem lvettcr darin,
daß er hinter seinem Fenster saß und in der Bibel
las oder die vorübergehenden betrachtete. Er hatte
nie mit einem Menschen Streit gehabt und während
seines ganzen, langen, gesegneten Lebens jede Ge-
müthscrregnng zu vermeiden gewußt; er war nie ver-
mählt gewesen. Die verwüstenden Leidenschaften an-
derer Menschen hatten über das Leben dieses Mannes
niemals Gewalt besessen. So kam es, daß er ein
2Hter erreichte, wie es bis dahin in der ganzen Graf-
schaft noch von keinem Schafe erreicht worden war.
Lo».
Aus Oesterreich
Fahrgast: Donnerwetter, jetzt ist's schon eine
halbe Stunde über die Abfahrzeit, warum fahren Sie
denn nicht?
Kondukteur: Ja wissen S', Herr Baron, die
Frau vom Herrn Stationsvorstand mellst a mitfahrn;
jetzt hat's aber a Kind kriegt, da missen wir halt
warten, bis des voriber is.
Lin unzuverlässiges Weib
Sic: Lieber Mann, ich habe kein Hausstands'
gcld mehr.
Er: Mas? die hundert Mark vom ersten sind schon
wieder alle? Du hast offenbar wieder in der leicht-
sinnigsten Meise Schulden bezahlt!
zyo
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Frau Nachbar, wie schön ist das Leben
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(Mit einer Zeichnung Non Jul. Diez.)
Einige WiderspriiW
Lin Lomponist braucht gar kein
Fieber zu lzaben, um zu plzantastren.
Wie kann ein Dummkops eine
Vernunftehe eingehen!
Fahnenmütter stillen nicht.
IDev pntolstrsehe
fdax Feldlinien
Ist die Roth nun fromm oder nicht? Lin-
mai heiszt's: „7?oth lehrt beten", dann wieder:
„Notiz kennt kein Gebot."
Wie kann man denn ein Stillleben mit
schreienden Farben malen!
Sehr merkwürdig, wenn sich drei Freunde
entzweien!
— „wie kann ein Liebhaber einem slaclz-
busigen Mädchen eine Brache mit einem kost-
baren Smaragd schenken?!" — Ganz einfach,
er wollte einen Stein im Brett haben.
* Neulich schrieb ein Reporter: „. ..Natürlich
fiel dem Aschantineger das Herz in die Hose."
Das ist gar nicht natürlich.
Ls ist gelogen, wenn ein Grdensjäger klagt:
Das Kreuz thut mir weh.
Paul von Schönlhan.
Llsäßcr Französisch
(Er: Mademoiselle steigeu's in, wer wolle c Pro-
menade cn bateau mache.
Sic: Non, non, Monsieur, net für ccnt sousl
Sic sind so lichtsinnig, et j’ai peur daß uns c mal-
heur arriviert.
(Monsieur Ejcitri trifft seine Freunde im Lase)
Dir. ßcitri: Bonjour Infame!
Die Freunde: Salut HenriI
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vom Schorschle Strohmiillcr?
Die Freunde: blon, nons ne savons rien, was
isch mit em Schorschle?
Hlr. Henri: Eli bien, der hot cmol wieder meh
cbance wie Derstand! il est üaned avee une des fillcs
de son patron, er isch verlobt mit der Mamsell Mar-
guerite.
(Mn>° B. geht mit ihrer Tochier über den Marli)
M"° L.: Lüeg emol Emmeline, was schöne Biere!
Attends, que j’en demande le prix. (Sich an die Händ-
lerin wendend): Mas losten Ihre poires?
Die Händlerin: Zehn sous 's Dutzend, se sin
maAniliques, Madame, und Sie bekomme treize i la
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* 1 JUprl2 l.lnnp.
. Das £eben eines weisen
(Nach einer englisch.moralischen Lesebuch-Geschichte.)
Sn dem Städtchen Gainsborough, Grafschaft kin-
. colnshire, starb am 28. des vorigen Monats der
Seilermcifter James Middleway in dem hohen Alter
von (-(5 Jahren und 2 Tagen. Das Leben dieses
Mannes verdient wohl, daß man es um seiner Lin-
fachheit und Nüchternheit willen als nachahmens-
werthes Muster anfstelle. von seinen ersten Kindheits-
jahren und den Sonntagen abgesehen, hatte er tag-
lid;, ohne eine einzige Ansnahmc, allst Stunden ge-
arbeitet, zehn Stunden geschlafen und sechs Stunden
seinen Mahlzeiten und seiner (Erholung gewidmet.
Er nährte sich ausschließlich von Gemüsen und Dbst;
sein einziges Getränk war das Master. . Er war
während seines ganzen Lebens im Essen und Trinken
niemals unvorsichtig gewesen und hatte sich nie einer
Erkältung ansgcsetzt. Der Rauch des Tabaks Halle
nie seine Zunge berührt; schädliche und kostspielige
Gewohnheiten kannte er überhaupt nicht. Seine Er
holung bestand bei gutem kvetter darin, daß er vor
der Thür seines Hauses, bei schlechtem lvettcr darin,
daß er hinter seinem Fenster saß und in der Bibel
las oder die vorübergehenden betrachtete. Er hatte
nie mit einem Menschen Streit gehabt und während
seines ganzen, langen, gesegneten Lebens jede Ge-
müthscrregnng zu vermeiden gewußt; er war nie ver-
mählt gewesen. Die verwüstenden Leidenschaften an-
derer Menschen hatten über das Leben dieses Mannes
niemals Gewalt besessen. So kam es, daß er ein
2Hter erreichte, wie es bis dahin in der ganzen Graf-
schaft noch von keinem Schafe erreicht worden war.
Lo».
Aus Oesterreich
Fahrgast: Donnerwetter, jetzt ist's schon eine
halbe Stunde über die Abfahrzeit, warum fahren Sie
denn nicht?
Kondukteur: Ja wissen S', Herr Baron, die
Frau vom Herrn Stationsvorstand mellst a mitfahrn;
jetzt hat's aber a Kind kriegt, da missen wir halt
warten, bis des voriber is.
Lin unzuverlässiges Weib
Sic: Lieber Mann, ich habe kein Hausstands'
gcld mehr.
Er: Mas? die hundert Mark vom ersten sind schon
wieder alle? Du hast offenbar wieder in der leicht-
sinnigsten Meise Schulden bezahlt!
zyo