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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 3.1898, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 35 (27. August 1898)
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Nr. 35

JUGEND

1898

GKS1 Samstags

«Was? Noch 32 Meter! Was fällt Ihnen ein!

Ls ist ja schon stellen Uhr!"

Lin Gemüthsmensch

■— Du, im Theater geben sie heut' „Torquato
Tasso". Ist das was?

— Nee, das 's nix, das Hab ich geseh'n, da
geh man nich hin. Grade wie zwei dabei sind
und wollen sich todtstechen, da kommt einer
dazwischen!

Der getreue Eckart

Min elegant gekleideter Hamburger
befand sich sehr unwohl. Er litt unter je-
nem Unwohlsein, das herzlose Menschen als
Alkohol-Intoxikation bezeichnen. Er legre
die Hafcnstraßc in wunderschönen, regel-
mäßigen Serpentinen zurück und sang da-
zu mit leiser Stimme. Ein Gascandclaber
vertrat ihm so plötzlich den weg, daß der
Leidende mit der Schulter gegen ihn an-
prallte. Der Rranke blieb, an den Landc-
labcr gelehnt, steh.cn, und nahm seinen Ge-
sang gewissenhaft da wieder auf, wo er ihn
unterbrochen hatte. Ein biederer und tu-
gendhafter Hafenarbeiter hatte alles dieses
mit angesehen. Er trat hinzu und legte
dem eleganten Herrn bescheiden und sanft
die Hand auf die Schulter. In seinen ehr-
lichen, wettergebräuntcn Zügen malten sich
väterliches Wohlwollen, Mitgefühl und
Hilfsbereitschaft. Und nachdem er aus allen
Winkeln seines Gedächtnisses sein bestes
Hochdeutsch zusammcngeraffr harre, sprach
er zu dem Leidenden mit freundlicher Milde:
„Nlein Herr! wenn Sie düssen Laternen-
pfahl umlaufen wollen, dann müssen Sic
'n viel größeren Anlauf nehmen! I" R. r.

„Wie wili-’s, wenn wir einmal unser Gewand
vertauschten?“ meinte das Zebra. Und —

Aus der polafet

Der kleine veilchengeruch: vaterleben,
hier fünd ßwai Bllder, darunter steht: „Goethe"
und „Schiller", wer is Goethe und Schiller?

Der alte veilchengeruch: Nu? Das
waißte nich?

D. kl. v.: Nein, das waiß ich nich.

D. a. v.: Das waiß er nich! will ech der
sogen, was is Goethe und Schiller! Goethe
und Schiller sind de Erfinder vondedait-
sche Schproäs!

Abgekürztes Verfahren

Nun, gnädiges Fräulein, schon fertig mit
der ganzen Gemäldeausstellung?

Ja, wir haben uns nur die über 9 Qua-
dratmeter angesehen.

Der schlaue Tuber

Der Posthilfsbote lfuber wird vom Direktor
dabei erwischt, wie er statt um 6 Uhr Morgens
erst um 7 Uhr seinen Dienst antritt. Zur Rede
gestellt, stammelt er: „Ach, entschuldigen's nur,
kjcrr Direktor, daß ich so spät komm', meine
Frau hat heut' Nacht so 'ne schwere Entbind-
ung gehabt." Der Direktor läßt sich erweichen
und die Unpünktlichkeit durchgehen; ja, als er
den ljuber fleißig arbeiten sieht, packt ihn das
Mitleid. Er denkt: „mußt halt ein klebriges
thun", zieht's Portemonnaie, nimmt einen har-
ten Thaler und ruft sich einen Bnrcaudiencr,
dem er den Thaler einhändigt mit dem Auf-
trag, bei den Beamten zu sammeln und daun
für Zubers Frau etwas Stärkendes einzukaiifcn.
Die Sammlung hat Erfolg und zur Mittags-
zeit werden ein paar Täubchen und eine Flasche
Rothwein in vuber's Wohnung abgegeben,
der am nächsten Tag des Rühmens kein Ende
finden kann, wie feiner „Bllen" das „saubere"
Essen gut gethan habe.

Sechs Wochen mögen etwa vergangen sein,
als kjnber zufällig wieder vom Direktor ertappt
wird, wie er eine Stunde zu spät zum Dienst
erscheint. Der Direktor macht ein arg böses
Gesicht. „Ach", stammelt Huber wieder in
größter Angst, „entschuldigen's nur, Herr Direk-
tor, daß ich so spät komm', meine Frau hat
heute Nacht so 'ne schwere Entbindung ge-
habt." „Aerl", ruft der Direktor wüthend,
„sind Sie eigentlich so bodenlos frech und ver-
logen, oder ist Ihre Frau 'n Aarnickel?"
Huber macht ein verlegenes Gesicht, kratzt sich
hinter den Ghren und sagt: „Nee, Herr Direk-
tor, 'n Aarnickel ist sie nicht, aber 'ne......

Hebamme." ^ H,

Gesucht

— ein krankes ausländisches pftrd —

als Grundlage für ein Pfcrde-Linfuhr-Verbot.
Hohe Vergütung!

E" wiedcrverkäufer erhalten Provision. Ipu
Alleres beim Vorstand

de;

Sonntags LSD

,,Ls ist erst stellen Uhr! Gell, Henri, da machen
wir heut' noch dreißig Kilometer?"

(Le Rirc.)

Lins gute Frau

Papa: Na Junge, wie geht's denn mit
Deiner Frau? Aann sie kochen?

Sohn: Ja, aber nur vor wuth.

Liu Drückeberger

Herr Säuferling: Ach, was meinen Sie,
meine Herren, zu einem Picknick in einem
stimmungsvollen, romantischen Waldwinkel!
Ach, das müßte ja entzückend sein! Freund
Meyer bringt die Speisen mit, Freund Müller
die Getränke, Freund Schulze die Zigarren
und ich die Gedichie!



Uebersetzungskünste

klarer et paker mihi caiissimi sunt.

Die Mutter und der Pater sind mir zu ver-
traulich.

Non ölet. — Er ölt nicht.

©o

Lin kalter Wasserstrahl

Der Physik-Professor P. in Leipzig war
wegen seiner Gutmüthigkeit bekannt und des-
halb kamen in seine Vorlesungen viele von den
Leuten, die für Aollegienhörcn nicht gern Geld
ausgcben und der Meinung sind, daß man in
unbezahlten Vorlesungen ebenso viel lernen
kann wie in bezahlten. Diese überzeugten Be-
kenner des Satzes, daß die Wissenschaft und
ihre Lehre frei sei, saßen aus den Hinteren
Bänken. Schließlich schien der Professor zu
merken, daß ihrer immer mehr wurden. Als.
er nun eines Tages eine Spritze funktioniren
und den Strahl durch das ganze Auditorium
gehen ließ, sprach er die geflügelten Wörter
„wie Sie sehen, m. H., ist dies eine ganz vor-
zügliche Spritze: ihr Strahl reicht von
hier bis Nassau!" R R

Nun des der Interessenten.

das tln ten sie auch.

(Life.)

Herausgeber: D/. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTII’s Kunstverlag, verantwortlich für den Iuseratentheil: G. EICHMANN; sämratlich in München.

Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.

ALLE RECHTE'V O RBEHALTE N.
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Julie Wolfthorn: Titelbild
 
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