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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 3.1898, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 47 (19. November 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3338#0378
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N r. 47

JUGEND

1898

(Ein Rechenexempel

Der Jesuit Schonppc hat eine „Lehre
vom Fegefeuer" herausgegeben, die ein
österreichischer Pfarrer in's Deutsche übersetzt hat.
Indem schönen Buche ist festgestellt, daß „für
jede gebeichtete Todsünde eine Fege-
feuerstrafe von sieben Jahren zu er-
dulden bleibt." Das führt uns zu folgendem
Rechenexempel: In dem Schouppe'schen Werke
ist jedes Wort eine Duinmheit. Das Buch
enthält 820 Seiten ä 32 Feilen zu durchschnitt-
lich 10 Worten, das sind 102,400 Worte- Dazu
9 Seiten Inhaltsverzeichnis; mit zusammen
etwa 2400 Worten, macht insgesammt 104,800
Worte. Nun ist bekanntlich eine Dummheit
schlimmer als ein Verbrechen, also auch schlim-
mer als eine Todsünde. Strafminimum für
die Dummheit also 7 Jahre und 1 Tag Feg-
feuer nach irdisch-strafrechtlichen Analogien. Es
hätte also der Autor des köstlichen Werkes nach
ungefährer Schätzung im Jenseits ein Straf-
minimum von etwa 733,887 Jahren Fegfeuer.
In welcher Region des unterirdischen Straf-
etablissements die Strafe abznsitzen ist, in dem
„weiten Eisfeld mit unaussprechlicher
Kälte" in den; „immensen Kessel mit
siedendem Oel und Pech" oder in dem
„Teich von flüssigem Metall," ist schwer
zu entscheiden. Schwefel muß unserer Mein-,
ung nach bei der Strafe sein. Offen bleiben
ferner die Fragen, ob der Uebersetzer auf das
gleiche Strafmaß Anspruch hat, wie der Autor,
ob nicht einzelne Passagen des Werkes auf
ein höheres Strafmaß Anspruch haben, ob nicht
dem Autor seine Zugehörigkeit zur 8. J. als
erschwerender, dem Uebersetzer — etwas Anderes

als mildernder Umstand anzurechnen sei. Inte-
ressant wäre ferner zu wissen, wer die Druck-
pressen fabrizirt hat, mit denen das Werk ge-
druckt ist: Das Fabrikat muß nämlich brillant
sein, sonst hatten sich angesichts des kolossalen
Schwindels, den sie vervielfältigen mußten,
sicher die Walzen der Druckpressen verbogen.

_ Ki-Ki-Ki.

Lasch oda

Einbrecher: Mein Herr, ich bin pein-
lich überrascht, Sie vor diesem Geldschrank zu
finden. Er liegt in meinem Distrikt!

2. Einbrecher: Ich bin hier nur der
Missenschaft wegen. Wer zuerst kommt, knackt
zuerst.

Einbrecher: (versetzt ihm mit der Faust
etwas in die Magcngegend).

2. Einbrecher: Au, au! Zweifeln Sie
nicht an meiner Loyalität — fremdes Eigen-
thuni wird mir stets heilig sein. AusWiedersehen!

Vox populi

Wer wünscht sich keine Philippine,

Frisch, munter, angenehm und fein,

Als Seelenfreundin und Loustne?

Doch kann sie Jeder haben? — Nein!

Amerika, Du hast es besser
Als unser alter Lontinent!

Den armen Spaniern setzt das Messer
Mac Äinley an den Hals behend.

Da ich — ruft er mit strenger Miene —
Auf meiner großen Reisetour,

Daß Jeder eine Philippine

Sich wünscht, von meinem Volk erfuhr —

So ist mir's als gewiß erschienen,

Dem Lehrsatz gleich des Galilei:

Wir nehmen alle Philippinen
Dir weg — Vox populi, vox Dei!

Bohemund.

Non commovebitur!

Nach der Uebergabe der „Dorrnition äs 1a.
8aints Visrgs" hat auf dem Berge Zion
der Pater Schmidt zum deutschen Kaiser gesagt:

„Wir stehen auf dem heiligen Berge Zion,
vondem geschrieben steht: Non commovebitur!
Ebenso fest und stark soll stehen die Treue der
katholischen Unterthanen Ew. Majestät!"

Bravo Hochwürden I Hoffentlich gilt für
dies Versprechen der Katholiken des Orients
das Dichterwort:

„Orient und Occident

Sind nicht mehr zu trennen!" _ n

Begreiflicher Irrchuin

A. Das ist eine bewegte Zeit! Der Streit
uni Ehina — die Philippinenfrage —• der
Faschoda-Konflikt —

B. — Die Sandrock-Krise!

A. was?

B. Die Sandrock-Krife! Ist das nicht auch
so was? Kann das keinen Krieg geben?

A. Ach, Unsinn! Die Sandrock ist eine
Schauspielerin, die vom Burgtheater abge-
gangen ist.

B. Sooooo Ich las Tag für Tag in den
Zeitungen die Morte „Sandrock" und „Sand
rock-Krife" und glaubte schon, daß damit die
eifrigen Rüstungen Englands zusammenhingen.

Pepi.

Bei der lRabinersbildung

Faure: Soweit wäre ja alles in Drdnung
— aber die Armee, die Aruiee!

Duxuy: Freß i net! Au.

ist

Werl s

gleich

Uncle Sam: „Jetzt zieh' ich
ihm das ZeU am Besten gleich
ganz über die Dhren!"

Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTIN!; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Iuseratentheil: G. EICHMANN; sämmtlieh in München,

Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.

ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
Register
Monogrammist Frosch: O du mein Österreich!
Bohemund: Vox populi
Ki-Ki-Ki: Ein Rechenexempel
[nicht signierter Beitrag]: Non commovebitur!
Monogrammist Frosch: Weils gleich ist!
Au.: Bei der Kabinettsbildung
Peppi, Pepi: Begreiflicher Irrthum
 
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