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Nr. 49

JUGEND

1898

Iwa,i-Ll)iro»i trägt Haust-Georgios zur Insel Rreta
(Nach Löcklin: „Die Gefilde der Seligen")

0rgo oremus!

Hier sind wir versammelt zu lieblichem Sumpf —
Drum Brüderchen: ergo oremus!

Der Maßkrug geht um und das Lentrum ist Trumpf,
Beherziget: ergo oremus!

Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort,

Ls gilt uns als Freibrief an jeglichem Drt
Und hilft auch dem Dümmsten mit Sicherheit fort,
Das herrliche: ergo oremus!

Im Lehrfach, sowie im Beamtenverband —

Ihr Redlichen: ergo oremus!

Lin Frommer kommt weiter auch ohne Verstand —
Drum doppeltes: ergo oremus!

Wir sitzen behaglich beim yimmlischen Schmaus
Und lachen die Ketzer im Bratfeuer aus,

Und wer uns nicht zusagt, den ekeln wir raus
Zum Himmel und singen: oremus!

Sehr geehrte Redaktion!

Dbenstehenden Laurus habe ich frei nach Goethe gedichtet für den
Wettbewerb der „Kölnischen Volkszeitung", welche soo Mark als Preis
ausgeseht hat für das beste Lentrumslied.

Als ich aber vernahm, daß Herr Or. Drterer unter den Preis-
richtern ist, habe ich erkannt, daß ich von Seiten dieser Jury unmöglich
unbefangene Würdigung erfahren könne und habe auf die Einsendung
des Poems an die Preisausschreiber verzichtet.

Können Sie es vielleicht für die „Jugend" brauchen?
hochachtungsvoll

Ihr getreuer Mitarbeiter Bob.

8e non e vero

Dem demnächst sich versammelnden deut-
schen Reichstag geht eine Vorlage zu, welche
die Einrichtung von „Haushaltungs-
schulen für Militäranwärter“ zum Ge-
genstände hat. Letztere sollen in den Schulen
Kochen, Waschen, Flicken, Bügeln und alle in
die Kinderpflege einschlägigen Künste ler-
nen. Nachdem nämlich die für sie geeigneten
Stellen bei Bost-, Bahn- und Telegraphenwesen
in Bälde ausschliesslich durch Damen besetzt
sein werden, soll es den Militäranwärtem
durch jene Haushaltungsschulen ermöglicht
werden, durch Heirathen mit weiblichen Ver-
kehrsbeamten eine Zivilversorgung zu findeü.

Und ob auch der Teufel die Loge beschützt,

Der Ultramontane wird mehr unterstützt,

weil immer der Schwarze dem Schwärzlichen nützt,

Drum Brüderchen: ergo oremus!

Was sollen wir sagen am Tage der Wahl?

Ich dächte nur: ergo oremus!

Wir wählen den Bebel und nicht liberal,

Drum immer auf's Reue: oremus!

Denn ob auch der Rothe den Glauben verpönt
Und ob er auch Kirche und Pfarrer verhöhnt —

Ls ist sein Lulturhaß, was uns ihm versöhnt,
Drum wählt ihn und singet: oremus!

Und lenken wir einst nach dem Jenseits die Fahrt,

Ihr Seligen: ergo oremus!

Dann ist uns das molligste Plätzchen gewahrt,
Zum ewigen: Ergo oremus!

„Gestatten Sie, dass ich die Kontrolle
über Ihre Geldbörse übernehme!“

(Zeitungsnachricht: '„Auf englisch
schliesst das Wort Kontrolle den Be-
griff der Besitzergreifung ein — so
begründen die amerikanischen Be-
vollmächtigten der Pariser Konfe-
renz ihren Anspruch auf die An-
nexion der Philippinen.“)

Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN; sämmtlich in München,

Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.

ALLE RECH T E VORB E H A L T E N.
Index
[nicht signierter Beitrag]: Se non è vero
Monogrammist Frosch: Iwan-Chiron trägt Faust-Georgios zu Insel Kreta
Bob: Ergo oremus!
Monogrammist Frosch: Kontrolle
 
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