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Malt's ’n auf!!!

Lhronos eilt mit feiner Beute
JyÜOT) 3m Siebenmeilenstiefellauf,

Und grinsend hört er aus der Leute
vergeb'nen wehschrei: Halt's 'n auf!

Es mich die kecke Ligarette
Der Ulmerpfeise, braungetupft —

Und die verflossene Kokette

Braucht kein patchouli mehr, sie schnupft!

Julius Diez (München).

Wohl Allen, die das Flügelrauschen
Des Vaters Lhronos nicht beirrt,

Und die nicht zähneklappernd lauschen,
Db drauß' des Alten Sense klirrt!

Sein Tempo weiß kein Mensch zu zügeln,
Dem Schlau'sten bricht er in's Geheg,
Und trägt, wie Hühner, an den Flügeln
Die holden Liebesgötter weg.

Lr zieht uns statt der Myrthenkrone
Die Schafwollmütze über's Dhr —

Die zarte Jungfrau wird Matrone,

Der schlanke Lieutenant wird Major;

Zur Schwiegermutter wird die Sylphe,
Die man im Walzer schweben sah,

Ihr Partner wird mit Gottes Hilfe
Gemeinderath und Großpapa.

Dünn werden Haar und Illusionen,

Die Zähne schwinden, Stück um Stück;
Gemüthlich, still und warm zu wohnen,
Erscheint Dir bald als höchstes Glück.

Und der, der einst Rekords gebrochen
Im Rennsport und bei Stelldicheins,
Kommt müd' im Rollstuhl angekrochen
Von wegen seines Zipperleins.

Vom Arzt ist ihm der Sekt verboten,

Der einst sein Blut im Kreise trieb,

Lr nimmt mit einem Schöpplein Rothen,
Mit Lmserwasser auch fürlieb.

Sie sucht beim Skat und im Tarocken
Ersatz für's holde Minnespiel
Und hat für Armekindersocken
Ihr Strickzeug stets im Ridikül,

Das Strickzeug — und vielleicht daneben
Den Rosenkranz, vom Papst geweiht —
Denn kurz ist unser Menschenleben
Und furchtbar lang die Lwigkeit!

So macht mit jedem Schlag der Wanduhr
Herr Lhronos einen Riesenschritt,

Und wahr ist's; lompora inuwntur
Lr nos in iliis — wir damit! — —

Wohl dem, der sich in solchem Jammer
Als mottensichern Talisman
In seines Herzens Räucherkammer
Sein Stückchen Frühling wahren kann,

Und frei von jenem Weisheitsdünkel,
Der sonst die Alten grämlich macht.

Sein Bischen Glück im Austragswinkel
D'rin findet, daß er mit uns lacht!

Der. ob er auch nicht mehr an's Bug-End'
Des Lebensschiffes kühn sich stellt,

Doch fröhlich mitfährt und die Jugend
In mehr als einem Sinn sich hält!

Und wohl den Jungen, die wir meinen,
Die froh sind und im Herzen stark,

Mit hellem Kopf und strammen Beinen
Und unerweichtem Rückenmark!

Die keck und rückhaltslos ergreifen
Was schön ist und was blüht und matt,
Und auf den Vater Lhronos pfeifen
Sammt feiner großen Schnelligkeit!

Und auf den greulichen Philister,

Der keine Freude gelten läßt
Und in ein trocknes Fachregister
Sich jede Lebensblüthe preßt!

Wohl Euch mit den gefeiten Herzen!

Es grüßt Euch frommer Segenswunsch
Beim Flimmerschein der Weihnachts-
kerzen..

Beim duftenden Sylvesterpunsch.

Erquickt Euch an der Jugendquelle,

Die jene großen Wunder thut,

Auch an des neuen Jahres Schwelle —
Und abonnirt Euch — seid so gut!

„Jugend".

2
Register
Fritz Frh. v. Ostini: Halts'n auf!!!
Julius Diez: Halts'n auf!!!
 
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