1899
Neujahrsgeschenke
Klingling! - Me Ihr ans Fenster springt!-
Ein Rößlcin trabt, ein Schellchen klmgt - Wer
ist's, wer kommt? Die „Jugend kommt,
Bringt Jedem mit, was Jedem frommt - Einen
ganzen Karren voll fürwahr, Von passenden
Gaben zum neuen Jahr: Nur nmner heran,
wer was haben mag, - Nicht ledeu Dag ist so
ein Tag! — Zum Beispiel hier, der putzige
Bengel, — Das ist der leibhaste Friedcns-
engel,'— Den kriegt Frau Bertha; wie Jeder
weiß — Will sie den Frieden um jeden
Preis — Und ging' auch Deutschland drüber in
Scherben! — Für Nikolaus bring' ich einen
Erben, — Den Nachbarn über den Vogesen, —
Um auszukehren, einen Besen, — Dem Papst
ein zierliches St atu ettchen — Bon einem bl au-
weißrothen Grisettchen — Mit dem er so gerne
scharmuzirt; — Und einen Soldaten, der
präsentirt, — Bring ich für Lippe, der ihn
braucht — Mit sannnt deni Prädikat „ E r l a u ch t;"
— John Bull, der Edle, kriegt von mir —
Die immer offne Hinter-Thür, - Und Cnm-
berland, sein liebes Svhnchen, —Ein deutsches
Dhrönchen — Und Jonathan, reich an
Schlachtenruhm — Kriegt Natrum bicarbonicum,
— Damit sein überfüllter Magen, — Was er
geschluckt hat, auch kann vertragen; — Italien
kriegt eine Mausefalle, — Drin fängt es die Anar-
chisten alle, —Braucht nur alsKöderbilligBrod!
— Ein kräftiger Kitt, wem thut er gleich — Vor
Andern uoth? — Ich glaub' den D eutsch en in
Oesterreich! — Und ferner will ich den lieben
Tschechen, — Einen ganzen Buckel voll ver-
sprechen, — Voll — was? — Ja so, voll was
denn gleich? — Was meint Ihr, Deutsche in
Oesterreich? — Und den Stovenen, — Was
geb' ich denen? — 'Nen Schulsack, 'neu neuen,
— Damit sie ivas lernen, — Der wird sie freuen!
— Den brauchen sie. — Der Ungar kriegt D al-
matien, sowie — Galizien — viel Vergnügen
dazu! — Die Geige, Moriz Busch, kriegst Du
— Laß' Dir damit aus dem Heimweg dienen,
— v.Bülow kriegt die Philippinen, — Die
niedlichen Dinger — Da leckt er die Finger! —
Das schone Papagen »schloß, — Das kriegt
Graf Thun aus dem hohen Roß. — Denn
Schweigen ist Gold! — Und der Pantoffel,
schmuck und hold — Ist für das Holländer
Königskind — Als feines Hochzeitsangebind'.
— Was wohl daS große Packet umschließt, —
. JUGEND .
Das für den deutschen Reichstag ist? —
Vielleicht ist Geduld und Pflichttreu drin, —
Gerechtigkeit, nationaler Sinn, — Achtung, die
Eins vor'm Andern hegt. — Und wär' cs noch
so unentwegt, — Ein Bissel au gutem, ehrlichem
Willen, — Nicht blos das Redebedüriniß zu stillen,
— Nein, auch sich hie und da im Innern — Be-
schwor'ner Pflichten zu erinnern; — Dann Hab'
ich fürOest'reichs Reichsrath detto — Ganz
ähnliche Dinge auch in petto. — Und für die
Ubambro des deputes, — Denn Alle leiden am
gleichen Weh. — Doch leider gehören meine Gaben
— Nur unter „Soll," nicht unter „Haben," —
Nur unter „Wünschen," nicht unter „Schenken,"
— Sonst würd' ich auch Spanien noch bedenken
— Mit einem Mann, der aus dem Schlamm
— Kräftig erhebt den edlen Stamm; — Herr
Eugen Richter, der weise Mann, — Der soll
eine Insel im Ozean, — Zunächst der Küste von
Grönland haben, — Daß er sich dort kann lassen
begraben, — DemReiche fern, vor dein ihm graust.
— Das Wunderkäppchen des Doktor Faust, —
Das Jeden zwingt, die Wahrheit zu sagen, —
Bekam' Herr Liebknecht, um's zu tragen. —
War' das nicht heiter? — Na u. s. w., — Da
ivären noch viele Schachteln und Packe: — Und
Kisten und Körbe und Kasten und Säcke, —
Packete, Packetchen, Cartons und Etui's, — Ge-
binde und Colli's und das und dies — Mit Kro-
nen und Kreuzlein, mit Ruthen und Knuten, —
Mit Sachen zum Schießen, zum Trommeln, zum
Tuten, — Mit Büchern und Bildern und Ketten
und Ringen, — Mit süßen und säuern und
bitteren Dingen, — Nur immer heran, nur im-
mer herein! — Sucht Euch was aus, steckt Euch
Ivas ein! — Und dem, der mich lieb hat, den:
schenk' ich gar — Zum neuen Jahr — Das Beste
fürwahr: — Mich selber mit Haut und Haar!
Die »Hugend«.
(Redaktionsschluss: 19. Dez. 1898)
Lueger Pascha und die wiener
Gemeinderaths-Gpposition
Du sollst dem Gegner, der Dir widerspricht,
Nicht ungestüme, rauhe Worte sagen —
O nein — den wiener Bürgermeister fragen
Sollst Du, was denn in solchem Fallcpsiicht?
Sieh — wer in Wien dem Bürgermeister nicht
Gehorcht, den laßt er packen rasch beim
Rragcn,
Und läßt ihn einfach aus dem Saale tragen
Und mürbe drücken, bis der Starrsinn bricht.
Den stärksten widerstand bringt leicht in's
Wanken,
wer sich die Regel in's Gcdächtniß prägt:
„Das Beste ist — statt viel herumzuzanken —
wenn man den Gegner aus dem Saale trägt,
Und wenn man ihm die widcrspruchs-
gcdankcn
Bereits im Reime — aus dem
Ropfe schlägtl"
Boheinund.
wo die Litronen blühe»!
Nalvoglio: Das ist doch wieder eine
Nordsreklame!
Barbarino: N)as denn?
Nalvoglio: Der Journalist Giacomelli
hat den Nascagni der Zechprellerei beschuldigt.
Barbarino: Donnerwetter! Der Mas-
cagni ist nun mal ein Glückspilz!
Neujahrsgeschenke
Klingling! - Me Ihr ans Fenster springt!-
Ein Rößlcin trabt, ein Schellchen klmgt - Wer
ist's, wer kommt? Die „Jugend kommt,
Bringt Jedem mit, was Jedem frommt - Einen
ganzen Karren voll fürwahr, Von passenden
Gaben zum neuen Jahr: Nur nmner heran,
wer was haben mag, - Nicht ledeu Dag ist so
ein Tag! — Zum Beispiel hier, der putzige
Bengel, — Das ist der leibhaste Friedcns-
engel,'— Den kriegt Frau Bertha; wie Jeder
weiß — Will sie den Frieden um jeden
Preis — Und ging' auch Deutschland drüber in
Scherben! — Für Nikolaus bring' ich einen
Erben, — Den Nachbarn über den Vogesen, —
Um auszukehren, einen Besen, — Dem Papst
ein zierliches St atu ettchen — Bon einem bl au-
weißrothen Grisettchen — Mit dem er so gerne
scharmuzirt; — Und einen Soldaten, der
präsentirt, — Bring ich für Lippe, der ihn
braucht — Mit sannnt deni Prädikat „ E r l a u ch t;"
— John Bull, der Edle, kriegt von mir —
Die immer offne Hinter-Thür, - Und Cnm-
berland, sein liebes Svhnchen, —Ein deutsches
Dhrönchen — Und Jonathan, reich an
Schlachtenruhm — Kriegt Natrum bicarbonicum,
— Damit sein überfüllter Magen, — Was er
geschluckt hat, auch kann vertragen; — Italien
kriegt eine Mausefalle, — Drin fängt es die Anar-
chisten alle, —Braucht nur alsKöderbilligBrod!
— Ein kräftiger Kitt, wem thut er gleich — Vor
Andern uoth? — Ich glaub' den D eutsch en in
Oesterreich! — Und ferner will ich den lieben
Tschechen, — Einen ganzen Buckel voll ver-
sprechen, — Voll — was? — Ja so, voll was
denn gleich? — Was meint Ihr, Deutsche in
Oesterreich? — Und den Stovenen, — Was
geb' ich denen? — 'Nen Schulsack, 'neu neuen,
— Damit sie ivas lernen, — Der wird sie freuen!
— Den brauchen sie. — Der Ungar kriegt D al-
matien, sowie — Galizien — viel Vergnügen
dazu! — Die Geige, Moriz Busch, kriegst Du
— Laß' Dir damit aus dem Heimweg dienen,
— v.Bülow kriegt die Philippinen, — Die
niedlichen Dinger — Da leckt er die Finger! —
Das schone Papagen »schloß, — Das kriegt
Graf Thun aus dem hohen Roß. — Denn
Schweigen ist Gold! — Und der Pantoffel,
schmuck und hold — Ist für das Holländer
Königskind — Als feines Hochzeitsangebind'.
— Was wohl daS große Packet umschließt, —
. JUGEND .
Das für den deutschen Reichstag ist? —
Vielleicht ist Geduld und Pflichttreu drin, —
Gerechtigkeit, nationaler Sinn, — Achtung, die
Eins vor'm Andern hegt. — Und wär' cs noch
so unentwegt, — Ein Bissel au gutem, ehrlichem
Willen, — Nicht blos das Redebedüriniß zu stillen,
— Nein, auch sich hie und da im Innern — Be-
schwor'ner Pflichten zu erinnern; — Dann Hab'
ich fürOest'reichs Reichsrath detto — Ganz
ähnliche Dinge auch in petto. — Und für die
Ubambro des deputes, — Denn Alle leiden am
gleichen Weh. — Doch leider gehören meine Gaben
— Nur unter „Soll," nicht unter „Haben," —
Nur unter „Wünschen," nicht unter „Schenken,"
— Sonst würd' ich auch Spanien noch bedenken
— Mit einem Mann, der aus dem Schlamm
— Kräftig erhebt den edlen Stamm; — Herr
Eugen Richter, der weise Mann, — Der soll
eine Insel im Ozean, — Zunächst der Küste von
Grönland haben, — Daß er sich dort kann lassen
begraben, — DemReiche fern, vor dein ihm graust.
— Das Wunderkäppchen des Doktor Faust, —
Das Jeden zwingt, die Wahrheit zu sagen, —
Bekam' Herr Liebknecht, um's zu tragen. —
War' das nicht heiter? — Na u. s. w., — Da
ivären noch viele Schachteln und Packe: — Und
Kisten und Körbe und Kasten und Säcke, —
Packete, Packetchen, Cartons und Etui's, — Ge-
binde und Colli's und das und dies — Mit Kro-
nen und Kreuzlein, mit Ruthen und Knuten, —
Mit Sachen zum Schießen, zum Trommeln, zum
Tuten, — Mit Büchern und Bildern und Ketten
und Ringen, — Mit süßen und säuern und
bitteren Dingen, — Nur immer heran, nur im-
mer herein! — Sucht Euch was aus, steckt Euch
Ivas ein! — Und dem, der mich lieb hat, den:
schenk' ich gar — Zum neuen Jahr — Das Beste
fürwahr: — Mich selber mit Haut und Haar!
Die »Hugend«.
(Redaktionsschluss: 19. Dez. 1898)
Lueger Pascha und die wiener
Gemeinderaths-Gpposition
Du sollst dem Gegner, der Dir widerspricht,
Nicht ungestüme, rauhe Worte sagen —
O nein — den wiener Bürgermeister fragen
Sollst Du, was denn in solchem Fallcpsiicht?
Sieh — wer in Wien dem Bürgermeister nicht
Gehorcht, den laßt er packen rasch beim
Rragcn,
Und läßt ihn einfach aus dem Saale tragen
Und mürbe drücken, bis der Starrsinn bricht.
Den stärksten widerstand bringt leicht in's
Wanken,
wer sich die Regel in's Gcdächtniß prägt:
„Das Beste ist — statt viel herumzuzanken —
wenn man den Gegner aus dem Saale trägt,
Und wenn man ihm die widcrspruchs-
gcdankcn
Bereits im Reime — aus dem
Ropfe schlägtl"
Boheinund.
wo die Litronen blühe»!
Nalvoglio: Das ist doch wieder eine
Nordsreklame!
Barbarino: N)as denn?
Nalvoglio: Der Journalist Giacomelli
hat den Nascagni der Zechprellerei beschuldigt.
Barbarino: Donnerwetter! Der Mas-
cagni ist nun mal ein Glückspilz!