(Redaktionsschluss: 10. Jan. 1899)
1 v- ol.^ Eck(
5Lei’ unbestätigte Oberbürgermeister
Schwimmmeister v. d. Recke:
„Du hängst mir noch laug gut!"
Noch ’mal die Hobson-Küsserei
(Siehe Nr. 2. S. 36 der „Jugend“.)
An „D i cl“
!ju meinst, nur Eine könne Hobson freien!
•'■ennst Du die Heil’gen denn von
Salt-Lake nicht?
Ein Dutzend Frau’n hat dort der
schlappste Wicht,
und solch ein Recke soll davor sich
scheuen?
Was braucht er weiter noch zu thun
auf Erden
pis dies: er sucht sich alle Schönsten aus,
Ond führt sie heim in sein Mormonenhaus
Und kann dann sündlos Massenvater
werden.
Zehn Nabobstöchter können den nicht
schrecken,
*^er in die Luft gesprengt den Merrimac —
uann braucht er nur noch einen grossen
Sack,
belassen die Millionen einzustecken.
Cr. Dünn
. JUGEND .
was ganz Lelles aus Drüsen
Es sprach der Graf von Vitzthum
Im sächsischen Runstvcrein:
wir lassen in unser Bcsitzthum
Nichts Nacktes mehr herein.
Und was der Graf von Vitzthum
Gesagt im Runstvcrein,
Das find' ich einfach — bedenklich,
Rönnt' gar nicht schlimmer fein 1
I’ips
A. und B.
A. Hast Du -gehört: die Jesuiten sollen
wiederkommen.
D Ja.
A. Id) bin überzeugt, sie entfalten schon
längst unter uns eine heimliche Thätigkeit.
B. Im Gegentheil: eine unheimliche!
Philippine und ihr Ritter
Philippinen ivard's zu enge,
Eifersüchtig eingeschiossen
Durch des harten Gatten Strenge,
And sie hat die Flucht beschlossen.
Einen edlen Ritter fand sie
And vermachte, ihn zu rühren.
Daß er unternahm, galant sie
Ihrem Gatten zu entführen,
Cr zerbrach das Cifengitter,
And er trug sie aus der Klause.
Habe Dank, mein edler Ritter,
Kannst nun wieder gehn nach Hause.
Doch er lachte: Philippine,
Ei wie hast Du Dich betrogen!
Dasz ich Deiner Freiheit diene,
Din ich nicht in's Feld gezogen.
^>aqasta's Traum
pack Abschluß des spanisch-amerikanischen
»Friedens" erkrankte der spanische Minister-
Präsident, wahrscheinlich am Regierungswechsel-
aeber. <gr wurde von schweren Träumen gc-
zpSt. Unter Anderm erschien ihm in einer
(»d)t Loluntbus und rief:
»§and, Land! Das neue Indien ist entdeckt!"
-agasta aber stöhnte: „Dcck's wieder zu!"
Mann und Männin
Die Wiener Lensur hat die Aufführung der
DpercNe „Adam und Lva" im Laritheater nur
unter der Bedingung erlaubt, daß statt „Adam"
und „Lva" „dirann" und „Atännin" gesagt werde.
D löbliche Lensur.
^ sag', was willst Du nur?
.T5 bleibt in jedem Zall
D^r iRame iXauch und Schall.
Der JRann, der liebt die JRännin,
'pb ich nun Adam nenn' ihn,
Peter oder Hans.
^er Gänf'rich liebt die Gans,
Der Kater liebt die Katz,
Die Spätzin liebt der Spatz.
Der Dchs selbst wirft der Kuh
platonisch Blicke zu.
Woraus man schließen kann:
ZT! steht in ihrem Bann.
D>e Taube liebt den Täub'rich,
Das Weib, das liebt den weib'rich —
Das liegt in der Natur,
^ löbliche Lensur! tot»
Dich zu nehmen, Tngendsame,
Setzte ich mich aus den Hieben —
Vin von jener Pankec Stamme,
Die erwerben, wenn sie lieben.
Proteus
Moritz Mai, der „Goldmensch"
Des Dichters Aug' in schönem Wahnsinn rollen,
Das konnte man unlängst in Ungarn seh'n.
sticht Steuern zahlen müssen und doch
wollen —
Das ist ein Ldelmuth, kaum zu versteh'n.
vernehmet denn: An Ungarn wurde plötzlich
Am steusahrstage (weil die Frist vorbei,
Für die cs eine Basis gab gesetzlich)
Das ganze Volk von jeder Steuer frei.
Sieh, da erhebt Derr Jokai sich, und Jeder
Denkt: „Sicher grüßt mit einem Jubellied
Sein Volk der ruhmgekrönte Deld der Feder,
weil er es frei von allen Steuern steht!"
Doch just das Gegentheil geschieht, voll Feuer
teilst Moritz Jökai: „Löre mich, Magyar:
Dem Vaterland bezahle Deine Steuer —
Jm vorhinein bezahle sie sogar.
Sieh' her mein Volk, ich stell' mich an die Spitze,
Ich selber laus' sofort in's Steueramt!
Mir nach!" — Lr ries's, und in Be-
geist'rungshitze
Folgt ihm das Volk, von Iökai's Wort entflammt.
Mit wehmuth denk ich mir: welch' idealer
Zustand, wo es dem Dichter so ergeht.
Daß er als „Goldmensch" und als Steuerzahler
Im Vordergründe seines Volkes steht!
Bohemund
Eo ipso
Bismarck hat nach scineit „Gedanken und
Erinnerungen" im Kissinger Lande Bauern
gefunden, die fest darmt glaubten, daß der
Priester sie direkt in den Himmel oder in die
Hölle schicken könne und daß man ihn also
auch politisch zunt Freunde machen müsse.
In Polen sei es ebenso schlimm oder schlimmer.
Dazu bemerkte die „Germania": Christus habe
int Matth. 16 u. 18 dein Petrus und den
Aposteln und damiteoipsoihrenNach-
folgern eine Binde- und Lösegewalt für den
Himmel gegeben, es sei somit keilt „Menschen-
werk," wenn Priester diese Gewalt ansübten.
Dazu ist leider Folgendes zu bemerken:
Unter den angeredctcn Aposteln befand sich
auch Jitdas Jscharioih. Ans den „Nachfolgern"
der Apostel müßten also zunächst wohl die
Nachfolger dieses Mannes eo ipso ausgeschieden
werden. Wenn der Rest dann freundlichst
durch ein in Heiligkeit verbrachtes Leben und
durch Bereitwilligkeit zum Märtyrertode seine
Nachfolge und eo ipso seine Würdigkeit beivcisen
wollte, so würden wir diesen Männern eo ipso
glauben, daß polnisch und katholisch, fromm und
ultramontan identisch seien, vorausgesetzt natür-
lich, daß es wahr wäre. Bruno
67
1 v- ol.^ Eck(
5Lei’ unbestätigte Oberbürgermeister
Schwimmmeister v. d. Recke:
„Du hängst mir noch laug gut!"
Noch ’mal die Hobson-Küsserei
(Siehe Nr. 2. S. 36 der „Jugend“.)
An „D i cl“
!ju meinst, nur Eine könne Hobson freien!
•'■ennst Du die Heil’gen denn von
Salt-Lake nicht?
Ein Dutzend Frau’n hat dort der
schlappste Wicht,
und solch ein Recke soll davor sich
scheuen?
Was braucht er weiter noch zu thun
auf Erden
pis dies: er sucht sich alle Schönsten aus,
Ond führt sie heim in sein Mormonenhaus
Und kann dann sündlos Massenvater
werden.
Zehn Nabobstöchter können den nicht
schrecken,
*^er in die Luft gesprengt den Merrimac —
uann braucht er nur noch einen grossen
Sack,
belassen die Millionen einzustecken.
Cr. Dünn
. JUGEND .
was ganz Lelles aus Drüsen
Es sprach der Graf von Vitzthum
Im sächsischen Runstvcrein:
wir lassen in unser Bcsitzthum
Nichts Nacktes mehr herein.
Und was der Graf von Vitzthum
Gesagt im Runstvcrein,
Das find' ich einfach — bedenklich,
Rönnt' gar nicht schlimmer fein 1
I’ips
A. und B.
A. Hast Du -gehört: die Jesuiten sollen
wiederkommen.
D Ja.
A. Id) bin überzeugt, sie entfalten schon
längst unter uns eine heimliche Thätigkeit.
B. Im Gegentheil: eine unheimliche!
Philippine und ihr Ritter
Philippinen ivard's zu enge,
Eifersüchtig eingeschiossen
Durch des harten Gatten Strenge,
And sie hat die Flucht beschlossen.
Einen edlen Ritter fand sie
And vermachte, ihn zu rühren.
Daß er unternahm, galant sie
Ihrem Gatten zu entführen,
Cr zerbrach das Cifengitter,
And er trug sie aus der Klause.
Habe Dank, mein edler Ritter,
Kannst nun wieder gehn nach Hause.
Doch er lachte: Philippine,
Ei wie hast Du Dich betrogen!
Dasz ich Deiner Freiheit diene,
Din ich nicht in's Feld gezogen.
^>aqasta's Traum
pack Abschluß des spanisch-amerikanischen
»Friedens" erkrankte der spanische Minister-
Präsident, wahrscheinlich am Regierungswechsel-
aeber. <gr wurde von schweren Träumen gc-
zpSt. Unter Anderm erschien ihm in einer
(»d)t Loluntbus und rief:
»§and, Land! Das neue Indien ist entdeckt!"
-agasta aber stöhnte: „Dcck's wieder zu!"
Mann und Männin
Die Wiener Lensur hat die Aufführung der
DpercNe „Adam und Lva" im Laritheater nur
unter der Bedingung erlaubt, daß statt „Adam"
und „Lva" „dirann" und „Atännin" gesagt werde.
D löbliche Lensur.
^ sag', was willst Du nur?
.T5 bleibt in jedem Zall
D^r iRame iXauch und Schall.
Der JRann, der liebt die JRännin,
'pb ich nun Adam nenn' ihn,
Peter oder Hans.
^er Gänf'rich liebt die Gans,
Der Kater liebt die Katz,
Die Spätzin liebt der Spatz.
Der Dchs selbst wirft der Kuh
platonisch Blicke zu.
Woraus man schließen kann:
ZT! steht in ihrem Bann.
D>e Taube liebt den Täub'rich,
Das Weib, das liebt den weib'rich —
Das liegt in der Natur,
^ löbliche Lensur! tot»
Dich zu nehmen, Tngendsame,
Setzte ich mich aus den Hieben —
Vin von jener Pankec Stamme,
Die erwerben, wenn sie lieben.
Proteus
Moritz Mai, der „Goldmensch"
Des Dichters Aug' in schönem Wahnsinn rollen,
Das konnte man unlängst in Ungarn seh'n.
sticht Steuern zahlen müssen und doch
wollen —
Das ist ein Ldelmuth, kaum zu versteh'n.
vernehmet denn: An Ungarn wurde plötzlich
Am steusahrstage (weil die Frist vorbei,
Für die cs eine Basis gab gesetzlich)
Das ganze Volk von jeder Steuer frei.
Sieh, da erhebt Derr Jokai sich, und Jeder
Denkt: „Sicher grüßt mit einem Jubellied
Sein Volk der ruhmgekrönte Deld der Feder,
weil er es frei von allen Steuern steht!"
Doch just das Gegentheil geschieht, voll Feuer
teilst Moritz Jökai: „Löre mich, Magyar:
Dem Vaterland bezahle Deine Steuer —
Jm vorhinein bezahle sie sogar.
Sieh' her mein Volk, ich stell' mich an die Spitze,
Ich selber laus' sofort in's Steueramt!
Mir nach!" — Lr ries's, und in Be-
geist'rungshitze
Folgt ihm das Volk, von Iökai's Wort entflammt.
Mit wehmuth denk ich mir: welch' idealer
Zustand, wo es dem Dichter so ergeht.
Daß er als „Goldmensch" und als Steuerzahler
Im Vordergründe seines Volkes steht!
Bohemund
Eo ipso
Bismarck hat nach scineit „Gedanken und
Erinnerungen" im Kissinger Lande Bauern
gefunden, die fest darmt glaubten, daß der
Priester sie direkt in den Himmel oder in die
Hölle schicken könne und daß man ihn also
auch politisch zunt Freunde machen müsse.
In Polen sei es ebenso schlimm oder schlimmer.
Dazu bemerkte die „Germania": Christus habe
int Matth. 16 u. 18 dein Petrus und den
Aposteln und damiteoipsoihrenNach-
folgern eine Binde- und Lösegewalt für den
Himmel gegeben, es sei somit keilt „Menschen-
werk," wenn Priester diese Gewalt ansübten.
Dazu ist leider Folgendes zu bemerken:
Unter den angeredctcn Aposteln befand sich
auch Jitdas Jscharioih. Ans den „Nachfolgern"
der Apostel müßten also zunächst wohl die
Nachfolger dieses Mannes eo ipso ausgeschieden
werden. Wenn der Rest dann freundlichst
durch ein in Heiligkeit verbrachtes Leben und
durch Bereitwilligkeit zum Märtyrertode seine
Nachfolge und eo ipso seine Würdigkeit beivcisen
wollte, so würden wir diesen Männern eo ipso
glauben, daß polnisch und katholisch, fromm und
ultramontan identisch seien, vorausgesetzt natür-
lich, daß es wahr wäre. Bruno
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Bohemund: Moritz Jokai, der "Goldmensch"
Proteus: Philippine und ihr Ritter
G. Dünn: Noch mal die Hobson-Küsserei
Pips: Was ganz Helles aus Dräsen
Monogrammist Frosch: Karikaturzeichnung zu "Moritz Jokai, der Goldmensch"
[nicht signierter Beitrag]: Sagasta's Traum
Monogrammist Hummer: Karikaturzeichnung zum Gedicht "Philippine und ihr Ritter"
Loki: Mann und Männin
[nicht signierter Beitrag]: A und B
Bruno: Eo ipso
Monogrammist Frosch: Der unbestätigte Oberbürgermeister
Proteus: Philippine und ihr Ritter
G. Dünn: Noch mal die Hobson-Küsserei
Pips: Was ganz Helles aus Dräsen
Monogrammist Frosch: Karikaturzeichnung zu "Moritz Jokai, der Goldmensch"
[nicht signierter Beitrag]: Sagasta's Traum
Monogrammist Hummer: Karikaturzeichnung zum Gedicht "Philippine und ihr Ritter"
Loki: Mann und Männin
[nicht signierter Beitrag]: A und B
Bruno: Eo ipso
Monogrammist Frosch: Der unbestätigte Oberbürgermeister