1899
. JUGEND •
(Redaktionsschluss: 7. Feb. 1899)
Was ficfr uecSt
Biberle—finhart
^kht den Richter sich erheben,
Mm i»U Weisheit Recht nt sprechen:
Mas; Du Dich gewehrt um’« Leben,
A>ar ein strafbares Erfrechen,
And so sündiges Nestreben
Alnß ich mit Gefängnis; rächen.
Als eilt Deutscher mußt Du eben
Hüten Dich vor solchen Schwächen
And mußt ruhig Dich ergeben
An's Erschlagen und Erstechen;
Denn rin Recht, in Prag nt leben,
Haben gan; allein die Czechen.
Stefan
Der Papst
und die Abrüstungsconferenz
Anmöglich ist, daß man vergesse,
Men Papst zu laden tum Friedenscongresse
Manst bleibt in Rüstung und Waffenglan;
Aur die ecclcsia militans. -
lustige Nachrichten
Der Dichter Gabriele d'An-
uunzi o nimmt, wie man liest, auf
eine Reise nach Kairo 14 Koffer mit,
die erster Klasse befördert werden und
"■ a. enthalten: 72 Hemden, 48
Unterhosen, 8 Hüte, 13 Anzüge,
5 Fracks, 4 Spencer, 72 Paar Hand-
schuhe, 12 Röcke, 8 Regen- und 10
Sonnenschirme, 14 Paar Lackstiefel
k- :c. Es ist ein Glück, daß Gabriele
das „ a n n n n z i e r t," Was für eilt
großer Dichter muß er sein, der große
Gabriel von Annoncio! Uebri-
gens werden die Historiker künftiger
Jahrtausende Nachweisen, daß „An>
nunzio" oder „Annoncio" ein
Gattungsname sei, wie ans den
Gepflogenheiten zahlreicher Dichter
vom Ende des 19. Jahrhunderts
hervorgehe.
Korea muß in sittlicher Beziehung sehr
hoch stehen. Dort dürfen sich nämlich nach
Dunkelwerden nur Frauen und keine
Männer auf der Straße sehen lassen,
damit die Damen von den Herren nicht be-
lästigt werden. Das „Fensterln" geht in Korea
also von den Damen aus.
DievomKronprinzen von Griechen-
land herausgegebene Geschichte des griechisch-
türkischen Krieges sagt den griechischen Offizieren
schlimme Dinge nach. Bekanntlich haben die
griechischen Offiziere bei der großen Retirade
sogar sämmtliche Karten in die Hände der
Türken fallen lassen. Aber das beweist doch
wohl nur, daß die Herren Lebensart besaßen!
Wenn man Anstandshalber einen unangenehmen
■ zeichneten
— liebt fiel)! -rs-D
Die „Times“ schreiben: „Bei der allseits vorhandenen ausgezeic-- - —
Gesinnung dürfen wir vertrauensvoll hollen, dass die sa m oanisclienü n-
ruhen England, Amerika und Deutschland noch durch engere
Freundschaft als vorher mit einander verbinden werden.
Besuch macht und den zu Besuchenden er-
wünschter Weise nicht nntrifft, so zieht man
eben ab und läßt seine Karte zurück.
Am 31. Januar d. I. etwa um 7 Uhr
abends zog über Berlin von Westen her eine
„Gew itternacht" herauf, die glücklicher Weise
keinen erheblichen Schaden anrichtete. Ein un-
aufhörliches Rollen und Poltern störte freilich
auf ein paar Stunden die öffentliche Ruhe und
Ordnung, cs schlug aber fast nirgends ein, und
wo es einschlug, zündete es nicht. Immerhin
empfanden die Zeugen des großartigen Schau-
spiels, nachdem es sich verzogen hatte, die Lust
als ungemein erfrischend und labend.
Oer Lall Gregorig
Erklär' mir's doch, Graf Derindur,
Daß ich das Ding versteh' —
Der Gregorig, was that er nur
Fm Lhambrs separss?
Ls sind davon seit Fahr und Tag
Die Wiener Blätter voll.
Graf Derindur, ich bitt' Dich, sag,
Was das bedeuten fall?
Mit Sodawasser spritzte man,
Das weiß man ungefähr —
Doch Keiner ist, der sagen kann:
Warum? Wohin? Woher?
Fm Parlament war ein Tumult
Schon wegen dieses Zolls,
Man schlug entrüstet auf das Pult
Und fuhr sich an den Hals.
Auch schrieb sich das Bezirksgericht
Bereits die Zinger krumm,
Fch aber weiß noch immer nicht:
wohin? Woher? Warum?
Der Gregorig, so sagt man fei
Streng christlich-sozial,
Lin Zräulein, sagt man, war dabei
Bei diesem „Hauptscandal."
Fch komm' dem Ding nicht auf
die Spur,
Das thut mir wirklich weh.
Der Gregorig, was that er nur
Fm Chambre separee??? »
t Josefas
US
. JUGEND •
(Redaktionsschluss: 7. Feb. 1899)
Was ficfr uecSt
Biberle—finhart
^kht den Richter sich erheben,
Mm i»U Weisheit Recht nt sprechen:
Mas; Du Dich gewehrt um’« Leben,
A>ar ein strafbares Erfrechen,
And so sündiges Nestreben
Alnß ich mit Gefängnis; rächen.
Als eilt Deutscher mußt Du eben
Hüten Dich vor solchen Schwächen
And mußt ruhig Dich ergeben
An's Erschlagen und Erstechen;
Denn rin Recht, in Prag nt leben,
Haben gan; allein die Czechen.
Stefan
Der Papst
und die Abrüstungsconferenz
Anmöglich ist, daß man vergesse,
Men Papst zu laden tum Friedenscongresse
Manst bleibt in Rüstung und Waffenglan;
Aur die ecclcsia militans. -
lustige Nachrichten
Der Dichter Gabriele d'An-
uunzi o nimmt, wie man liest, auf
eine Reise nach Kairo 14 Koffer mit,
die erster Klasse befördert werden und
"■ a. enthalten: 72 Hemden, 48
Unterhosen, 8 Hüte, 13 Anzüge,
5 Fracks, 4 Spencer, 72 Paar Hand-
schuhe, 12 Röcke, 8 Regen- und 10
Sonnenschirme, 14 Paar Lackstiefel
k- :c. Es ist ein Glück, daß Gabriele
das „ a n n n n z i e r t," Was für eilt
großer Dichter muß er sein, der große
Gabriel von Annoncio! Uebri-
gens werden die Historiker künftiger
Jahrtausende Nachweisen, daß „An>
nunzio" oder „Annoncio" ein
Gattungsname sei, wie ans den
Gepflogenheiten zahlreicher Dichter
vom Ende des 19. Jahrhunderts
hervorgehe.
Korea muß in sittlicher Beziehung sehr
hoch stehen. Dort dürfen sich nämlich nach
Dunkelwerden nur Frauen und keine
Männer auf der Straße sehen lassen,
damit die Damen von den Herren nicht be-
lästigt werden. Das „Fensterln" geht in Korea
also von den Damen aus.
DievomKronprinzen von Griechen-
land herausgegebene Geschichte des griechisch-
türkischen Krieges sagt den griechischen Offizieren
schlimme Dinge nach. Bekanntlich haben die
griechischen Offiziere bei der großen Retirade
sogar sämmtliche Karten in die Hände der
Türken fallen lassen. Aber das beweist doch
wohl nur, daß die Herren Lebensart besaßen!
Wenn man Anstandshalber einen unangenehmen
■ zeichneten
— liebt fiel)! -rs-D
Die „Times“ schreiben: „Bei der allseits vorhandenen ausgezeic-- - —
Gesinnung dürfen wir vertrauensvoll hollen, dass die sa m oanisclienü n-
ruhen England, Amerika und Deutschland noch durch engere
Freundschaft als vorher mit einander verbinden werden.
Besuch macht und den zu Besuchenden er-
wünschter Weise nicht nntrifft, so zieht man
eben ab und läßt seine Karte zurück.
Am 31. Januar d. I. etwa um 7 Uhr
abends zog über Berlin von Westen her eine
„Gew itternacht" herauf, die glücklicher Weise
keinen erheblichen Schaden anrichtete. Ein un-
aufhörliches Rollen und Poltern störte freilich
auf ein paar Stunden die öffentliche Ruhe und
Ordnung, cs schlug aber fast nirgends ein, und
wo es einschlug, zündete es nicht. Immerhin
empfanden die Zeugen des großartigen Schau-
spiels, nachdem es sich verzogen hatte, die Lust
als ungemein erfrischend und labend.
Oer Lall Gregorig
Erklär' mir's doch, Graf Derindur,
Daß ich das Ding versteh' —
Der Gregorig, was that er nur
Fm Lhambrs separss?
Ls sind davon seit Fahr und Tag
Die Wiener Blätter voll.
Graf Derindur, ich bitt' Dich, sag,
Was das bedeuten fall?
Mit Sodawasser spritzte man,
Das weiß man ungefähr —
Doch Keiner ist, der sagen kann:
Warum? Wohin? Woher?
Fm Parlament war ein Tumult
Schon wegen dieses Zolls,
Man schlug entrüstet auf das Pult
Und fuhr sich an den Hals.
Auch schrieb sich das Bezirksgericht
Bereits die Zinger krumm,
Fch aber weiß noch immer nicht:
wohin? Woher? Warum?
Der Gregorig, so sagt man fei
Streng christlich-sozial,
Lin Zräulein, sagt man, war dabei
Bei diesem „Hauptscandal."
Fch komm' dem Ding nicht auf
die Spur,
Das thut mir wirklich weh.
Der Gregorig, was that er nur
Fm Chambre separee??? »
t Josefas
US