DOI Heft:
Nr. 12 (18. März 1899)
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.3778#0196
1899
JUGEND
Nr. 12
Der schlaue Lardinal
Peter Paul Filucius ist in der ganzen Stadt
als frommer Mann bekannt, obschon einige
wissen wollen, daß es mit seiner Frömmigkeit
thatsächlich nicht weit her sei. Aber er ist auch
sehr reich, und, um seinen frommen Sinn zu
bethätigcn, hat er zu einem Kirchenbau eine
bedeutende Summe beigesteuert, weshalb der
Papst ihm den höchsten Grden verlieh, den er
ihm geben konnte. Später aber, als die Kirche
fertig war, schenkte Filucius für die innere
Ausschmückung derselben die gleiche Summe,
und als der Papst das erfuhr, gcricth er in
groß? Verlegenheit. Cr ließ sich sofort den Car-
dinal vom Tagesdienst kommen, um mit ihm
über den schweren Fall zu berathen. „Cardi-
nal/' sagte er, „da hat der Filucius wieder
ein großes Werk zum Wohl der Kirche gethan.
Nun hat der Mann aber schon meinen höch-
sten Grden, wie soll ich ihn also belohnen?
wäre er schon gestorben, so könnten wir ihn
ja heilig sprechen; da der Mann aber noch lebt,
geht das nicht an." Der Cardinal hatte auf-
merksam in strammer Haltung zugehört. „Da
ist guter Rath theucr," versetzte er, und, um
nachzndcuken, stützte er jetzt das Kinn in die
rechte Hand und begann auf und ab zu gehen,
plötzlich stand er still, „Halt, ich hab's," rief
er mit schlauem Augenzwinkern, „die Sache ist
furchtbar einfach, wir lassen den Filucius für
scheintodt erklären und sprechen ihn dann schein-
heilig." - y _
iRiiidermund
„Ich bin einen Kopf kleiner als mein großer
Bruder, aber einen Bauch dicker als mein kleiner
Bruder."
Hort mit den Fremdwörtern!
Lt. von Kampfberg: Kamerad, schon
jchört, daß Inf.-Reg. Nr. von Görlitz nach
München verlegt wird?
kt. von Schneidewitz: wieso das?
Lt. von Kampfberg: Na, wejen seines
Beinamens «Courbiere. “ Cs soll doch alles
verdeutscht werden, — aus „Courbiere“ wird
„Bofbräu", und da jehört das Regiment
doch nach München.
rleöerfetzungskünste
Hic tibi servanJus tenor.
Den Tenor mußt Du Dir erhalten.
Cave maiori malcdicas!
Hüte Dich, über einen Major zu schimpfen!
Cägljj
m
ggg
»MM ' '
„Wirklich reiche Leute reden nie von il-rem Geld red' ich davont
A. v. Kubinyi (München)
JUGEND
Nr. 12
Der schlaue Lardinal
Peter Paul Filucius ist in der ganzen Stadt
als frommer Mann bekannt, obschon einige
wissen wollen, daß es mit seiner Frömmigkeit
thatsächlich nicht weit her sei. Aber er ist auch
sehr reich, und, um seinen frommen Sinn zu
bethätigcn, hat er zu einem Kirchenbau eine
bedeutende Summe beigesteuert, weshalb der
Papst ihm den höchsten Grden verlieh, den er
ihm geben konnte. Später aber, als die Kirche
fertig war, schenkte Filucius für die innere
Ausschmückung derselben die gleiche Summe,
und als der Papst das erfuhr, gcricth er in
groß? Verlegenheit. Cr ließ sich sofort den Car-
dinal vom Tagesdienst kommen, um mit ihm
über den schweren Fall zu berathen. „Cardi-
nal/' sagte er, „da hat der Filucius wieder
ein großes Werk zum Wohl der Kirche gethan.
Nun hat der Mann aber schon meinen höch-
sten Grden, wie soll ich ihn also belohnen?
wäre er schon gestorben, so könnten wir ihn
ja heilig sprechen; da der Mann aber noch lebt,
geht das nicht an." Der Cardinal hatte auf-
merksam in strammer Haltung zugehört. „Da
ist guter Rath theucr," versetzte er, und, um
nachzndcuken, stützte er jetzt das Kinn in die
rechte Hand und begann auf und ab zu gehen,
plötzlich stand er still, „Halt, ich hab's," rief
er mit schlauem Augenzwinkern, „die Sache ist
furchtbar einfach, wir lassen den Filucius für
scheintodt erklären und sprechen ihn dann schein-
heilig." - y _
iRiiidermund
„Ich bin einen Kopf kleiner als mein großer
Bruder, aber einen Bauch dicker als mein kleiner
Bruder."
Hort mit den Fremdwörtern!
Lt. von Kampfberg: Kamerad, schon
jchört, daß Inf.-Reg. Nr. von Görlitz nach
München verlegt wird?
kt. von Schneidewitz: wieso das?
Lt. von Kampfberg: Na, wejen seines
Beinamens «Courbiere. “ Cs soll doch alles
verdeutscht werden, — aus „Courbiere“ wird
„Bofbräu", und da jehört das Regiment
doch nach München.
rleöerfetzungskünste
Hic tibi servanJus tenor.
Den Tenor mußt Du Dir erhalten.
Cave maiori malcdicas!
Hüte Dich, über einen Major zu schimpfen!
Cägljj
m
ggg
»MM ' '
„Wirklich reiche Leute reden nie von il-rem Geld red' ich davont
A. v. Kubinyi (München)