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Nr. 22

1899

Stimme aus dem Publikum

Die allcrdurchlauchtigsten regierenden pro-
testantischen Bischöfe (Sumnti episcopi) werden
unterthänigst gebeten, damit gewisse Skandale
sich nicht fort und fort wiederholen, ihre neu-
gebornen Prinzessinnen in Zukunft sofort durch
einen griechischen Popen griechisch-katholisch
taufen zu lassen, weil's ja doch gleich ist und
nicht so häßlich, wie die bisherige Praxis.

Er hat sich verrathen

August: Paste jchört, Fritze? Der Mo
narclp) hat 'ne halbe Buttel Schnaps jestohlcn.

vorübergehender Staatsanwalt:
palt! Men meinen Sie damit?

August:'Mat jeht'n Sie det an?

Staatsanwalt: Ich bin der Staatsanwalt.

August: Na, irk mccne natürlich den
Lhauffeearbeiter von nebenan. De Lhaussec-
arbcitcr heißen doch ooch „Monarchen."

Fritz: Ja, diencnnt inan hier „Monarchen."

Staatsanwalt (zieht ab).

August: Pst — pst — pcrr Staatsanwalt!

Staatsanwalt: Mas wollen Sie?

August: pör'n Sc mal - : lven mecnten
Sie denn? Fix

*) Provinzialismus für Lhauffeearbeiter.

. JUGEND .

Herr Henry des Houx

ist beim Papst gewesen und hat dessen Herzens-
crgicßungen entgegengenommeir. Leo sagte u.a.:
„Ich habe Frankreich einen Vorzugs-
platz in meinen liebevollen Sorgen gegeben."
(Solche Plätze sind sehr thcner; vgl. Spanien.)
„Ich wollte, daß die Katholiken aufhörten,
für Staats- und Verfassungsfeinde zu gel-
ten." (Wer sagt denn, daß sie's alle sind?
Wer sich entschuldigt, eh man klaget..,)
„Ich fürchte, man wird das Gesetz gegen
die Unterrichtsfreiheit annehmen. Ich habe
sogar die Absicht, hierüber einen Hirtenbrief
an Frankreich zu schreiben." (Wird auch
angenommen). „Man glaubte, die freien
Schulen senden parteiische Offiziere in's
Heer. Glauben Sie nicht, daß es nützlich
wäre, diese Verleumdung zu widerlegen?"
(Nützlich kaum, jedenfalls nicht möglich)
„Tie französischen Katholiken müssen für
ihr Vaterland und die Kirche, die immer
dieWohlthäterindieser vor allen anderen
edlen und hohen Nationen gewesen ist,
gegen die Umwälzung kämpfen." (Nicht
richtig: Die Inder waren lange vor den
Franzosen edel und hoch.)

Der Bericht schließt: „Des Honx kann die
Geistesfrische und Gedächtnißfrische des Papstes
nicht genug rühmen." Ist auch für einen
Mann zu schwer. Schell soll ihm helfen.

3-eine

(Stadthagen (soz.) sprach im Reichstag von der
Schmutzconcurrenz russischer Arbeiter.)

wider das Capital wclrbrüdcrlich sind die

Genossen

Gilrs aber Concurrenz — hurtig den

Schlagbaum herab!

Ein hessischer Gymnasiallehrer bat
den Sohn seines Vorgesetzten Schulraths fort-
gesetzt bei den Prüfungsarbeiten in ungehöriger
Weise begünstigt, indem er die Aufgaben vor-
her mit ihm bearbeitete re. Endlich kam's her
aus, natürlich durch den Jungen selbst. Der
Lehrer aber erklärte, ihn könne kein Vorwurf
treffen, da er in Uebereinstimmung mit seinem
Vorgesetzten gehandelt habe. Sehr richtig! Da-
für, daß er seinen Amtseid verletzt hat, ge-
bührt ihm eine Rüge, und dafür, daß er ei»
Kind zum Betrüge augeleitet, Versetzung, je-
doch — weil er dem Vorgesetzten parirt hat —
in ein höheres Amt.

Ein italienischer Minister sagte kürzlich
in der Kammer: Diese Kammer habe bereits vier
Kabinette gefressen und mache sich jetzt an das
fünfte; sie verdiene nicht mehr zu leben.

Wenn sie einen s o schlechten Geschmack hat
— nee!

„Seppl! steig a mal tu mein Laekeplinder rittet, für uns is sonst koa PlatzMnehrer in der lllünchnerstadt! Die Mehrern treten und radelti, mit der
Pferdebahn, Elektrischen und Dampftrambahn fahreti's; nach er Ham ttta a Tramkar, an Automotor, Lnftballöner, von die kloan puesterl und
Schnauferl, dö 's Petroleum und der Spiritus treibt, mag i gar net reden, und dös Neueste is die Millikutsch'n, *) a Schachtelfuhrwerk, wo uns
No' die paar Fremdelt wegstibitzt. A'letzt trifft uns nur mehr 's passen am Bahnhof zu die Nachtzüg, damit mer wenigstens no bei der Polizei
arbeiten lassen, wennst verschläfst! Moaßt, wos mer no brauchet? So an Lift auf die Franeitthürm z'wegen der Aussicht und zwo« Bierstübl
da 'nauf, dann, san mer z'sammt unsere Zeugl zum Einsalzen fertig. Past mi Seppl? püstdahaho, Bräundl!"

') Mailcoach, meint er wohl. (Anmerkung des Setzers.)

;;s
Register
[nicht signierter Beitrag]: Ein italienischer Minister...
[nicht signierter Beitrag]: Ein hessischer Gymnasiallehrer...
[nicht signierter Beitrag]: Stimme aus dem Publikum
Fix: Er hat sich verrathen
Arpad Schmidhammer: Zeichnung zum Text "Fiakerschmerzen"
[nicht signierter Beitrag]: Fiakerschmerzen
 
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