Nr. 23
JUGEND
1899
Ilagdcuriosa: I. Der balzende pirsch e. l. Hoess (München)
Gutsbesitzer Wirth war mit seiner jungen, soeben aus dem Pensionat zurückgekehrten Nichte Else Waldau bei seinem alten Freunde,
dem Bberförstcr Langhofer, zu Besuch. Man saß gemüthlich in der Laube und sprach, wie natürlich, von allerhand Jagd, Als die Rede auf
den Auerhahn kam, machte Fräulein Else die Bemerkung: „Ach ja, Herr Vberförster, so eine Auerhahnbalz ist zu schön! Ich Hab' auch schon
eine gesehen. Aber ich macht' einmal eine hirschbalz sehen, das muß doch noch viel imposanter sein." Vnkel Wirth wollte laut auf«
lachen, Langhofer blinzelte ihn aber bedeutungsvoll an und gab mit ernster Miene eine Antwort, die seinem berühmten Jägerlatein alle Ehre
machte: „Das glaub' ich, gnädiges Fräulein, daß Sie so was sehen möchten! Sie werden aber wohl kaum dazu kommen. Ich Hab' ein einziges
Mal in meinem Leben das Glück gehabt und all' meine Kollegen haben mich darum beneidet. Es iß auch wirklich eine kolossale Seltenheit.
Na, damit Sie einen Begriff von der Sache haben — ich will mit meinem Freunde, dem Maler hoeß, reden, wenn er dieser Tage zu mir heraus
kommt. Der war damals dabei und hat eine Zeichnung davon gemacht. Ich werd's ihm sagen, daß er sie Ihnen schickt."
Fräulein Elsa war als leidenschaftliche Verehrerin der „Jugend" so freundlich, uns die Zeichnung zur Verfügung zu stellen, die wir
hiermit allen Freunden St. hnbcrti mitthcilen.
Alla turca
Tausend Kameeke möcht' ich bskaden
Mit allem Himmeksgkück und Gnaden,
Würden noch andere tausend mir fehken
Sür akke Wünsche meiner Keeken.
Siehst Du im Staub die Rarawane
Unter des Propheten Sahne
Auf Dein Sekt sich 7U bewegen,
Staune nicht über den reicheit Segen.
Nimm akke ?u eigen die tausend Sachen
Nnd fürchte nicht, daß sie arm mich machen.
Sreu Dich der Gaben und wolle bedenken:
Hiebe kann akke Himmek verschenken.
Gustav Falke
Alce Paraphrase
wer nur den lieben Gott läßt walten -
und hat nichts —
Und hoffet auf ihn allezeit —
und kriegt nichts —
Den muß er wunderbar erhalten —
sonst geht's nicht.
Der kleine Levi
ist bei einem reichen Mann zum Diner einge-
laden. Zum Schluß gibt's Mundspülwasser.
Lcvi sieht, daß der Herr neben ihm einen Schluck
davon in den Mund nimmt und ihn gleich
wieder in die Schale spuckt. Lr verfolgt kopf-
schüttelnd den Vorgang noch ein zweitesmal.
Nun probirt er selbst einen kleinen Schluck,
hält ihn kostend im Mund und spuckt ihn dann
ebenfalls rasch in die Schale — indem er seinen
Nebenmann anstößt: „Recht haben Sie."
Oer
Alu8ter-0e8Lkafl8rei8en6e
Von Vlfred ak bl e ck e n 8 tj e r na
Sr stand in der Dllürs eines Loupss
zweiter Klasse, mit der feinsten Reizmütze
auf dem Kopf, Ringen an äsr bland unck
gelben Schuhen an den Rüssen, in ele-
gantem Reiseanzug, mit hübschem, wohl-
gefälligem Gesicht, einer goldenen Uhr-
kette, die auf seinem zufriedenen Bäuch-
lein hing, lachenden Mundes und mit einem
Kneifer auf der Nase, in einem Reise-
mantel, der länger war, als die längste
Gardinenpredigt, auf seinen runden, dral-
len Beinen — wie gesagt, er stand in
der Coupethüre und blickte auf die Welt
hinaus, als wenn sie ihm gehörte und er
auf seinen Verwalter wartete, um ihm
Ordre zu ertheilen, das Sonnenlicht ein
wenig mehr aufzuschrauben oder einige
kühlende Winde loszulassen.
JUGEND
1899
Ilagdcuriosa: I. Der balzende pirsch e. l. Hoess (München)
Gutsbesitzer Wirth war mit seiner jungen, soeben aus dem Pensionat zurückgekehrten Nichte Else Waldau bei seinem alten Freunde,
dem Bberförstcr Langhofer, zu Besuch. Man saß gemüthlich in der Laube und sprach, wie natürlich, von allerhand Jagd, Als die Rede auf
den Auerhahn kam, machte Fräulein Else die Bemerkung: „Ach ja, Herr Vberförster, so eine Auerhahnbalz ist zu schön! Ich Hab' auch schon
eine gesehen. Aber ich macht' einmal eine hirschbalz sehen, das muß doch noch viel imposanter sein." Vnkel Wirth wollte laut auf«
lachen, Langhofer blinzelte ihn aber bedeutungsvoll an und gab mit ernster Miene eine Antwort, die seinem berühmten Jägerlatein alle Ehre
machte: „Das glaub' ich, gnädiges Fräulein, daß Sie so was sehen möchten! Sie werden aber wohl kaum dazu kommen. Ich Hab' ein einziges
Mal in meinem Leben das Glück gehabt und all' meine Kollegen haben mich darum beneidet. Es iß auch wirklich eine kolossale Seltenheit.
Na, damit Sie einen Begriff von der Sache haben — ich will mit meinem Freunde, dem Maler hoeß, reden, wenn er dieser Tage zu mir heraus
kommt. Der war damals dabei und hat eine Zeichnung davon gemacht. Ich werd's ihm sagen, daß er sie Ihnen schickt."
Fräulein Elsa war als leidenschaftliche Verehrerin der „Jugend" so freundlich, uns die Zeichnung zur Verfügung zu stellen, die wir
hiermit allen Freunden St. hnbcrti mitthcilen.
Alla turca
Tausend Kameeke möcht' ich bskaden
Mit allem Himmeksgkück und Gnaden,
Würden noch andere tausend mir fehken
Sür akke Wünsche meiner Keeken.
Siehst Du im Staub die Rarawane
Unter des Propheten Sahne
Auf Dein Sekt sich 7U bewegen,
Staune nicht über den reicheit Segen.
Nimm akke ?u eigen die tausend Sachen
Nnd fürchte nicht, daß sie arm mich machen.
Sreu Dich der Gaben und wolle bedenken:
Hiebe kann akke Himmek verschenken.
Gustav Falke
Alce Paraphrase
wer nur den lieben Gott läßt walten -
und hat nichts —
Und hoffet auf ihn allezeit —
und kriegt nichts —
Den muß er wunderbar erhalten —
sonst geht's nicht.
Der kleine Levi
ist bei einem reichen Mann zum Diner einge-
laden. Zum Schluß gibt's Mundspülwasser.
Lcvi sieht, daß der Herr neben ihm einen Schluck
davon in den Mund nimmt und ihn gleich
wieder in die Schale spuckt. Lr verfolgt kopf-
schüttelnd den Vorgang noch ein zweitesmal.
Nun probirt er selbst einen kleinen Schluck,
hält ihn kostend im Mund und spuckt ihn dann
ebenfalls rasch in die Schale — indem er seinen
Nebenmann anstößt: „Recht haben Sie."
Oer
Alu8ter-0e8Lkafl8rei8en6e
Von Vlfred ak bl e ck e n 8 tj e r na
Sr stand in der Dllürs eines Loupss
zweiter Klasse, mit der feinsten Reizmütze
auf dem Kopf, Ringen an äsr bland unck
gelben Schuhen an den Rüssen, in ele-
gantem Reiseanzug, mit hübschem, wohl-
gefälligem Gesicht, einer goldenen Uhr-
kette, die auf seinem zufriedenen Bäuch-
lein hing, lachenden Mundes und mit einem
Kneifer auf der Nase, in einem Reise-
mantel, der länger war, als die längste
Gardinenpredigt, auf seinen runden, dral-
len Beinen — wie gesagt, er stand in
der Coupethüre und blickte auf die Welt
hinaus, als wenn sie ihm gehörte und er
auf seinen Verwalter wartete, um ihm
Ordre zu ertheilen, das Sonnenlicht ein
wenig mehr aufzuschrauben oder einige
kühlende Winde loszulassen.