DOI Heft:
Nr. 23 (3. Juni 1899)
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.3778#0365
Nr. 23
JUGEND
1899
Boshaft
„Der Abgeordnete Müller bleibt auf der
Journalistentribüne stets unverständlich."
„hat der Mensch G klick."
Eine perfekte
„Frau von Guilani hat auch einen Haus-
freund."
. „Und außerdem einen Tandemfreund."
Erzprotzerei
Bewerber: „Mas meine finanziellen Ver-
hältnisse anbelangt — ich habe von einer Tante
50000 Mark geerbt."
Millionär: „So . . . Vermögen haben
Sie nicht?"
Der Stiefelknecht
Lin nachdenkliches Märchen
von
Lrnst von Ivolzogen
s war einmal ein Stiefelknecht, der besaß
zwei Hörner, zwei Füße und einen Ge-
danken. Dieser Gedanke war großartig: Ich
bin ich! Das war der Gedanke. Lr hatte
sich's nämlich ganz genau überlegt: „wenn ich
nicht vorhanden wäre — dachte er — so könnte
es mir ja furchtbar Wurst sein, ob sonst noch
irgend etwas vorhanden wäre. Die Welt könnte
sein, wie fie wollte, ja, sie brauchte gar nicht
da zu sein, und es wäre grad noch so. Bin
ich aber da, so müssen auch die Stiefel und
was sonst noch zur Welt gehört, da sein. Folg-
lich bin ich die Hauptsache!"
Lr warf sich also in die Brust — trt’s Brett
wollte ich sagen — und hatte seinen Gedanken:
Ich bin ich!
Wenn er dichten gekonnt hätte, so hätte er
sich wahrscheinlich sehr schön so ausgedrückt:
„Die Welt ist vom Ucbel,
Was kümmert das mich?
Die Dummen sind die Stiebet,
Der Kluge bin ich!"
Lr konnte aber eben nur denken.
Der Herr des Stiefelknechtes hieß Adolar und
war ein unverbesserlicher Junggeselle. Deshalb
verlobte er sich in seinem fünfzigsten Lebensjahre
mit einem allerliebsten Mädchen von fünfzehn.
Als ihm jedoch sein lustiges Bräutchen einmal
im Scherz mit allen zehn Fingern ihrer netten,
fetten Patschhändchen in die ewig braunen Locken
fuhr, ging die perrücke herunter und die Ver-
lobung zurück.
A. v. Kubinyi (Paris)
SXU tTtixxl
Modell-Gedanken: „wenn sie Einen nackt wollen, dann sagen sic „Akt", und wenn sic „Büste" sagen, dann meinen sie
Brüste... mit dem Sprechen hapert's bei die Maler."
;68
JUGEND
1899
Boshaft
„Der Abgeordnete Müller bleibt auf der
Journalistentribüne stets unverständlich."
„hat der Mensch G klick."
Eine perfekte
„Frau von Guilani hat auch einen Haus-
freund."
. „Und außerdem einen Tandemfreund."
Erzprotzerei
Bewerber: „Mas meine finanziellen Ver-
hältnisse anbelangt — ich habe von einer Tante
50000 Mark geerbt."
Millionär: „So . . . Vermögen haben
Sie nicht?"
Der Stiefelknecht
Lin nachdenkliches Märchen
von
Lrnst von Ivolzogen
s war einmal ein Stiefelknecht, der besaß
zwei Hörner, zwei Füße und einen Ge-
danken. Dieser Gedanke war großartig: Ich
bin ich! Das war der Gedanke. Lr hatte
sich's nämlich ganz genau überlegt: „wenn ich
nicht vorhanden wäre — dachte er — so könnte
es mir ja furchtbar Wurst sein, ob sonst noch
irgend etwas vorhanden wäre. Die Welt könnte
sein, wie fie wollte, ja, sie brauchte gar nicht
da zu sein, und es wäre grad noch so. Bin
ich aber da, so müssen auch die Stiefel und
was sonst noch zur Welt gehört, da sein. Folg-
lich bin ich die Hauptsache!"
Lr warf sich also in die Brust — trt’s Brett
wollte ich sagen — und hatte seinen Gedanken:
Ich bin ich!
Wenn er dichten gekonnt hätte, so hätte er
sich wahrscheinlich sehr schön so ausgedrückt:
„Die Welt ist vom Ucbel,
Was kümmert das mich?
Die Dummen sind die Stiebet,
Der Kluge bin ich!"
Lr konnte aber eben nur denken.
Der Herr des Stiefelknechtes hieß Adolar und
war ein unverbesserlicher Junggeselle. Deshalb
verlobte er sich in seinem fünfzigsten Lebensjahre
mit einem allerliebsten Mädchen von fünfzehn.
Als ihm jedoch sein lustiges Bräutchen einmal
im Scherz mit allen zehn Fingern ihrer netten,
fetten Patschhändchen in die ewig braunen Locken
fuhr, ging die perrücke herunter und die Ver-
lobung zurück.
A. v. Kubinyi (Paris)
SXU tTtixxl
Modell-Gedanken: „wenn sie Einen nackt wollen, dann sagen sic „Akt", und wenn sic „Büste" sagen, dann meinen sie
Brüste... mit dem Sprechen hapert's bei die Maler."
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