Nr. 24
JUGEND
1899
leichtes und Schweres
(Mit Zeichnungen von Paul Rieth, München)
' I.
Sie ist bei 6erson Verkäuferin,
Schwer ist ihr Hmt, leicht ist ihr Sinn.
Eeichtfüssig klettert sie auf die Leiter
Und schleppt die schweren Kästen weiter.
Schwer ist die Kundin zu bedienen.
Und fordert ewig heitre Ifiienen,
Sie schickt die Kleine hin und her,
Bald will sie's leicht, bald will sie's schwer.
Bald will sie’s dich, bald will sie’s dünn.
Und hetzt die Kleine her und hin.
Die Kleine lächelt, Kranit im fache,
Und denkt an das, was — ihre Sache.
II.
Hm Hbend sitzt sie dann bei Dressei
Huf einem schweren Polstersessel,
Bestellt mit ihrem leichten Sachen
Die theuersten und schwersten Sachen.
Schwer ist die Kleine zu bedienen,
Sie nippt am Mein mit Kennermienen,
Sie schiebt die Kellner her und hin,
Befiehlt wie eine Königin.
Kein Leckerbissen ist zu schwer;
Mer nicht gefragt wird, das ist — 6r.
kr spricht nur mit in einem fache:
Die Rechnung, das ist — seine Sache.
Kor^ Towska
Die kleinen Süße
Als sie zwei Tage in meiner Hütte ver-
weilt hatte, trat sie um die Dämmerungs-
stunde zu mir, legte ihre Kleine, grausame
Hand auf meine Schulter und sprach' „Ich
will perlen haben. Hörst Du? Ich will
Perlen haben."
Und weil die Nacht hereinbrach, nach der
ich mich den ganzen Tag über gesehnt hatte,
versprach ich ihr die perlen.
Nächsten Nlorgen ging ich zu den Perlen-
händlern und da erfuhr ich, wie überaus
teuer perlen find. Ich verkaufte alles, was
in der Hütte stand, ausgenommen das Bett,
auf dem sie den ganzen Tag verbrachte und
wir die ganze Nacht, und machte mich mit
einer kleinen Schnur auf den Heimweg. Vor
der Hütte aber kehrte ich um und ging zu den
Perlenhändlern zurück. Ich verkaufte mich
selbst und brachte dafür eine Perlenschnur
heim, die konnte sie siebenmal um ihren
Hals winden, und der Nest war noch so lang,
daß er über ihren ganzen Körper hinunter
fiel bis in den Staub vor ihren Züßen.
Sie streichelte mit ihrer kleinen grausamen
Hand mein Haar und dankte mir für die
perlen. —
Als sie neun Tage in meiner Hütte ver-
weilt hatte, trat sie zu mir und schaute mir
in die Augen: „Ich will Diamanten und
Nubine haben, so viel, daß meine Zinger ver-
schwinden unter den Ningen. Nieine rechte
Hand will Diamanten haben, hörst Du, und
meine linke Hand will Nubine haben "
Paul Rieth (München)
JUGEND
1899
leichtes und Schweres
(Mit Zeichnungen von Paul Rieth, München)
' I.
Sie ist bei 6erson Verkäuferin,
Schwer ist ihr Hmt, leicht ist ihr Sinn.
Eeichtfüssig klettert sie auf die Leiter
Und schleppt die schweren Kästen weiter.
Schwer ist die Kundin zu bedienen.
Und fordert ewig heitre Ifiienen,
Sie schickt die Kleine hin und her,
Bald will sie's leicht, bald will sie's schwer.
Bald will sie’s dich, bald will sie’s dünn.
Und hetzt die Kleine her und hin.
Die Kleine lächelt, Kranit im fache,
Und denkt an das, was — ihre Sache.
II.
Hm Hbend sitzt sie dann bei Dressei
Huf einem schweren Polstersessel,
Bestellt mit ihrem leichten Sachen
Die theuersten und schwersten Sachen.
Schwer ist die Kleine zu bedienen,
Sie nippt am Mein mit Kennermienen,
Sie schiebt die Kellner her und hin,
Befiehlt wie eine Königin.
Kein Leckerbissen ist zu schwer;
Mer nicht gefragt wird, das ist — 6r.
kr spricht nur mit in einem fache:
Die Rechnung, das ist — seine Sache.
Kor^ Towska
Die kleinen Süße
Als sie zwei Tage in meiner Hütte ver-
weilt hatte, trat sie um die Dämmerungs-
stunde zu mir, legte ihre Kleine, grausame
Hand auf meine Schulter und sprach' „Ich
will perlen haben. Hörst Du? Ich will
Perlen haben."
Und weil die Nacht hereinbrach, nach der
ich mich den ganzen Tag über gesehnt hatte,
versprach ich ihr die perlen.
Nächsten Nlorgen ging ich zu den Perlen-
händlern und da erfuhr ich, wie überaus
teuer perlen find. Ich verkaufte alles, was
in der Hütte stand, ausgenommen das Bett,
auf dem sie den ganzen Tag verbrachte und
wir die ganze Nacht, und machte mich mit
einer kleinen Schnur auf den Heimweg. Vor
der Hütte aber kehrte ich um und ging zu den
Perlenhändlern zurück. Ich verkaufte mich
selbst und brachte dafür eine Perlenschnur
heim, die konnte sie siebenmal um ihren
Hals winden, und der Nest war noch so lang,
daß er über ihren ganzen Körper hinunter
fiel bis in den Staub vor ihren Züßen.
Sie streichelte mit ihrer kleinen grausamen
Hand mein Haar und dankte mir für die
perlen. —
Als sie neun Tage in meiner Hütte ver-
weilt hatte, trat sie zu mir und schaute mir
in die Augen: „Ich will Diamanten und
Nubine haben, so viel, daß meine Zinger ver-
schwinden unter den Ningen. Nieine rechte
Hand will Diamanten haben, hörst Du, und
meine linke Hand will Nubine haben "
Paul Rieth (München)