Nr. 25 (Redaktionsschluss: 8. Juni 1891)
o JUGEND
1899
JZlcr jjrtHitige Mierrrr (süFo vtutljtttt
(Anläßlich der Erwerbung der Karolinen schreiben die „Pfew-Rork-Timcs Deutschland sei als Reisegefährte
in keiner weise zu beanstanden, ebensowenig als wirth am Wege.)
Glückwunsch zum Karolinenkaus
#5- Hn frau Germania -9t
Scbwarj und rotbcr feinde Brut
Spottet Dein im eigenen Lande,
Der franjösling malt voll Muth
Dieb als Brillen - 6 ouv ern an te,
Mancher zieht die Stirne kraus.
Manchen hört man kläglich winseln:
„Unser Geld, man gibt es aus,
Heb! für lauter, lauter Inseln!"
Hber Du, mit stolzem Muth
Gehst Du vorwärts ruhig heiter.
Bülow macht sein’ Sach’ recht gut,
Scbeint’s. ÖJoblan, Glück auf, nur weiterl
Die Pesetas, die Du zahlst,
(Der Philister seufzt nach ihnen),
Bol’ der fuchs, wenn Du nur strahlst
Jetzt im Schmuck der Karolinen!
Jo§efus
An ihren Früchten sollt Ihr sie
erkennen — nämlich die jesuitische
I n s e k t i o n. In den Gehirnen der be-
klagenswerthen Opfer tritt die Seuche
in ihren s ekundären Formen noch
viel abschreckender auf, als dort, wo
sie primär und unter Beobachtung
aller Vorschriften des hl. Ignatius
von Loyola erzeugt ward. In Wien
ist die Seuche namentlich unter den
Sodawasserköpfen verheerend ausge-
treten; in der Landtagsstube wurden
mehrere Tobsnchtsanfälle nach Art
des Delirium tremens mit vulkan-
artigen Rohheitsausbrüchen beob-
achtet. Während aber hier mehr die
Kreise des an sich und von Hause aus
schon stark idiotischen Spießbürgerthums an-
gesteckt erscheinen, hat die Seuche in Paris die
vornehmsten Cercles des eingesessenen Nr- und
später gemachten Adels, und zwar Männlein
und Weiblein, ergriffen. Sogar das gut
republikanische Geld der Gould nimmt an dem
jesuitisch-royalistischen Hexensabbath theil. Der
Präsident der Republik, also „sozusagen" das
Staatsoberhaupt, wird zu einem fashionablen
Rennen eingeladen, und die Hauptmntadore
des Rennvereins nehmen den „günstigen"
Moment wahr, um — unter dem zarten
Schutze ihrer Dämlichkeiten — über ihren hohen
Gast mit Knütteln, Sonnenschirmen und faulen
Eiern herzufallen! Da könnte man schon mit
König Ludwig I. von Bayern
ausrufen: „Paris, Dirfehlt
nicht, was Wien hat, und
diesem nicht, was Du besitzest,
— wäret ihr beide vereint,
wär’s für die Erde zu schön."
— Aber nein, wir sagen ein-
fach: „Pfui Teufel!"
Schnipp —
Schnapp
hoch!
(Zeitungsnachricht v. 5 . Mai: „Zola ist soeben wieder in Paris a u fg e k a u ch t.")
Leutenoth und ^-chrveineglück
Lin deutsches Volksmärchen
Zn Gstelbien hörten die armen Leute der
reichen Gutsbesitzer jüngst von einer Zauberin
Circe, die Menschen in Schweine ver-
wandeln könne. Da wünschten die armen
Leute sehnlich, daß die Zauberin Circe doch
nach Gstelbien kommen und alle armen Land-
leute in Schweine verwandeln möchte. — „G
lieber Gott!" riefen sie, „wie glücklich könnten
wir sein, wenn wir Schweine wären! Und
wie schön könnten wir wohnen in den herr-
schaftlichen Schweineställen! Unsere Noth hätte
da mit einem Male ein Ende, denn wir hätten
das schönste Schweineglück."
Da kam der vielgereifte göttliche Gdysseus
zu ihnen und hörte von ihren Schmerzen. „Nun,"
sagte er, „in Schweine verwandeln wird Luch
die Circe nicht mehr können, und ich auch
nicht. Diese Zeiten sind längst vorüber, Aber
das will ich Luch versprechen, daß
Ihr in Zukunft nicht schlechter
wohnen sollt als die Schweine." —
Ein verheißungsvolles, menschen-
freundliches Mort, das hoffentlich
in Erfüllung gehen wird. Sprach';
und reiste weiter.
£
Von der Damen-Galerie des engli-
schen Unterhauses rief neulich ein klei-
nes Bürschchen mit höchstem Erstau-
nen hinunter: „O,was einHaufen
Gentlemen!" Die französische
Kammer will sich den Kleinen kom-
men lassen und ihn dazu animiren,
daß er ihr dasselbe Kompliment sage.
Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN; sämmtlich in München
Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
o JUGEND
1899
JZlcr jjrtHitige Mierrrr (süFo vtutljtttt
(Anläßlich der Erwerbung der Karolinen schreiben die „Pfew-Rork-Timcs Deutschland sei als Reisegefährte
in keiner weise zu beanstanden, ebensowenig als wirth am Wege.)
Glückwunsch zum Karolinenkaus
#5- Hn frau Germania -9t
Scbwarj und rotbcr feinde Brut
Spottet Dein im eigenen Lande,
Der franjösling malt voll Muth
Dieb als Brillen - 6 ouv ern an te,
Mancher zieht die Stirne kraus.
Manchen hört man kläglich winseln:
„Unser Geld, man gibt es aus,
Heb! für lauter, lauter Inseln!"
Hber Du, mit stolzem Muth
Gehst Du vorwärts ruhig heiter.
Bülow macht sein’ Sach’ recht gut,
Scbeint’s. ÖJoblan, Glück auf, nur weiterl
Die Pesetas, die Du zahlst,
(Der Philister seufzt nach ihnen),
Bol’ der fuchs, wenn Du nur strahlst
Jetzt im Schmuck der Karolinen!
Jo§efus
An ihren Früchten sollt Ihr sie
erkennen — nämlich die jesuitische
I n s e k t i o n. In den Gehirnen der be-
klagenswerthen Opfer tritt die Seuche
in ihren s ekundären Formen noch
viel abschreckender auf, als dort, wo
sie primär und unter Beobachtung
aller Vorschriften des hl. Ignatius
von Loyola erzeugt ward. In Wien
ist die Seuche namentlich unter den
Sodawasserköpfen verheerend ausge-
treten; in der Landtagsstube wurden
mehrere Tobsnchtsanfälle nach Art
des Delirium tremens mit vulkan-
artigen Rohheitsausbrüchen beob-
achtet. Während aber hier mehr die
Kreise des an sich und von Hause aus
schon stark idiotischen Spießbürgerthums an-
gesteckt erscheinen, hat die Seuche in Paris die
vornehmsten Cercles des eingesessenen Nr- und
später gemachten Adels, und zwar Männlein
und Weiblein, ergriffen. Sogar das gut
republikanische Geld der Gould nimmt an dem
jesuitisch-royalistischen Hexensabbath theil. Der
Präsident der Republik, also „sozusagen" das
Staatsoberhaupt, wird zu einem fashionablen
Rennen eingeladen, und die Hauptmntadore
des Rennvereins nehmen den „günstigen"
Moment wahr, um — unter dem zarten
Schutze ihrer Dämlichkeiten — über ihren hohen
Gast mit Knütteln, Sonnenschirmen und faulen
Eiern herzufallen! Da könnte man schon mit
König Ludwig I. von Bayern
ausrufen: „Paris, Dirfehlt
nicht, was Wien hat, und
diesem nicht, was Du besitzest,
— wäret ihr beide vereint,
wär’s für die Erde zu schön."
— Aber nein, wir sagen ein-
fach: „Pfui Teufel!"
Schnipp —
Schnapp
hoch!
(Zeitungsnachricht v. 5 . Mai: „Zola ist soeben wieder in Paris a u fg e k a u ch t.")
Leutenoth und ^-chrveineglück
Lin deutsches Volksmärchen
Zn Gstelbien hörten die armen Leute der
reichen Gutsbesitzer jüngst von einer Zauberin
Circe, die Menschen in Schweine ver-
wandeln könne. Da wünschten die armen
Leute sehnlich, daß die Zauberin Circe doch
nach Gstelbien kommen und alle armen Land-
leute in Schweine verwandeln möchte. — „G
lieber Gott!" riefen sie, „wie glücklich könnten
wir sein, wenn wir Schweine wären! Und
wie schön könnten wir wohnen in den herr-
schaftlichen Schweineställen! Unsere Noth hätte
da mit einem Male ein Ende, denn wir hätten
das schönste Schweineglück."
Da kam der vielgereifte göttliche Gdysseus
zu ihnen und hörte von ihren Schmerzen. „Nun,"
sagte er, „in Schweine verwandeln wird Luch
die Circe nicht mehr können, und ich auch
nicht. Diese Zeiten sind längst vorüber, Aber
das will ich Luch versprechen, daß
Ihr in Zukunft nicht schlechter
wohnen sollt als die Schweine." —
Ein verheißungsvolles, menschen-
freundliches Mort, das hoffentlich
in Erfüllung gehen wird. Sprach';
und reiste weiter.
£
Von der Damen-Galerie des engli-
schen Unterhauses rief neulich ein klei-
nes Bürschchen mit höchstem Erstau-
nen hinunter: „O,was einHaufen
Gentlemen!" Die französische
Kammer will sich den Kleinen kom-
men lassen und ihn dazu animiren,
daß er ihr dasselbe Kompliment sage.
Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN; sämmtlich in München
Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
[nicht signierter Beitrag]: An ihren Früchten sollt Ihr...
[nicht signierter Beitrag]: Von der Damen-Galerie...
Monogrammist Frosch: Schnipp-Schnapp-hoch!
[nicht signierter Beitrag]: Leutenoth und Schweineglück
[nicht signierter Beitrag]: Der gnädige Herr Jonathan
Josefus: Glückwunsch zum Karolinenkauf!
[nicht signierter Beitrag]: Von der Damen-Galerie...
Monogrammist Frosch: Schnipp-Schnapp-hoch!
[nicht signierter Beitrag]: Leutenoth und Schweineglück
[nicht signierter Beitrag]: Der gnädige Herr Jonathan
Josefus: Glückwunsch zum Karolinenkauf!