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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 4.1899, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 29 (15. Juli 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3779#0043
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V D

Nr. 29

Wie brutal und banal dagegen das be-
wegungslose perabsengen draußen über die
Felder; nur im Kampf liegt der Reiz, in:
widerstand der Objecte. —

Tiefer dringe ich ein, stachliges Gestrüpp
klammert sich an mich auf den Blößen, die
Brombeere, die Himbeere, die aufdringliche
Distel, um das lechzende Geblätter summt und
schwirrt es.

Die sammtene Hummel gibt den Grundton
an, die großen, wie schwarzer Alabaster glän-
zenden Schmeißfliegen bilden den Thor, dicht
um meine Ohren fideln die Mücken und
Schnaken die feinsten Geigen, da und dort
flattert die Libelle dazwischen mit klingenden
Flügeln, während aus den: nicht mehr sicht-
baren unendlich zarte Stimmcben sich zu einer
Melodie vereinen, die all' das Schlingwerk,
Geblätter und Gezweig durchschwingt. —
Sommerwaldweben! —

Ich suche mir einen Laumstrunk, wohl-
gedeckt, trockne den Schweiß von der Stirne
und gehe an ein seltsames Beginnen.

Eine hölzerne Kapsel wird geöffnet, ein
kleines Instrument aus Born herausgenommen,
der berühmte Uhlenhorstblatter, Universallock-
mittel für liebesbedürftige Böcke. Ich setze
ihn an die Lippen. — ptu, ptu. — Das
tanzende Mückchen an meinem Ohre schlägt
einen entsetzte,: Bogen, dann äfft es mich nach
in seiner kleinen Sprache, — viel zu hart, —
Liebe aus Messing — fort damit. — Eine
andere Firma wird aus der Tasche genommen,
eine förmliche Trompete, das allerneueste
Fabrikat, piu — pt—. — Das Mückchen vor

meinem Ohre dreht sich im Wirbel vor Kichern

— noch schlimmer — Liebe aus Bolz.

Ich schleudere das Instrument weit von mir,
greife in die Westentasche und hole meine eigene
Erfindung heraus, eine kleine, konische Blei-
rinne, mit einem Silberplättchen gedeckt, das
bis zur Hälfte mit Seidenfaden uinwickelt ist.

— put! wie das sanft von den Lippen quillt,

— sehnsüchtig lockend, verheißend, verführend
und dann wieder werbend, klagend, zitternd,
verlangend, fliehend, sich hingebend, — die
ganze Liebesscala. — Das Mückchen hat sich
auf mein Ohr gesetzt in wonnigem Lauschen.

— Silberne Liebe, goldige Liebe! — Da sticht
sie mich! Ich schlage darauf, pat sich was,
du Lümmel l Jur Schwarm umtanzt es mich.

Das war Alles nur probe. Der platz
paßt nrir nicht, der Rücken ist nicht frei, das
Gesträuch behindert die Aussicht, ur:d die von
der Kleinen verhetzte Mückenschaar treibt's
immer toller. Dort an dein knorrigen Buchen-
stamme überblicke ich Schlag und Dickung,
dazu schuß- und rückenfrei. Büchse gespannt!

— Der erste Fiplaut! Ganz bescheiden, nur
eine schüchterne Frage. „Liebst du mich nicht
mehr?" — Lange pause. — Roch einmal,
dringlicher, zwei Töne verbunden und der dritte
in kleinem Abstand folgend, schon ein bischen
weinerlich, verdrossen. Die Blicke schweifen
suchend umher. — Dort zittert ein Aestchen
an der Buchenstaude, ein rother Fleck, regungs-
los, — ein leiser Fixer, kaum ein pauch —
ein Rehkopf erscheint im Geblätter, die Luser
vorgeworfen, den pals gereckt, wie Tollkirschen
leuchten die schwarzen Augen, gerade auf mich

geht oocb mitd'n Hielinern ins Bette.”

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R. M. Eichler (München)

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