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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 4.1899, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 33 (12. August 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3779#0104
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Nr. 33

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kennt, das Einerlei, und nur bis zu einem Hass sich erhebt, dem
gegen jegliche Originalität. Die wirkliche Krankheit unserer Zeit ist
der Mangel an Jugend; die Auszehrung kommt erst in zweiter Reihe.
— Damit ein Mann heute jung sei, muss er, erstens, in besonders
glücklichen Umständen geboren sein, zweitens, einen ungewöhnlich
starken Charakter besitzen. Mit der Hirtenflöte kommen wir —
Jugendanbeter — nicht mehr aus; wir müssen uns nicht bloss
unserer Haut, sondern auch unseres Herzens (und das heisst
unserer Jugend) kräftig wehren. Hier wie anderwärts handelt es
sich um einen Kampf um’s Dasein. Wie sollen wir nun kämpfen
und dennoch heiter sein? wie uns täglich nach allen Seiten wehren
und trotzdem die ungekünstelte Naivetät und Wahrhaftigkeit eines
sonnig jugendlichen Gemüthes bewahren? Das schöne Bild von
Greiner gibt uns eine Antwort auf diese Frage. Denn mit dem
Blick eines genialen Künstlers hat Greiner das wesentlichste Merk-
mal von Siegfried Wagner’s Erscheinung ergriffen und vor Aller
Augen hingestellt. Dieser Mann sieht nicht jünger, sondern älter
aus als er ist, und der frappirendste Zug seiner Physiognomie ist
nicht sorgloses Inslebenhineinstürmen, sondern vollkommene, be-
wusste Selbstbeherrschung. Hierdurch nur hat er es vermocht, sich
seine Jugend unversehrt zu erhalten: jene Keuschheit der Em-
pfindung, die mit Moral unverwandt ist, jene Frische der Er-
findung, jene Heiterkeit, jenen Humor, jene gänzlich ungekünstelte
Eigenart, die den Charakter des Bärenhäuter ausmachen. Man
kann nicht behaupten, Siegfried Wagner gehöre zu den Stachel-
thieren, denn er ist die Liebenswürdigkeit selbst; doch nur der
Oberflächliche wird übersehen, wie viel ruhige Abweisung in dieser
Liebenswürdigkeit liegt. Er gehört eben zu den Schalenthieren, die
überall ihr undurchdringliches Gehäuse mit sich tragen. Nicht etwa
als schaue er nicht fleissig in die Welt hinaus, mit klugen, schalk-
haften, liebenden Augen; er sorgt aber dafür, dass die dumme, bos-
hafte, jugendfresserische Welt keinen Eingang in sein Herz finde,
ja, dass sie nicht einmal seine Haut berühre. Und darum liebe ich
das Bild Greiners so sehr, denn es zeigt uns das Charakteristische
an der äusseren Persönlichkeit und ertheilt uns damit zugleich tiefe
psychologische Belehrung. Diese stille, wortlose Entschlossenheit
der Gebärde, dieser ruhige Blick hinaus in ein Traumland, das
Keiner ihm rauben oder verunstalten kann, sind durch den Griffel
in meisterhafter Weise zu dauernder Gestalt gebannt. Wir fühlen
es deutlich beim Anblick dieses Bildnisses: hier wird eine Quelle
von Jugendkraft und Jugendschönheit von einem ernsten, wissenden
Manne gehütet. Huston Stewart Chamberlain

©Eöanfeen von C0ttn (Srnli
Nichts ist „immer so gewesen," und nichts „wird immer so bleiben."
Ihr meint nur, man muffe von Jahrhundert zu Jahrhundert immer einen
Fortschritt sehen. Man sieht die Menschheit ebenso wenig wachsen, wie das
Gras. Und dennoch wächst das Gras!

Bernhard Pankok (München)

Daß die Menschen allerlei kleine Mätzchen und Schwänke noch immer
mit dem Humor verwechseln! Durch Possen und Kapriolen kann man ein
weinendes Kind auf Augenblicke zum Schweigen bringen; find sie vorüber
und seine Aufmerksamkeit wieder entfesselt, so beginnt es. mit erneuten
Kräften zu weinen. Still wird es nur, wenn man fein Herz erfreut oder
beruhigt. So können wir wohl durch Schnurren und Mätzchen unsere
Kümmernisse auf Minuten oder Stunden verstummen machen; aber danach
setzen sie von Neuem an. Nur der Humor beruhigt unser Gemüth im
tiefsten Grunde und macht unsere ganze Seele still und heiter.

Und dann noch eins. Die kleinlichen Aufheiterungsmittel muß man,
wie das Morphium, in immer stärkeren Dosen anwenden, wenn sie wirken
sollen. Der Humor gibt uns eine feste Konstitution, die bis an's Lebens-
ende auch das Bitterste mit Gleichmuth und Fassung erträgt.

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Gedicht\n Wilhelm Lobsien

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Zeichnung, von E. Neumann (München>
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