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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 4.1899, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 34 (19. August 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3779#0115
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Nr. 34

. JUGEND -

1899

pltfranjöfifdjrs Volkslied

pan Hrnauü vom Kriege heim sich fand.
Auf die Lodeswuude prrht' er die tzand -
Die Mutter lah ihn vom Mutter schon:

Da Kommt Kenaud, da Kommt mein Sohn

„Willkommen, Kenaud I — Ach, komm geschwind.
Dein Weib gruao oou einem Kind."

„„Mich schirrt nicht Meid, mich schiert nicht Kind,
An ihnen ich nimmer Freude find'.

Walther Püttncr

Schlagt auf mein Lrtt, thnt die Decke dazu!
Lin müd' zum Lode, und brauche Kuh.""
And da es ging auf Mitternacht,

Kenand schlief ein, itt nicht erwacht-

Ach, Mutter, lag an; ach, Liebste, sag an.
Was hört ich weinen so nebenan?

„„Man pritschte den kleinen Pagen im Saal,
Weil er eine goldene Schüssel stahl.""

„Ach, Mutter, lag an; ach, Liebtte, lag an.

Was hört ich hämmern lo nebenan?"

„„Mein Kind, das lind die Maurer zumal,

Die hämmern und bessern an Jzaus und Saal.""

„Ach, Mutter, lag' an — komm her, komm Herl
Was tönen die Glocken lo dumpf und schwer?"
„„Mein Kind, der König 'neu Prinzen bekam.
Den heut man rrtt in die Laufe nahm-""

„Ach, Mutter, lag' an — nun itt's fo weit.
Was soll ich wohl anthnn für rin Kleid?"
„„Das weihe leg' an, das graue leg' an.

Leg' an das schwarze — 's itt wohlgrthau-""

„Ach, Mutter, lag' an — mir wird lo angst.
Wie kommt es, dah du das schwarze verlangst?"
„„Jed' Weib, das genas eines kiudelriu,

Soll fürder in Schwarz gekleidet fein.""

And da lie über die Felder ging,

Drei Knaben kamen gesprungen flink:

„Sieh da! das itt des Kitters Weib-

Lrtt gestern begruben lie leinen Leib."

And da sie nun an die Kirche kam
And vom geweihten Waller nahm,

Das ihr der Pfaffe gab und gab.

Da lah lie ein Grab, rin grohes Grab.

„Ach, Mutter, Mutter, was weinett du?

Wen brachten lie hier zur ewigen Kuh?'"

„„V wehe, nicht weiter ich schweigen kann.
Das itt mein Sohn, das itt dein Mann!""

„Kenand, Kenaud, mein herzenslchatz,

Kun hatt du unter den Lodten Platz!
kenand, Kenaud — ach Koch, o Koch!

Mein Liebster itt ttumm, mein Licht itt todt!"

Da lieh sie drei Mellen lagen gleich-

|Jn der ersten beichtet sie still und bleich,

In der zweiten nahm sie das Abendmahl,

In der dritten brach ihr das tzerz vor Dual-

s;*

Seutlch von Koul Lornltrin
Register
Paul Bornstein: Das Lied von Jean Renaud
Walter Püttner: Titelleiste zum Gedicht "Das Lied von Jean Reynaud"
 
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