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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 4.1899, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 41 (7. Oktober 1899)
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Nr. 41

. JUGEND

1899

jSanct Huberlus

6s8

Ludwig Herterich (München)

Lui! Dax—dax!

Iagdskizze

von

Anton Frhrn. v. perfall

Kinder sind unverbesser-
liche Symboliker! Als ob
sie schon eine dunkle Vor-
ahnung hätten von der
drohenden Tual der Ab-
stracta; die kleinen Fäust-
chen wollen greifen können.
Es liegt vielleicht ein ge-
wisses dunkles Mißtrauen
darin, eine Furcht, betrogen
zu werden, wie sieht es
aus? wie fühlt es sich
an? wie schmeckt es? —
Nicht, woher kommt es?
was ist es? wie heißt es?

Der Winter kommt! Rei-
ne Bewegung in dem Rin-
dergesicht. — Der Schnee-
mann kommt! Da leuchten
die Augen, klatschen die
Hände zusammen. Den kennt
man, das ist ein alter Freund.

Wohl dem, der sich einige
solcher alter Freunde auch
für das spätere Leben be-
wahrt hat, man glaubt
nicht, wie lieb man sie erst
später gewinnt.

Ich habe es gethan! von
einem derselben will ich Ih-
nen erzählen; sein Name
ist kraus genug — das ist
der — Hui — dax — dax! —

wie die Freundschaft an-
gehoben hat mit dem bun-
ten Rauz?

Da war auf dem Gut
meiner Eltern, im Geko-
nomiegebäude, eine räucher-
ige „Waschküche" — weiß
Gott, wie der finstere, mit
rothen Steinfließen gepfla-
sterte, hochgewölbte Raum
zu dem Namen gekommen,

— das ist ja das schöne in
so uralten Däusern.

Die kohlschwarze eisenbe-
schlagene Thüre, welche auf
einen engen, dunklen Gang
mündete, war stets verschlos-
sen, ein Grund mehr, höchst
interessante Geheimnisse da-
hinter zu vermuthen, — wer
hätte nicht so Thüren ge-
kannt? Für mich lag eine
gewisse Ritterblaubartstim-
mung darüber. Das krause
Schlüsselloch gab spärliche
Auskunft, aber doch wenig-
stens nicht störend für die
Phantasie. Ein schwarzer
eiserner Haken hing von
einem schwarzen Gerüst her-
ab. — Der Haken war im-
mer leer — Gott sei Dank!

— Der Vater war ja auch
die Güte selbst. —

Eines Tages, große Jagd
war, der Vater fort, die
Mutter in vollster Thätig-
keit als Hausfrau, kam ich
auf meinen unberechenbaren
Streifzügen wieder an der
kohlschwarzen Thüre vorbei

im dunklenGang. Ich stutzte!
Register
Anton Frh. v. Perfall: Hui! Dax-Dax!
Ludwig Herterich: Sanct Hubertus
 
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