DOI Heft:
Nr. 44 (28. Oktober 1899)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3779#0292
Nr. 44 (Redaktionsschluss: 18. Okt. 1899)
JUGEND
1899
AgA
Chm*
MM
[Af Vl'-J'J
Marforio und pasquino
Marforio: Hast Du's gehört: Miquel will
die Aornzölle noch mehr erhöhen lassen.
Pasquino: Ja.
Marforio: Abgesehen von dem Vortheil
für die Agrarier bringt das wieder einen hüb-
schen Groschen für den Fiskus.
Pasquino: Siehst Du? Daher der Name
„Sammelxolitik!"
Marforio: Du, der begnadigte pasitsch
hat in seiner Dankwedelung den Milan einen
„erhabenen Vater" genannt.
Pasquino: Na — zu Zeiten stimmt es.
Marforio: Zu Zeiten? wann denn?
pasquino: wenn er auf'm Rücken liegt.
Marforio: Dann is er sehr „erhaben"
— stimmt!
£
Tempora et Mores
Auf einem Kongreß der englischen Ve-
getarier wurden zum Theil sehr vernünftige
Gedanken vorgetragen So meinte man u. A.,
wenn schon Fleisch gegessen werden solle, so sei
es besser, Fleisch von kleinen Thieren als solches
von großen Thieren zu verzehren.
Bravo I Lieber Austern als Pferdefleisch!
haben wir immer gesagt!
Ein eigenartiges Mißgeschick passirte kürz-
lich dem Fürsten von Monaco, als er die Ver-
handlungen eines Geographentages leitete. Ein
Redner wollte nach Schluß einer Diskussion
noch das Wort haben, der hohe Präsident aber
rief im Eifer der Arbeit: Rien ne va plus!
Ein amerikanischer Millionenmacher hat die
Meinung ausgesprochen, es gäbe schändliche,
verwerfliche Trusts, es gäbe
aber auch gute und segens-
reiche.
Mit den letzteren wird er die
rentablen gemeint haben.
Jt'e :\51 er
John Bull, — merkst Du was?
An die Buren
Nun zeig', Du tapfres Volk der Buren:
Du bist das niederdeutsche Blut,
Von denr die Spanier einst erfuhren.
Daß es inr Kampfe wunder thut!
Das größte Räubervolk auf Lröen,
Noch immer ist's nicht ländersatt :
Krieg rvill's, — so mag's ein Kampf denn werden,
wie Davids gegen Goliath !
Sudan.
Der Riefe trieb es niederträchtig
Sein ekles Spiel -er Heuchelei;
Nun steht er da, gerüstet inächtig,
Der Dir so lange blies Schalmei.
Dich sollte Teufelsspiel bethören:
Die Gunst der Stunde flog davon —
So spät läßt Du den Schlachtruf hören:
„Hie Schwert des Herrn und Gideon!"
© Burenvolk, nun gilt's zu fechten!
verlassen gehst Du und allein,
Verlassen von der Lrde Mächten,
Mit Gott in Noth und Tod hinein.
Dein ist das Recht, der Ruhm, die Shre,
wenn Du das Räubervolk besiegst;
Dein ist das Recht, -er Ruhm, die Ehre,
wenn Du ihm heldenhaft erliegst.
will's Gott, so wird es anders kommen,
Als schnöde Gier nach Gold es will!
And zu der Menschheit Heil und Lroininen
Grneue sich Majuba-Hill!
Der Anfang rvär' es von dem Ende,
Der schwarze Tag Britannias —
Steig' auf, an des Jahrhunderts wende,
Du Lreiheitstag Südafrikas!
Albert Matthäi
vom
„Adelstag der deutschen Mut"
Das war ein Schimpfen ohne Gleichen
Und Reinem ward am Ende klar,
wem man die Palme dürfte reichen,
weil er der Allergröbste war?
Denn muskulöse Aus.drucksweise
Gehört nun einmal zum System —
Durchs ganze Thierreich ging die Reife,
Es war, als läse man im „Brehm!"
Vom Fuchs in eines Wolfes Felle
ward ein fatales Gleichniß laut
Und, derber noch an andrer Stelle,
Vom Esel in der Löwenhaut.
Auch sprach man Vieles von Geflügel -
Es war sogar die Gans dabei,
Die einst die Stadt der sieben Hügel
Gerettet hat durch ihr Geschrei!
Von einem Mops war auch die Rede,
Von Mist und Spucknapf — wie pikant!
Auch Buben hat im Rausch der Fehde,
Auch Lümmel hat man sich genannt.
Und August Bebel nannte Schippeln
„Gemeiner Rerl!" Das war nicht fein -
Sie hieben mit den dicksten Rnüppeln
(Moralisch) auf.einander ein!
Sie schürten lustig Scheiterhaufen
Für jedes wahrhaft freie Wort,
Es war ein Schimpfen, war ein Raufen,
Es war ein Brüllen fort und fort.
Und als sie müd' und heiser waren,
Erklärte Singer: „weit und breit
wird staunend alle Welt erfahren,
wie herrlich uns're Einigkeit!"
Ja, so viel Zucht und edle Sitten
Gibt's unter unsrer Fahne nur —
wir schreiten, wo wir immer schritten,
Halt: an der Spitze der Lultur!"
Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI j G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtlich in München
Druck von KNORR & HIRTH, Ges. ra. beschr. Haftung in München.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
JUGEND
1899
AgA
Chm*
MM
[Af Vl'-J'J
Marforio und pasquino
Marforio: Hast Du's gehört: Miquel will
die Aornzölle noch mehr erhöhen lassen.
Pasquino: Ja.
Marforio: Abgesehen von dem Vortheil
für die Agrarier bringt das wieder einen hüb-
schen Groschen für den Fiskus.
Pasquino: Siehst Du? Daher der Name
„Sammelxolitik!"
Marforio: Du, der begnadigte pasitsch
hat in seiner Dankwedelung den Milan einen
„erhabenen Vater" genannt.
Pasquino: Na — zu Zeiten stimmt es.
Marforio: Zu Zeiten? wann denn?
pasquino: wenn er auf'm Rücken liegt.
Marforio: Dann is er sehr „erhaben"
— stimmt!
£
Tempora et Mores
Auf einem Kongreß der englischen Ve-
getarier wurden zum Theil sehr vernünftige
Gedanken vorgetragen So meinte man u. A.,
wenn schon Fleisch gegessen werden solle, so sei
es besser, Fleisch von kleinen Thieren als solches
von großen Thieren zu verzehren.
Bravo I Lieber Austern als Pferdefleisch!
haben wir immer gesagt!
Ein eigenartiges Mißgeschick passirte kürz-
lich dem Fürsten von Monaco, als er die Ver-
handlungen eines Geographentages leitete. Ein
Redner wollte nach Schluß einer Diskussion
noch das Wort haben, der hohe Präsident aber
rief im Eifer der Arbeit: Rien ne va plus!
Ein amerikanischer Millionenmacher hat die
Meinung ausgesprochen, es gäbe schändliche,
verwerfliche Trusts, es gäbe
aber auch gute und segens-
reiche.
Mit den letzteren wird er die
rentablen gemeint haben.
Jt'e :\51 er
John Bull, — merkst Du was?
An die Buren
Nun zeig', Du tapfres Volk der Buren:
Du bist das niederdeutsche Blut,
Von denr die Spanier einst erfuhren.
Daß es inr Kampfe wunder thut!
Das größte Räubervolk auf Lröen,
Noch immer ist's nicht ländersatt :
Krieg rvill's, — so mag's ein Kampf denn werden,
wie Davids gegen Goliath !
Sudan.
Der Riefe trieb es niederträchtig
Sein ekles Spiel -er Heuchelei;
Nun steht er da, gerüstet inächtig,
Der Dir so lange blies Schalmei.
Dich sollte Teufelsspiel bethören:
Die Gunst der Stunde flog davon —
So spät läßt Du den Schlachtruf hören:
„Hie Schwert des Herrn und Gideon!"
© Burenvolk, nun gilt's zu fechten!
verlassen gehst Du und allein,
Verlassen von der Lrde Mächten,
Mit Gott in Noth und Tod hinein.
Dein ist das Recht, der Ruhm, die Shre,
wenn Du das Räubervolk besiegst;
Dein ist das Recht, -er Ruhm, die Ehre,
wenn Du ihm heldenhaft erliegst.
will's Gott, so wird es anders kommen,
Als schnöde Gier nach Gold es will!
And zu der Menschheit Heil und Lroininen
Grneue sich Majuba-Hill!
Der Anfang rvär' es von dem Ende,
Der schwarze Tag Britannias —
Steig' auf, an des Jahrhunderts wende,
Du Lreiheitstag Südafrikas!
Albert Matthäi
vom
„Adelstag der deutschen Mut"
Das war ein Schimpfen ohne Gleichen
Und Reinem ward am Ende klar,
wem man die Palme dürfte reichen,
weil er der Allergröbste war?
Denn muskulöse Aus.drucksweise
Gehört nun einmal zum System —
Durchs ganze Thierreich ging die Reife,
Es war, als läse man im „Brehm!"
Vom Fuchs in eines Wolfes Felle
ward ein fatales Gleichniß laut
Und, derber noch an andrer Stelle,
Vom Esel in der Löwenhaut.
Auch sprach man Vieles von Geflügel -
Es war sogar die Gans dabei,
Die einst die Stadt der sieben Hügel
Gerettet hat durch ihr Geschrei!
Von einem Mops war auch die Rede,
Von Mist und Spucknapf — wie pikant!
Auch Buben hat im Rausch der Fehde,
Auch Lümmel hat man sich genannt.
Und August Bebel nannte Schippeln
„Gemeiner Rerl!" Das war nicht fein -
Sie hieben mit den dicksten Rnüppeln
(Moralisch) auf.einander ein!
Sie schürten lustig Scheiterhaufen
Für jedes wahrhaft freie Wort,
Es war ein Schimpfen, war ein Raufen,
Es war ein Brüllen fort und fort.
Und als sie müd' und heiser waren,
Erklärte Singer: „weit und breit
wird staunend alle Welt erfahren,
wie herrlich uns're Einigkeit!"
Ja, so viel Zucht und edle Sitten
Gibt's unter unsrer Fahne nur —
wir schreiten, wo wir immer schritten,
Halt: an der Spitze der Lultur!"
Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI j G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtlich in München
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