Bisher ward nur Philosophie,
Juristerei und Medizin
Und — leider auch! — der Theologie
Der Doktortitel zum Gewinn —
Als ob vielleicht der Ingenieur
Nicht gleichfalls ein Gelehrter war'?
Das hat mich lange schon gekränkt
Und muß es Jeden, wenn er denkt,
was unsrer Technik Kunst und Kraft
Uns für Bequemlichkeit verschafft!
Ich frage: ohne Ingenieur,
wo kam' man hin, wo kam' man her?
Er bannt den Blitz in einen Draht
Und mißt sogar den Stärkegrad,
Er schickt — eins-zwei! — von Ort zu Ort,
Die Kraft, das Licht, die Schrift, das Wort!
Beleuchtung, Handel und Verkehr —
wo war' das ohne Ingenieur?
wer schafft z. B. das Papier
Für diese schöne „Jugend" hier?
wer sorgt für die Lliches von Zink
Und für den Druck präzis und flink?
Und für die Schwärze und Couleur?
Natürlich ist's der Ingenieur!
Kuuftnachricht
Gabriele d'Annunzio hat aus Wuth
darüber, daß seine Stücke in Italien rettungs-
los durchgefallen sind, furchtbar über die ita-
lienischen Schauspieler geschimpft und er-
klärt, er möchte seine Bühnendichtungen
am liebsten von einer Compagnia von
Dilettanten spielen lassen; die Kerle von
modernen Schauspielern, die sich ihren gan-
zen Athem verschrieen hätten, seien unfähig
jedem neuen Werke gegenüber, verständniß-
los gegenüber jedem schönen Werke, und
nicht über die Hanswurste und Mimen der
„commedia dell’ arte“ herausgekommen.
Auf dieses Pronnnciamento des mehr fruch -
baren als erfolgreichen Dramatikers hin,
hat ein boshafter Schauspieler folgende
Stelle aus Goethes Faust zitirt:
Gleich fängt man wieder, an.
Ein neues Stück, das letzte Stück von sieben:
Soviel zu geben ist allhier der Brauch.
Ein Dilettant hat es geschrieben,
Und Dilettanten spielend auch.
Gchulhumor
Ein Sextaner übersetzte kürzlich:
Scipio Africanus Maior —
Der afrikanische Major Scipio.
wer baut die Bahn, drauf, wie geschmiert,
Der ELlzug dann die post spedirt?
wer macht das Dampfroß, das ihn zieht?
wer gräbt die Kohle, die d'rin glüht?
wer baut die Straßen kreuz und quer?
Natürlich er, der Ingenieur!
wer bohrt die riesigen Tunnels
Oft in den allcrhärtsten Fels?
wer baut die Brücken, weitgespannt,
So kunstvoll und so intrcssant?
Die Ricsenschiffe auf dem Meer?
Das Alles macht der Ingenieur!
wer macht auf Grund der Wissenschaft
Den Luftballon aus Seidentafft?
wer löst nach logischem System
Vielleicht noch mal das Flugproblem
Und wird dadurch zum Millionär?
Natürlich nur der Ingenieur!
Das Hemd am Leib, der^Schuh am Fuß,
Der Strumpf am Bein, der Hut zum Gruß,
Der Rock, die Hose, das Gilet,
Die Uhr im Sack, das Portemonnaie,
wer stellt das gut und billig her
Durch seine Kunst? Der Ingenieur:
1
i j j 19 f\ n j
11 :x
WW
A N\ \ \
Der Freischärler
Käufer: Haben Sie nicht noch eine größere Fa^on?
Huthändler: Sie scherzen wohl!
Käufer: Oh durchaus nicht! Sie sehen doch: ich will nach
Transvaal. (Petit Bleu)
736
Die schönen Sachen macht er zwar
Nicht eigenhändig, das ist klar,
Doch baut er Schneide-, Näh- und Stick-
Und Säg- und Fräs- und Stanz- und Strick-
Undweb-undSpinn- undDruck- und Scheer-
Maschinen, er, der Ingenieur!
Die Wurst, die man zum Frühstück speist,
Das Gas, wovon der Glühstrumpf gleißt,
Das massenhafte Bier im Faß,
Die Wasserleitung sammt dem Naß
Und aus Rartoffeln den Likör,
wem dankt man das? Dem Ingenieur!
Und dieser Mann, der Alles kann,
Den sprach man nie: „Herr Doktor!" an,
womit man sonst so Manchen grüßt,
Der's überhaupt nicht einmal ist!
Das war ein Mißstand, groß und schwer,
Und kränkte sehr den Ingenieur!
Darum begrüß' ich's enchantirt,
Daß man ihn künftig promovirt,
Ein äußerst zeitgemäßes Ding
Heiß' ich den Titel: Vektor ing.
Und einen Ganzen trink' ich leer
Auf den graduieren Ingenieur!
Biedermeier (mit ei)
Anima candida
Pobjedvnoszew hat sich kürzlich
darüber beklagt, daß man ihn für die
Vertreibung der Juden verantwortlich
gemacht habe, da doch die Juden gar
nicht in sein Ressort sielen.
Kleiner Schäker! — „Das ist nicht
mein Ressort," sagte Bonaparte, als er
den Herzog von Enghien hatte füsiliren
lassen, „ich bin Artillerist!"
Der neue Stil
Der jüngst schon einmal erwähnte
Kritikus eines wiener Blattes schreibt
in einem Kunstbericht aus Venedig u.
A.: „Ein Däne, Niels Mols, malt
„wilde und zahme Gänse" auf einem
Bilde beieinander. Die wilden durch-
schneiden in keilförmigem Fluge hoch die
Lüfte. Diezahmen, schwerfällig und
schwanger, bewegen sich unten auf
fetterwiese und schlagen ohnmächtig,
brünstig mit den Flügeln. Hier mag
man den Gedanken vielleicht ein wenig
zugespitzt finden. Doch macht sich dies
auf dem Bilde kaum bemerklich, auf dem
Juristerei und Medizin
Und — leider auch! — der Theologie
Der Doktortitel zum Gewinn —
Als ob vielleicht der Ingenieur
Nicht gleichfalls ein Gelehrter war'?
Das hat mich lange schon gekränkt
Und muß es Jeden, wenn er denkt,
was unsrer Technik Kunst und Kraft
Uns für Bequemlichkeit verschafft!
Ich frage: ohne Ingenieur,
wo kam' man hin, wo kam' man her?
Er bannt den Blitz in einen Draht
Und mißt sogar den Stärkegrad,
Er schickt — eins-zwei! — von Ort zu Ort,
Die Kraft, das Licht, die Schrift, das Wort!
Beleuchtung, Handel und Verkehr —
wo war' das ohne Ingenieur?
wer schafft z. B. das Papier
Für diese schöne „Jugend" hier?
wer sorgt für die Lliches von Zink
Und für den Druck präzis und flink?
Und für die Schwärze und Couleur?
Natürlich ist's der Ingenieur!
Kuuftnachricht
Gabriele d'Annunzio hat aus Wuth
darüber, daß seine Stücke in Italien rettungs-
los durchgefallen sind, furchtbar über die ita-
lienischen Schauspieler geschimpft und er-
klärt, er möchte seine Bühnendichtungen
am liebsten von einer Compagnia von
Dilettanten spielen lassen; die Kerle von
modernen Schauspielern, die sich ihren gan-
zen Athem verschrieen hätten, seien unfähig
jedem neuen Werke gegenüber, verständniß-
los gegenüber jedem schönen Werke, und
nicht über die Hanswurste und Mimen der
„commedia dell’ arte“ herausgekommen.
Auf dieses Pronnnciamento des mehr fruch -
baren als erfolgreichen Dramatikers hin,
hat ein boshafter Schauspieler folgende
Stelle aus Goethes Faust zitirt:
Gleich fängt man wieder, an.
Ein neues Stück, das letzte Stück von sieben:
Soviel zu geben ist allhier der Brauch.
Ein Dilettant hat es geschrieben,
Und Dilettanten spielend auch.
Gchulhumor
Ein Sextaner übersetzte kürzlich:
Scipio Africanus Maior —
Der afrikanische Major Scipio.
wer baut die Bahn, drauf, wie geschmiert,
Der ELlzug dann die post spedirt?
wer macht das Dampfroß, das ihn zieht?
wer gräbt die Kohle, die d'rin glüht?
wer baut die Straßen kreuz und quer?
Natürlich er, der Ingenieur!
wer bohrt die riesigen Tunnels
Oft in den allcrhärtsten Fels?
wer baut die Brücken, weitgespannt,
So kunstvoll und so intrcssant?
Die Ricsenschiffe auf dem Meer?
Das Alles macht der Ingenieur!
wer macht auf Grund der Wissenschaft
Den Luftballon aus Seidentafft?
wer löst nach logischem System
Vielleicht noch mal das Flugproblem
Und wird dadurch zum Millionär?
Natürlich nur der Ingenieur!
Das Hemd am Leib, der^Schuh am Fuß,
Der Strumpf am Bein, der Hut zum Gruß,
Der Rock, die Hose, das Gilet,
Die Uhr im Sack, das Portemonnaie,
wer stellt das gut und billig her
Durch seine Kunst? Der Ingenieur:
1
i j j 19 f\ n j
11 :x
WW
A N\ \ \
Der Freischärler
Käufer: Haben Sie nicht noch eine größere Fa^on?
Huthändler: Sie scherzen wohl!
Käufer: Oh durchaus nicht! Sie sehen doch: ich will nach
Transvaal. (Petit Bleu)
736
Die schönen Sachen macht er zwar
Nicht eigenhändig, das ist klar,
Doch baut er Schneide-, Näh- und Stick-
Und Säg- und Fräs- und Stanz- und Strick-
Undweb-undSpinn- undDruck- und Scheer-
Maschinen, er, der Ingenieur!
Die Wurst, die man zum Frühstück speist,
Das Gas, wovon der Glühstrumpf gleißt,
Das massenhafte Bier im Faß,
Die Wasserleitung sammt dem Naß
Und aus Rartoffeln den Likör,
wem dankt man das? Dem Ingenieur!
Und dieser Mann, der Alles kann,
Den sprach man nie: „Herr Doktor!" an,
womit man sonst so Manchen grüßt,
Der's überhaupt nicht einmal ist!
Das war ein Mißstand, groß und schwer,
Und kränkte sehr den Ingenieur!
Darum begrüß' ich's enchantirt,
Daß man ihn künftig promovirt,
Ein äußerst zeitgemäßes Ding
Heiß' ich den Titel: Vektor ing.
Und einen Ganzen trink' ich leer
Auf den graduieren Ingenieur!
Biedermeier (mit ei)
Anima candida
Pobjedvnoszew hat sich kürzlich
darüber beklagt, daß man ihn für die
Vertreibung der Juden verantwortlich
gemacht habe, da doch die Juden gar
nicht in sein Ressort sielen.
Kleiner Schäker! — „Das ist nicht
mein Ressort," sagte Bonaparte, als er
den Herzog von Enghien hatte füsiliren
lassen, „ich bin Artillerist!"
Der neue Stil
Der jüngst schon einmal erwähnte
Kritikus eines wiener Blattes schreibt
in einem Kunstbericht aus Venedig u.
A.: „Ein Däne, Niels Mols, malt
„wilde und zahme Gänse" auf einem
Bilde beieinander. Die wilden durch-
schneiden in keilförmigem Fluge hoch die
Lüfte. Diezahmen, schwerfällig und
schwanger, bewegen sich unten auf
fetterwiese und schlagen ohnmächtig,
brünstig mit den Flügeln. Hier mag
man den Gedanken vielleicht ein wenig
zugespitzt finden. Doch macht sich dies
auf dem Bilde kaum bemerklich, auf dem
[nicht signierter Beitrag]: Kunstnachricht
[nicht signierter Beitrag]: Der neue Stil
Biedermeier mit ei: Dr. ing. und Dipl. ing.
[nicht signierter Beitrag]: Aus "Petit Bleu": Der Freischärler
Julius Diez: Biedermeier im Luftschiff
[nicht signierter Beitrag]: Anima candida
[nicht signierter Beitrag]: Schulhumor
[nicht signierter Beitrag]: Der neue Stil
Biedermeier mit ei: Dr. ing. und Dipl. ing.
[nicht signierter Beitrag]: Aus "Petit Bleu": Der Freischärler
Julius Diez: Biedermeier im Luftschiff
[nicht signierter Beitrag]: Anima candida
[nicht signierter Beitrag]: Schulhumor