Nr. 46
JUGEND
1899
»Hic Rhodes, hic salta!«
Der Transvaal-Krieg
und
Oie Redaktions-Strategen
In Europa allerwegen — Sind die Redaktions-
Strategen — Heber ihren Karten her. — Lies
nur Alles, was sie schreiben, — Dann wirst
Du den Feind vertreiben, — wirst im Kampfe
Sieger bleiben, — Guter General Ioubert l —
Höre die „Rossija" warnen, — Laß Dich keines-
falls umgarnen, — Ueberlisten laß Dich nicht.
— Thu', was sie in Rußland sagen, — Und
vergiß nicht nachzufragen, — XVas das Blatt
in Kopenhagen: — „Nationaltidende" spricht!
— Laß Dir auch zu Nutz und Frommen —
Deiner Buren schleunigst kommen — Den Tri-
ester „Piccolo." —Ferner war' als Cicerone —
Dir sehr nützlich zweifelsohne — Beispielsweis
die „Opinione," — Pungolo" und „popolo." —
Aus den Blättern der Magyaren — wirst Du
gleichfalls was erfahren — Zur Belehrung
dann und wann. — Aber auch die Japanesen
— Haben Blätter, die zu lesen — Ohne Rück-
sicht auf die Spesen, — Ich Dir sehr empfehlen
kann. — Ja, die Redaktions-Strategen — Sind
gewöhnlich überlegen — Selbst dem Moltke an
Genie! — Daß sie fern dem Kugelregen, —
(Der hinweg sie könnte fegen,) — Ihre Weis-
heit niederlegen, — Ist sehr gut — 's wär'
5(^1) um sie! JBoliemund
Die Lwangsanleibe
Line Näubernomanze aus den schwarzen Bergen
Nicola von Montenegro
Saß im Glanze des Vrnates
Auf dem Thron und dachte schmerzlich
Der Finanzen seines Staates.
„Schulden!" sprach er, „nichts als
Schulden,
Schulden vorne, Schulden hinten
Sind in der privatschatulle,
Wie im Staatsschatz aufzusinden!
„Gäb's im Haus nicht hin und wieder
Line Heirath, eine Mitgift,
Längst genommen hält' ich wegen
Meinem finkenden Credit Gift!
„Griff' nicht hin und wieder mal ein
Ldler Freund in seine Kassen,
Ach, das stolze Montenegro
War' verrathen und verlassen!
„Ach, dem stolzen Montenegro
wist kein Aufschwung mehr gelingen
Und allein mit Hammeldiebstahl
Kann's ein Volk nicht weiter bringenI
„Große Mittel muß man suchen
Zu der Staatsfinanzen Hebung.
Große, zeitgemäße Mittel
Zu des Wohlstands Neubelebung!"
Und es sprach der edle Kanzler:
„plünd're halt die fremden Leute,
Die Dein schönes Land bereisen,
Aus, wie einst, und mache Beute!"
„Trottel!" sprach der Fürst des Landes
„Erstens kommen wenig Fremde
Zu Besuch in's Land mir, die man
Auszieh'n könnte bis auf's Hemde!
„Zweitens ließen sich die Mächte
Dies gefallen kaum geduldig
Und den Schwiegervätern meiner
Kinder bin ich Nückstcht schuldig!"
Sprach der Kanzler: „Zn Cetinfe
Sollst Du eine Spielbank bauen,
Ueber ihre langen Dhren
Sollst Du dumme Zungen hauen!"
„Trottel!" sprach der Fürst des Landes:
„GlaubstDu, daß ein Mensch so harmlos
Wär', bei uns was zu riskiren —
Ach! Und bald wär' dann Alarm los!"
„Dder," sprach der weise Kanzler:
„Leg' 'nen Pump an, pumpe vieles
Und dann melde den Concurs an,
Line Pleite großen Stiles!"
Ein glücklicher Gedanke Emil Erck (Berlin)
..Finden Sie nicht, Herr Tollcga: das Rlaviergetrommel der Romincrzienrärhin ist heute wieder 'mal entsetzlich?" — „Ja, entsetzlich I Man
sollte das eigentlich dem Manteuffel sagen; der bringt sie vielleicht wegen gewerbsmäßigen Falschspiels in Untersuchungshaft.
JUGEND
1899
»Hic Rhodes, hic salta!«
Der Transvaal-Krieg
und
Oie Redaktions-Strategen
In Europa allerwegen — Sind die Redaktions-
Strategen — Heber ihren Karten her. — Lies
nur Alles, was sie schreiben, — Dann wirst
Du den Feind vertreiben, — wirst im Kampfe
Sieger bleiben, — Guter General Ioubert l —
Höre die „Rossija" warnen, — Laß Dich keines-
falls umgarnen, — Ueberlisten laß Dich nicht.
— Thu', was sie in Rußland sagen, — Und
vergiß nicht nachzufragen, — XVas das Blatt
in Kopenhagen: — „Nationaltidende" spricht!
— Laß Dir auch zu Nutz und Frommen —
Deiner Buren schleunigst kommen — Den Tri-
ester „Piccolo." —Ferner war' als Cicerone —
Dir sehr nützlich zweifelsohne — Beispielsweis
die „Opinione," — Pungolo" und „popolo." —
Aus den Blättern der Magyaren — wirst Du
gleichfalls was erfahren — Zur Belehrung
dann und wann. — Aber auch die Japanesen
— Haben Blätter, die zu lesen — Ohne Rück-
sicht auf die Spesen, — Ich Dir sehr empfehlen
kann. — Ja, die Redaktions-Strategen — Sind
gewöhnlich überlegen — Selbst dem Moltke an
Genie! — Daß sie fern dem Kugelregen, —
(Der hinweg sie könnte fegen,) — Ihre Weis-
heit niederlegen, — Ist sehr gut — 's wär'
5(^1) um sie! JBoliemund
Die Lwangsanleibe
Line Näubernomanze aus den schwarzen Bergen
Nicola von Montenegro
Saß im Glanze des Vrnates
Auf dem Thron und dachte schmerzlich
Der Finanzen seines Staates.
„Schulden!" sprach er, „nichts als
Schulden,
Schulden vorne, Schulden hinten
Sind in der privatschatulle,
Wie im Staatsschatz aufzusinden!
„Gäb's im Haus nicht hin und wieder
Line Heirath, eine Mitgift,
Längst genommen hält' ich wegen
Meinem finkenden Credit Gift!
„Griff' nicht hin und wieder mal ein
Ldler Freund in seine Kassen,
Ach, das stolze Montenegro
War' verrathen und verlassen!
„Ach, dem stolzen Montenegro
wist kein Aufschwung mehr gelingen
Und allein mit Hammeldiebstahl
Kann's ein Volk nicht weiter bringenI
„Große Mittel muß man suchen
Zu der Staatsfinanzen Hebung.
Große, zeitgemäße Mittel
Zu des Wohlstands Neubelebung!"
Und es sprach der edle Kanzler:
„plünd're halt die fremden Leute,
Die Dein schönes Land bereisen,
Aus, wie einst, und mache Beute!"
„Trottel!" sprach der Fürst des Landes
„Erstens kommen wenig Fremde
Zu Besuch in's Land mir, die man
Auszieh'n könnte bis auf's Hemde!
„Zweitens ließen sich die Mächte
Dies gefallen kaum geduldig
Und den Schwiegervätern meiner
Kinder bin ich Nückstcht schuldig!"
Sprach der Kanzler: „Zn Cetinfe
Sollst Du eine Spielbank bauen,
Ueber ihre langen Dhren
Sollst Du dumme Zungen hauen!"
„Trottel!" sprach der Fürst des Landes:
„GlaubstDu, daß ein Mensch so harmlos
Wär', bei uns was zu riskiren —
Ach! Und bald wär' dann Alarm los!"
„Dder," sprach der weise Kanzler:
„Leg' 'nen Pump an, pumpe vieles
Und dann melde den Concurs an,
Line Pleite großen Stiles!"
Ein glücklicher Gedanke Emil Erck (Berlin)
..Finden Sie nicht, Herr Tollcga: das Rlaviergetrommel der Romincrzienrärhin ist heute wieder 'mal entsetzlich?" — „Ja, entsetzlich I Man
sollte das eigentlich dem Manteuffel sagen; der bringt sie vielleicht wegen gewerbsmäßigen Falschspiels in Untersuchungshaft.