DOI Heft:
Nr. 46 (11. November 1899)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3779#0322
Nr. 46 (Redaktionsschluss: 31. Okt. 1899)
Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratenteil: G. EICHMANN, sämratlich in München.
Druck von KNORR & HIRTH, Ges m. beschr. Haftung in München.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
Dek eiserne Ring in ÄefferreiD
Unter Taaffe, der seligen Epcellenz,
Sprach Pater Greutcr das stolze Wort:
„Die Mehrhcitspartcien des Parlaments:
Wir Römischen hier und ihr Böhmischen
dorr
Und die Polen dazu — wir bilden den Ring,
Den eisernen Ring!" —
Nach dem Kompromiß
Jentrumsabg. vr. Heim in der Sitzung des bayr. Landtags v. 25. Oktbr.: „Die rothe Farbe
ist uns immer noch lieber a's das B rliner Blau."
Bekehrung
Gar oft schon, wenn die grause Vlotl) der Armen
* Mir allzulaut und wild zu Herzen sprach,
* ward neben Liebe, Mitleid und Erbarmen
Ein grimmer Haß in meiner Seele wach!
Und wenn ich sah, wie tückisch, feig und ehrlos
Ein reicher Schuft oft seinen Sklaven drückt,
Der, bleich vor stummer wuth und schwach
und wehrlos,
Sich knirschend seines Plagers peitsche bückt:
Dann bin ich oft schon nahe dran gewesen,
Daß ich der rothen Fahne mich verschwor —
Bis ich in Bebel's letztem Buch gelesen
Und schnell zu solchem Pakt die Lust verlor!
Und sah ich, wie die Mächtigen der Erde
So fremd oft zu des Volkes wünschen steh'n,
wie sie in jeder Hoffnung und Beschwerde
Des Schwachen schon des Endes Anfang seh'n,
wie frevel oft der Menge Haß erzeugt wird
Durch dünkelhaften Schreibcrübermuth,
wie oft die Wahrheit und das Recht
gebeugt wird,
Und mancher Narr mit prahlen Unrecht thut -
Dann schwur auch ich der alten Thorheit Fehde,
Die so die Menschheit theilt in Groß und Rlcin —
Doch las ich wiederLiebknechtsjüngsteRedc,
Dann goß ich Wasser gern in meinen wein!
Und sah ich blöde, aufgeblasne Gecken
Mit frechem Hochmuth über jeden Mann,
Der schafft und nützt, stupid die Nasen recken,
Und über Jeden, der was will und kann,
Und sah, wie Alles vor verjährtem Adel
Und bunten Röcken feig den Rücken beugt,
wie chrfurchtscheu der bestverdiente Tadel
Vor eines Rammcrjunkers würde schweigt,
Und wollt ich dann zu der Partei mich reihen,
Die Freiheit, Gleichheit, Menschlichkeit
verspricht,
Da las ich Singers neueste Flegeleien —
Und zu der rothen Fahne schwor ich nicht!
Es sind der Fürsten wie des Pöbels Schranzen
Ja doch geknetet aus dem gleichen Thon!
Du sollst nach ihrer pfeife willig tanzen
Und ihre Meinung sei Dir Religion!
Die Andersgläubigen sind Lumpenhunde
Und freveln an des Geistes Majestät —
Und doch: ihr Vorthcil ist im letzten Grunde
Der Pol, um welchen ihre Welt sich dreht!
Und darum Throne brechen? Darum Reiche
Und Völker stürzen in des Rampfes Ndth?
Geht! Eure Fahne hat ja doch die gleiche
Couleur, wie die der Andern — blos Ln Roth l
Ki-Iii-IAi
Es ist nunmehr rechnerisch festgestellt, daß
es beim Skat 1.377,645,204,252,320 ver-
schiedene Möglichkeiten gibt. Sowie diese Fälle
sämmtlich dagewesen sind, wird das Interesse
für deutsche Dichtung unter unseren Mit-
bürgern einen gewaltigen Aufschwung nehmen.
Und wie an der Blume der Schmetterling,
Genau so innig und selig hing
Der böhmische Wenzel am Ring, am Ring,
Am eisernen Ring. —
Taaffe ging und Badcni ging,
Bis man sich schließlich unterfing,
Auch den Thun zu stürzen, den langen Franz,
Der sich hielt für den Retter des Vaterlands,
Der Wenzel blieb 2lnfangs guter Ding' —
plötzlich fragt er : „wo ist denn der Ring,
Der eiserne Ring?" — --
Merkst Du noch nicht den Schlußeffekt,
Daß Dir der Ring in der Nase steckt?
wie der Polenklub pfeift und die Volks*
Partei,
O Wenzel, so mußt Du jetzt tanzen. Juchhei!
In der Nase steckt Dir der eiserne Ring.
Spring, guter Tanzbär, spring, spring,
lokl
S
C’est la guerre!
— wie entsetzlich wieder dieser Krieg in Süd-
afrika! wieviel Jammer und Thronen bringt
das wieder mit sich!
— Nicht wahr? Gräßlich! ^500 Mark Hab'
ich für einen Diamanten geben müssen, der
sonst für \ooo zu haben war!
gaudens in der vayrischen Dunkelkammer
von Vollmar:
kommt
.So, mein Lieber! Halten Sie nur recht fest zu, damit das Licht nicht herein-
- ich will jetzt 'mal gemächlich meine Zukunftsbilder entwickeln!
1899
. «JUGEND .
Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratenteil: G. EICHMANN, sämratlich in München.
Druck von KNORR & HIRTH, Ges m. beschr. Haftung in München.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
Dek eiserne Ring in ÄefferreiD
Unter Taaffe, der seligen Epcellenz,
Sprach Pater Greutcr das stolze Wort:
„Die Mehrhcitspartcien des Parlaments:
Wir Römischen hier und ihr Böhmischen
dorr
Und die Polen dazu — wir bilden den Ring,
Den eisernen Ring!" —
Nach dem Kompromiß
Jentrumsabg. vr. Heim in der Sitzung des bayr. Landtags v. 25. Oktbr.: „Die rothe Farbe
ist uns immer noch lieber a's das B rliner Blau."
Bekehrung
Gar oft schon, wenn die grause Vlotl) der Armen
* Mir allzulaut und wild zu Herzen sprach,
* ward neben Liebe, Mitleid und Erbarmen
Ein grimmer Haß in meiner Seele wach!
Und wenn ich sah, wie tückisch, feig und ehrlos
Ein reicher Schuft oft seinen Sklaven drückt,
Der, bleich vor stummer wuth und schwach
und wehrlos,
Sich knirschend seines Plagers peitsche bückt:
Dann bin ich oft schon nahe dran gewesen,
Daß ich der rothen Fahne mich verschwor —
Bis ich in Bebel's letztem Buch gelesen
Und schnell zu solchem Pakt die Lust verlor!
Und sah ich, wie die Mächtigen der Erde
So fremd oft zu des Volkes wünschen steh'n,
wie sie in jeder Hoffnung und Beschwerde
Des Schwachen schon des Endes Anfang seh'n,
wie frevel oft der Menge Haß erzeugt wird
Durch dünkelhaften Schreibcrübermuth,
wie oft die Wahrheit und das Recht
gebeugt wird,
Und mancher Narr mit prahlen Unrecht thut -
Dann schwur auch ich der alten Thorheit Fehde,
Die so die Menschheit theilt in Groß und Rlcin —
Doch las ich wiederLiebknechtsjüngsteRedc,
Dann goß ich Wasser gern in meinen wein!
Und sah ich blöde, aufgeblasne Gecken
Mit frechem Hochmuth über jeden Mann,
Der schafft und nützt, stupid die Nasen recken,
Und über Jeden, der was will und kann,
Und sah, wie Alles vor verjährtem Adel
Und bunten Röcken feig den Rücken beugt,
wie chrfurchtscheu der bestverdiente Tadel
Vor eines Rammcrjunkers würde schweigt,
Und wollt ich dann zu der Partei mich reihen,
Die Freiheit, Gleichheit, Menschlichkeit
verspricht,
Da las ich Singers neueste Flegeleien —
Und zu der rothen Fahne schwor ich nicht!
Es sind der Fürsten wie des Pöbels Schranzen
Ja doch geknetet aus dem gleichen Thon!
Du sollst nach ihrer pfeife willig tanzen
Und ihre Meinung sei Dir Religion!
Die Andersgläubigen sind Lumpenhunde
Und freveln an des Geistes Majestät —
Und doch: ihr Vorthcil ist im letzten Grunde
Der Pol, um welchen ihre Welt sich dreht!
Und darum Throne brechen? Darum Reiche
Und Völker stürzen in des Rampfes Ndth?
Geht! Eure Fahne hat ja doch die gleiche
Couleur, wie die der Andern — blos Ln Roth l
Ki-Iii-IAi
Es ist nunmehr rechnerisch festgestellt, daß
es beim Skat 1.377,645,204,252,320 ver-
schiedene Möglichkeiten gibt. Sowie diese Fälle
sämmtlich dagewesen sind, wird das Interesse
für deutsche Dichtung unter unseren Mit-
bürgern einen gewaltigen Aufschwung nehmen.
Und wie an der Blume der Schmetterling,
Genau so innig und selig hing
Der böhmische Wenzel am Ring, am Ring,
Am eisernen Ring. —
Taaffe ging und Badcni ging,
Bis man sich schließlich unterfing,
Auch den Thun zu stürzen, den langen Franz,
Der sich hielt für den Retter des Vaterlands,
Der Wenzel blieb 2lnfangs guter Ding' —
plötzlich fragt er : „wo ist denn der Ring,
Der eiserne Ring?" — --
Merkst Du noch nicht den Schlußeffekt,
Daß Dir der Ring in der Nase steckt?
wie der Polenklub pfeift und die Volks*
Partei,
O Wenzel, so mußt Du jetzt tanzen. Juchhei!
In der Nase steckt Dir der eiserne Ring.
Spring, guter Tanzbär, spring, spring,
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— wie entsetzlich wieder dieser Krieg in Süd-
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.So, mein Lieber! Halten Sie nur recht fest zu, damit das Licht nicht herein-
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1899
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