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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 4.1899, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 50 (9. Dezember 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3779#0395
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1899

JUGEND

Nr. 50

Apokrypviscve Tiedcr

von

Heinrich ^eine

Der geduldige Michel

Der pfaff und der Wenzel die tanzen herum
Und jauchzen und jubeln vor Freude,

Der deutsche Michel steht still und stumm,
Ihm thranct das Herz vor Leide.

Der Pfaff und der Wenzel sind Bräut'gam

und Braut

Und blitzen im Hochzcitsgeschmcide,

Der deutsche Michel hinüberschaut
Und plagt sich im werkeltagsklcide.

Der Michel spricht leise vor sich her:

Ihr tanzt da in meinem Getreide, —

2lch, wenn ich nicht gar so geduldig war,
So schlüg' ich euch krumm alle beidel


Im Bunde der Dritte

(Aus einer Rede des Amerikaners
w i t h e l a w R e i d beim Danket der Rew-
Parker Handelskammer: „wenn es drei
Rationen gibt, von denen Gott und die
Ratur will, daß sie in ewigem Frieden
und^reundschast mit einander leben,so sind
dies Großbritannien, Deutschland
und die Vereinigten Staaten.")


Der Dichter

Ein Dichter blicket selig
Vom Schreibtisch in die Höh,
Sein Auge hängt an der Decke,
wie wenn cs Wunder dort sähst-

Er träumt von einem Zollern
Aus Brandenburger Land,

Den er noch nicht als Helden
Im Stechschritt-Drama verwandt

eine

Heinrich

Aus dm

^Dichter-Biographien für das katholische Dol

herausgegeben auf Anstiften der Finsteraarschluchter
Bischofskonserenz vom Pfarrer Luginsland.

Daß Heinrich Heine kein Dichter war, zeigte
er schon bei seiner Geburt. Er wurde nämlich
nach einigen am 1. Januar 1800, nach anderen
am 13. Dezember 1799, nach noch anderen sogar
schon 1797 geboren. Bei ordentlichen, richtigen
Dichtern sind die Papiere in Ordnung und herrscht
über Geburts- und Namenstag kein Zweifel!
Eine um zwei Jahre zu frühe Geburt ist nun
gar im höchsten Grade verdächtig! Schon als
kleiner Knabe verübte er jeden Tag mit schnal-
zender Zunge einen Nitualmord und machte sein
Geschäftche als Christenblutlieferant für den
Nabbi von Bacharach. Damit aber noch nicht
zufrieden, trat er, der geborene Jude, als Jüng-
ling zum Protestantismus über, so daß er in ein
ununterbrochenes Sündenleben versank, ohne sich
durch Beichte und Absolution regelmäßig zu
reinigen. Einen Wechsel von 8000 Mark Banko,
den ihm sein Oheim für den Nothfall nach
London mitgegeben hatte, löste er sofort nach
seiner Ankunft daselbst ein, mit der Motivierung,
sein Onkel sei wankelmüthig und könne sich leicht
eines anderen besinnen — eine Unthat, die noch
heute selbst das Blut der protestantischen Ham-
burger gerinnen macht. Um seiner bodenlosen
Schändlichkeit die Krone aufzusetzen, führte er
nicht nur längere Zeit mit einer Katholikin eine
nnlde Ehe, sondern er heiratete sie und lebte
bis an sein Ende mit ihr in konfessio-

neller Mischehe. Gewiß eine Thal, für welche
die Hölle mit ihren jetzigen Einrichtungen leider
nicht genügt. Die zeitliche Strafe blieb freilich
nicht aus; als ihn aber das verdiente Rücken-
marksleiden befiel, ging er noch immer nicht zur
Mutter Gottes von Lourdes, sondern zur Venus
von Milo, einer alten Quacksalberin. Laut Kon-
trakt mit dem Freimaurerteufel Bitru konnte er
dabei bis an sein Lebensende Witze machen. Sie
waren freilich danach und mit denen unseres
allverehrten Ernst Lieber natürlich nicht zu ver-
gleichen.

Trotz des Verbotes der verschiedensten Regier-
ungen dichtete Heine immer wieder. Von seinen
Theaterstücken hat sich nur „Deutschland, ein
Wintermürchen" auf dem Repertoire erhalten,
ein Stück, das bekanntlich an der böhmischen
Meeresküste spielt und Schauspielerinnen in der
Hermione eine dankbare Rolle bietet. Von dem
„Dr. Faust. Ein Tanzpoem" wird höchstens der
erste Theil gespielt. „William Ratcliff," ein zum
Christenthum bekehrter Maurenfürst, mußte dem
„Dichter" dazu dienen, seinem Haß gegen unseren
allerheiligsten Glauben Luft zu machen. Sittlich
am höchsten steht unter seinen Schriften wohl der
„Atta Troll", in dem er die wahrhaft religiöse
Gesinnungstüchtigkeit und kunstlose Biederman-
nigkeit verherrlicht. Seine Gedichte reimen sich
meistens in der zweiten und vierten Zeile und sind
darum so gut wie werthlos. Die ganze Rohheit
seiner Gesinnung erhellt aus den bekannten Versen:

„Was schert mich Weib, was schert mich Kind?

Laß sie betteln gehst:, wenn sie hungrig sind!"
Ein fehler Charakter, das muß man sagen!

Mit seinem Sangesbruder August v. Platen
zusammen schrieb er noch die Operette „Oedipus
in der Unterwelt." Was Heine für die deutsche
Literatur hätte werden können, wenn sein Talent
rechtzeitig in andere Bahnen gelenkt worden untre,
das zeigt in der „Wallfahrt nach Kevlaar" die
Zeile: „Gelobt seist Du Marie!"

Jan de Grient

Neues von Serenissimus

Serenissimus: Aeh, lieberAindermann,
was für Aufhebens wird da jetzt wieder ge-
macht von dein Heine! Begreife ich gar
nicht! Außer dein Lid hat der doch wirklich
nichts Lesenswerthes geschriebeil!

A i n d e r in a n n: Gestatten Durchlaucht
mir die Bemerkung, daß der Verfasser des Lid
Herder ist.

Serenissimus: Na, sehen Sie, lieber
Aindermann: nicht mal den Lid hat
Heine geschrieben und dabei soviel Lärm
um den Menschen!

Latest Fashion

Jn England, welcher dUodewandel!

Der Lhristenliebe deckender Mantel

Ist bis auf weitres abgethan:

Seit es in Afrika fetzt Lappen,

Legt man zur Deckung aller Schlappen

Das Lape der guten Hoffnung an.

Sibobi


Flottenvorlage und Jesuitengesetz
Schade, daß hinter dem guten Niklaus immer der böse Grampus zu befürchten ist.

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Register
Monogrammist Frosch: Flottenvorlage und Jesuitengesetz
Monogrammist Frosch: Im Bunde der Dritte
[nicht signierter Beitrag]: Apokryphe Lieder von Heinrich Heine
Jan de Grient: Heinrich Heine. Aus den Dichter-Biographien für das katholische Volk
Bibobi: Latest Fashion
[nicht signierter Beitrag]: Neues von Serenissimus
 
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