1899
JUGEND
Nr. 51
„Was's mich angeht? Weib, Du bist schon von
einer rührenden Naivität! Was es einen anstän-
digen Menschen angeht, ob Ladhsmith genommen
is oder nicht?" —Er machte in seiner Erregung
Anstalten, aus dem Bett zu springen.
Die Gattin hielt ihn zurück. „Gib Ruh, sag
ich Dir! Mitten in der Nacht schreit er „hurrah"
und „d'rauf! d'rauf!" Was sollen denn die
Dienstmädeln von Dir denken?"
„Was sich die Gänst denken wollen, is mir
Wurscht! Ach Mali, ich Hab einen so wunder-
schönen Traum gehabt! Eine Kavallerie-Attak'
Hab' ich Dir mitg'macht, einfach famos. G'rnd
jetzt is die Artillerie vorgerückt. Das sind Dir
Salven gewesen — die hab'n ausgeb'n! Bum!
bum! bum! Noch 5 Minuten und Ladvsmith war
unser. Da kommst Du daher und weckst mich
ganz infam."
„Sei so gut! Noch grob will er wer'n. Jetzt
bin ich vielleicht schuld, wenn die Buren das
Nest net kriegen! Ich will Dir was sng'n: Du
bist kein Soldat, Du bist a Spezereiwaaren-
händler. Häring' kannst bändigen, aber keine
Engländer. Und wenn Deine Narretei net auf-
hört, — ich sag Dir's ganz ernstlich — dann
zieh ich aus."
„Mali!"
„Ja, i zieh aus, ich geh fort von Dir. I geh
zur alten Basen nach London."
Herr Ferdinand Langmaier bekam einen An-
fall. Er ward blauroth im Gesicht und schnappte
nach Athen:. Endlich fand er Worte: „Mali, reiz
mich net! Du weißt doch, daß ich die hochmüthige
Nation net aussteh'n kann."
„Du bist verrückt! Deine leibliche Basen is
oort verheirath'."
„Schlimm g'nug, daß ein Mitglied meiner
Familie so entarten konnte, einen Puddingfresser
zu heirathen. Uebrigens hat sie eine Entschuldi-
gung. Die Verruchtheit der Nation hatte damals
noch nicht ihren Gipfelpunkt erreicht — der Buren-
krieg war noch nicht angefangen."
Es klopfte energisch an der Wand. Frau Amalie
hielt den Athen: an. „Horch!"
„Da hast es — der Hausherr! Er wird uns
die Wohnung kundigen, Deiner Dummheit
wegen." — Herr Langmaier brummelte etwas,
legte sich auf's rechte Ohr und erfreute seine Gattin
bald darauf durch ein sonores Schnarchen.
Der folgende Tag wurde im Kalender
des Langmaier'schen Hauses mit keinem
Sternchen bezeichnet. Schon beim Auf-
stehen war dem Spezereihändler eine
Spinne über den Weg gelaufen. Das
erfüllte ihn mit den schwersten Ahnungen.
In der Morgenzeitung stand etwas von
einer Burenniederlage — na, man kannte
sie ja, die berühmten englischen Kriegs-
depeschen. Im Laufe des Vormittags ver-
breitete sich das Gerücht, General Joubert sei
gefallen. Ein Arbeiter, der sich für 3 Pfennige
eine Cigarre erstand, brachte die Nachricht
auch in den Spezereiladen.
Herr Langmaier schüttete in der Verwirr-
ung eine Kanne Petroleum in's Spiritussaß,
wodurch die ganze Waare verdorben wurde.
Gegen Mittag hielt er es nicht mehr aus.
Er mußte sich mit gleichgesinnten Freunden
besprechen. Seiner Frau sagte er nur so
obenhin, daß er ein wichtiges Geschäft habe
und nicht zu Hause essen werde.
Im Cafe Merkur fand er die Freunde um diese
Zeit sicher vereint. Er stürzte hin — kein Einziger
war da. Nach einigem Ueberlegen entschloß er sich
zu warten. Die Rest brachte ihm die Speisekarte.
Em schwarzäugiges Mädel mit vollen Armen, für
d:e er sonst stets eine tätschelnde Aufmerksamkeit
hatte. Heute dachte er nicht daran. Die Rest em-
pfahl :hm ein englisches Beefsteak, was ihn nahezu
u: Versuchung brachte, sich eine Klage wegen Kör-
Perverletzung zuzuziehen.-DasAergste erwartete
ihn aber zu Hause: Frau Mali mit thränenfeuchten
Augen, einen Brief in der Hand: „Ferdl - erschrick
nur net — die Basen in London is schwer krank."
„Mali, hör amnl —"
„Gar nix will i hör'n. 20,000 Mark sind kein
Pappenstiel. Das Mädel kann damit, wenn sie
groß ist, a nette Partie machen und auf die
Art ihr Glück begründen. In's Narrenhaus sollt
man Dich sperr'::, wenn Du noch was dagegen
sagst." — Der Spezereihändler sagte auch nichts
mehr. Wortlos und finster betrieb er seine Vor-
bereitungen zur Reise.
Außer einer flüchtigen Karte, die Herrn Lang-
maiers glückliche Ankunst in London meldete,
hörte Frau Amalie längere Zeit nichts von ihrem
Gatten. Endlich nach acht Tagen kam ein aus-
führlicher Brief.
m s. r 4. cm ri Samstag Mittag.
Gesiebte Mal:!
Wundere Dich net, daß ich so lang nix Hab
von mir hören lassen. Mir is die Lust zu Allem
vergangen, zum Schreiben erst recht. Dein Ferdl
is nur mehr a halbeter Mensch, der Schatten
von Einst. Glaubst Du, es gibt in dem Land
so was wie ein Hofbräuhaus? —Keinen Schein.
— Und dazu der Schlangenft'aß! Man n:uß
einen Blechuntersatz in seinem Magen haben,
sonst geht man kaput. Statt Bier trinkt man
Oel, das heißt, man schreibt Ale und spricht
Oel, wie überhaupt in der verflixten Sprach kein
einziges Wort so ausgesprochen wird, wie man
es druckt. Ich ärgere mich hier noch zu Tod.- Jeden
Tag hängen die Straßenecken voll Plakate mit De-
peschen vom Kriegsschauplatz. Es ist nur ein Glück,
daß ich die englischen Lügen nicht lesen kann.
Ja so — Du wirst wissen wollen, wie es der
Basen geht. Die G'schicht is nicht so g'fährlicb
und ich glaub alleweil, die wird unser Louisel
schon noch mehrere Mal zum letzten Mal seh'n
woll'n. Sie is schon ganz englisirt, die Basen, ich
vertrag mich absolut nicht mit ihr. Soeben kommt
der Vetter und will mich zum Spazierngehen ab-
holen. Entschuldige, wennich also eine Pause mach',
heut Abend schreib ich den Brief ganz bestimmt
fertig, damit Du nicht länger warten mußt.
Samstag Abend.
Geliebte Mali! — Ich fühl' mich so gehoben
— so — gewissermaßen geadelt — stell Dir nur
vor, was mir heut Nachmittag passirt ist. Also —
der Vetter führt mich in den Regent-Park.
Das is so was wie unser Englischer
Garten, nur viel großartiger! Hieris über-
haupt Alles großartig. Auf einem Seiten-
weg begegnen uns zwei Herren. Meine
Cigarre war mir grad ausgegangen und wie
ich seh', daß der Eine raucht, geh ich d'rauf
los und sag keck: „Please give me fire“.
(Gel, da spannst, was ich hier schon profitiu
Hab!) — Aber weiß der Teufel, hat er's an
meiner Aussprach g'merkt, oder an sonst was,
er hat mir eine deutsche Antwort geben. Dann
hat er der Louisel die Hand auf's Kopferl
g'legt und hat was von an hübschen Baby
g'sagt. Der Vetter war ganz starr vor Schreck,
denn weißt, wer der Herr war, den ich an-
g'redt Hab? Der Prinz von Wales. — Mir
is bei der Gelegenheit eine Idee kommen, über
die :ch Deine Ansicht hören möcht. Da ich jetzt
mit dem Prinzen von Wales bekannt bin,
könnt es mir doch gar nicht schwer fallen, den
englischen Hoflieferantentitel zu kriegen. Was
meinst Du dazu? Das thät' unfern: Spezerei-
geschäft doch wesentlich auf die Strümps helfen.
Soll ich darum einkommen? Ich dürft mich
zwar sobald nimmer am Stammtisch sehen
lassen, von wegen meiner früheren Buren-
leidenschaft, aber im Grund hast Du recht,
was geht mich die Sach' eigentlich an? Und
der Prinz von Wales hat mir die Cigarre
angezündet, der Präsident Krüger aber noch
nicht. — Uebrigens soll der Letztere auch
nur Pfeifen rauchen. Also was meinst Mali?
Schreibe bald Deinem allezeit getreuen Gatten
Ferdinand Langmaier."
Frau Amalie fiel aus den Wolken, zum
Glück aber auf das Sopha, das hinter ihr
stand. — Ja, verehrte Frau, man darf sich
heutzutage über nichts wundern!
Hartl-Mitius
A. Schmidhammer
Nachtrag zur „Symbolik der Mode"
Der lin de sieele-Gigerl, der nichts kann,
Als müden Blickes Cigaretten rauchen —
Anr Cnde war der müde Modemann
Von seinem Schatz als Boa zu gebrauchen?
Gr hängt ihr kraftlos sonst anr Arnr — darum
Ist's besser gleich, die Schöne hängt ihn um.
84;
Ferdl mußte es verstehen, ganz inwendig zu
erschrecken. Nicht der größte Physiognomiker hätte
ihm etwas angemerkt. „So?" — sagte er gleich-
gültig.
„Ja und denk Dir nur, sie will unser Kind
noch amal seh'n, weil sie doch Pathin von der
Kleinen is und sie so großartig in: Testament
bedacht hat."
„Das Kind — die Louisel soll nach London?
Ja, wie soll man denn das machen?"
„Einen Dienstmann kann man sich natürlich
nicht als Begleitung engagieren, das is selbst-
verständlich. Außerdem thät es auch die Basen
beleidigen, wenn das Kind mit einer fremden
Person an kam."
„Mali — Du denkst doch net —?"
„Aber ja denk ich,- daß Du mit der Louisel
reisen wirst, das denk ich."
„Net un: a Million!"
„Kann sein, aber ganz g'wiß um 20,000 Mark.
So viel is nämlich den: Kind von der Basen
testamentarisch ausg'macht. Mann — wenn Du
durch deine^ Marotten unser Louisel um die Erb-
schaft bringst, dann bist Du ganz einfach ein
Rabenvater."
JUGEND
Nr. 51
„Was's mich angeht? Weib, Du bist schon von
einer rührenden Naivität! Was es einen anstän-
digen Menschen angeht, ob Ladhsmith genommen
is oder nicht?" —Er machte in seiner Erregung
Anstalten, aus dem Bett zu springen.
Die Gattin hielt ihn zurück. „Gib Ruh, sag
ich Dir! Mitten in der Nacht schreit er „hurrah"
und „d'rauf! d'rauf!" Was sollen denn die
Dienstmädeln von Dir denken?"
„Was sich die Gänst denken wollen, is mir
Wurscht! Ach Mali, ich Hab einen so wunder-
schönen Traum gehabt! Eine Kavallerie-Attak'
Hab' ich Dir mitg'macht, einfach famos. G'rnd
jetzt is die Artillerie vorgerückt. Das sind Dir
Salven gewesen — die hab'n ausgeb'n! Bum!
bum! bum! Noch 5 Minuten und Ladvsmith war
unser. Da kommst Du daher und weckst mich
ganz infam."
„Sei so gut! Noch grob will er wer'n. Jetzt
bin ich vielleicht schuld, wenn die Buren das
Nest net kriegen! Ich will Dir was sng'n: Du
bist kein Soldat, Du bist a Spezereiwaaren-
händler. Häring' kannst bändigen, aber keine
Engländer. Und wenn Deine Narretei net auf-
hört, — ich sag Dir's ganz ernstlich — dann
zieh ich aus."
„Mali!"
„Ja, i zieh aus, ich geh fort von Dir. I geh
zur alten Basen nach London."
Herr Ferdinand Langmaier bekam einen An-
fall. Er ward blauroth im Gesicht und schnappte
nach Athen:. Endlich fand er Worte: „Mali, reiz
mich net! Du weißt doch, daß ich die hochmüthige
Nation net aussteh'n kann."
„Du bist verrückt! Deine leibliche Basen is
oort verheirath'."
„Schlimm g'nug, daß ein Mitglied meiner
Familie so entarten konnte, einen Puddingfresser
zu heirathen. Uebrigens hat sie eine Entschuldi-
gung. Die Verruchtheit der Nation hatte damals
noch nicht ihren Gipfelpunkt erreicht — der Buren-
krieg war noch nicht angefangen."
Es klopfte energisch an der Wand. Frau Amalie
hielt den Athen: an. „Horch!"
„Da hast es — der Hausherr! Er wird uns
die Wohnung kundigen, Deiner Dummheit
wegen." — Herr Langmaier brummelte etwas,
legte sich auf's rechte Ohr und erfreute seine Gattin
bald darauf durch ein sonores Schnarchen.
Der folgende Tag wurde im Kalender
des Langmaier'schen Hauses mit keinem
Sternchen bezeichnet. Schon beim Auf-
stehen war dem Spezereihändler eine
Spinne über den Weg gelaufen. Das
erfüllte ihn mit den schwersten Ahnungen.
In der Morgenzeitung stand etwas von
einer Burenniederlage — na, man kannte
sie ja, die berühmten englischen Kriegs-
depeschen. Im Laufe des Vormittags ver-
breitete sich das Gerücht, General Joubert sei
gefallen. Ein Arbeiter, der sich für 3 Pfennige
eine Cigarre erstand, brachte die Nachricht
auch in den Spezereiladen.
Herr Langmaier schüttete in der Verwirr-
ung eine Kanne Petroleum in's Spiritussaß,
wodurch die ganze Waare verdorben wurde.
Gegen Mittag hielt er es nicht mehr aus.
Er mußte sich mit gleichgesinnten Freunden
besprechen. Seiner Frau sagte er nur so
obenhin, daß er ein wichtiges Geschäft habe
und nicht zu Hause essen werde.
Im Cafe Merkur fand er die Freunde um diese
Zeit sicher vereint. Er stürzte hin — kein Einziger
war da. Nach einigem Ueberlegen entschloß er sich
zu warten. Die Rest brachte ihm die Speisekarte.
Em schwarzäugiges Mädel mit vollen Armen, für
d:e er sonst stets eine tätschelnde Aufmerksamkeit
hatte. Heute dachte er nicht daran. Die Rest em-
pfahl :hm ein englisches Beefsteak, was ihn nahezu
u: Versuchung brachte, sich eine Klage wegen Kör-
Perverletzung zuzuziehen.-DasAergste erwartete
ihn aber zu Hause: Frau Mali mit thränenfeuchten
Augen, einen Brief in der Hand: „Ferdl - erschrick
nur net — die Basen in London is schwer krank."
„Mali, hör amnl —"
„Gar nix will i hör'n. 20,000 Mark sind kein
Pappenstiel. Das Mädel kann damit, wenn sie
groß ist, a nette Partie machen und auf die
Art ihr Glück begründen. In's Narrenhaus sollt
man Dich sperr'::, wenn Du noch was dagegen
sagst." — Der Spezereihändler sagte auch nichts
mehr. Wortlos und finster betrieb er seine Vor-
bereitungen zur Reise.
Außer einer flüchtigen Karte, die Herrn Lang-
maiers glückliche Ankunst in London meldete,
hörte Frau Amalie längere Zeit nichts von ihrem
Gatten. Endlich nach acht Tagen kam ein aus-
führlicher Brief.
m s. r 4. cm ri Samstag Mittag.
Gesiebte Mal:!
Wundere Dich net, daß ich so lang nix Hab
von mir hören lassen. Mir is die Lust zu Allem
vergangen, zum Schreiben erst recht. Dein Ferdl
is nur mehr a halbeter Mensch, der Schatten
von Einst. Glaubst Du, es gibt in dem Land
so was wie ein Hofbräuhaus? —Keinen Schein.
— Und dazu der Schlangenft'aß! Man n:uß
einen Blechuntersatz in seinem Magen haben,
sonst geht man kaput. Statt Bier trinkt man
Oel, das heißt, man schreibt Ale und spricht
Oel, wie überhaupt in der verflixten Sprach kein
einziges Wort so ausgesprochen wird, wie man
es druckt. Ich ärgere mich hier noch zu Tod.- Jeden
Tag hängen die Straßenecken voll Plakate mit De-
peschen vom Kriegsschauplatz. Es ist nur ein Glück,
daß ich die englischen Lügen nicht lesen kann.
Ja so — Du wirst wissen wollen, wie es der
Basen geht. Die G'schicht is nicht so g'fährlicb
und ich glaub alleweil, die wird unser Louisel
schon noch mehrere Mal zum letzten Mal seh'n
woll'n. Sie is schon ganz englisirt, die Basen, ich
vertrag mich absolut nicht mit ihr. Soeben kommt
der Vetter und will mich zum Spazierngehen ab-
holen. Entschuldige, wennich also eine Pause mach',
heut Abend schreib ich den Brief ganz bestimmt
fertig, damit Du nicht länger warten mußt.
Samstag Abend.
Geliebte Mali! — Ich fühl' mich so gehoben
— so — gewissermaßen geadelt — stell Dir nur
vor, was mir heut Nachmittag passirt ist. Also —
der Vetter führt mich in den Regent-Park.
Das is so was wie unser Englischer
Garten, nur viel großartiger! Hieris über-
haupt Alles großartig. Auf einem Seiten-
weg begegnen uns zwei Herren. Meine
Cigarre war mir grad ausgegangen und wie
ich seh', daß der Eine raucht, geh ich d'rauf
los und sag keck: „Please give me fire“.
(Gel, da spannst, was ich hier schon profitiu
Hab!) — Aber weiß der Teufel, hat er's an
meiner Aussprach g'merkt, oder an sonst was,
er hat mir eine deutsche Antwort geben. Dann
hat er der Louisel die Hand auf's Kopferl
g'legt und hat was von an hübschen Baby
g'sagt. Der Vetter war ganz starr vor Schreck,
denn weißt, wer der Herr war, den ich an-
g'redt Hab? Der Prinz von Wales. — Mir
is bei der Gelegenheit eine Idee kommen, über
die :ch Deine Ansicht hören möcht. Da ich jetzt
mit dem Prinzen von Wales bekannt bin,
könnt es mir doch gar nicht schwer fallen, den
englischen Hoflieferantentitel zu kriegen. Was
meinst Du dazu? Das thät' unfern: Spezerei-
geschäft doch wesentlich auf die Strümps helfen.
Soll ich darum einkommen? Ich dürft mich
zwar sobald nimmer am Stammtisch sehen
lassen, von wegen meiner früheren Buren-
leidenschaft, aber im Grund hast Du recht,
was geht mich die Sach' eigentlich an? Und
der Prinz von Wales hat mir die Cigarre
angezündet, der Präsident Krüger aber noch
nicht. — Uebrigens soll der Letztere auch
nur Pfeifen rauchen. Also was meinst Mali?
Schreibe bald Deinem allezeit getreuen Gatten
Ferdinand Langmaier."
Frau Amalie fiel aus den Wolken, zum
Glück aber auf das Sopha, das hinter ihr
stand. — Ja, verehrte Frau, man darf sich
heutzutage über nichts wundern!
Hartl-Mitius
A. Schmidhammer
Nachtrag zur „Symbolik der Mode"
Der lin de sieele-Gigerl, der nichts kann,
Als müden Blickes Cigaretten rauchen —
Anr Cnde war der müde Modemann
Von seinem Schatz als Boa zu gebrauchen?
Gr hängt ihr kraftlos sonst anr Arnr — darum
Ist's besser gleich, die Schöne hängt ihn um.
84;
Ferdl mußte es verstehen, ganz inwendig zu
erschrecken. Nicht der größte Physiognomiker hätte
ihm etwas angemerkt. „So?" — sagte er gleich-
gültig.
„Ja und denk Dir nur, sie will unser Kind
noch amal seh'n, weil sie doch Pathin von der
Kleinen is und sie so großartig in: Testament
bedacht hat."
„Das Kind — die Louisel soll nach London?
Ja, wie soll man denn das machen?"
„Einen Dienstmann kann man sich natürlich
nicht als Begleitung engagieren, das is selbst-
verständlich. Außerdem thät es auch die Basen
beleidigen, wenn das Kind mit einer fremden
Person an kam."
„Mali — Du denkst doch net —?"
„Aber ja denk ich,- daß Du mit der Louisel
reisen wirst, das denk ich."
„Net un: a Million!"
„Kann sein, aber ganz g'wiß um 20,000 Mark.
So viel is nämlich den: Kind von der Basen
testamentarisch ausg'macht. Mann — wenn Du
durch deine^ Marotten unser Louisel um die Erb-
schaft bringst, dann bist Du ganz einfach ein
Rabenvater."