Nr. 30
1900
JUGEND
„Bis zum letzten Bull vor Vstern," näselte
Selbnitz.
„Ich laß ihm Zeit bis . . ." meinte leerst
und besann sich.
Man war einverstanden und der Unpar-
teiische schrieb die wette gleichgiltig in sein
Notizbuch, beim er war noch zu jung, ihre
Tragweite zu begreifen.
Ernst war unauffällig weggegangcn. Die
Generalin that ihm leid, aber er schämte sich
dessen.
Er sah noch, wie sich Lxcellenz von war-
necke schwerfällig erhob, einen Knopf des
Ueberrocks über der umfangreichen Figur ver-
gebens zu schließen versuchte und sich mit
neugierigem Lachen der Gruppe um Selbnitz
näherte, die nach Abschluß der Mette plötzlich
still geworden war.
Porst lag in einem Lehnsessel und schlief.
„Eilte Ivette, meine Herren, wie mir
scheint? Darf man wissen?"
Ulan sah sich bestürzt an.
Selbnitz drehte seinen Schnurrbart iti höchster
Verlegenheit.
„Die wette schließt jede Einweihung eines
Fernstehendeti aus, Exeelleuz", sagte der junge
Dachs, der durchgeschlagen hatte und scitie
Fassutig zuerst wicdergewann. Er schlug die
Sporcti klirrend znsamuicn. „Porst und Sesbuitz
wiirdeti ihre Lhanccn verlieren, wenn ich Er-
cellenz UUttheiluug machte." „Ja nicht, ja
tiicht!" winkte Warnecke befriedigt ab utid
ließ eitlen initleidigcn Blick auf den schluiu-
tnernden Porst gleiteti. „Na, lieber Selbnitz,
sie werden wohl wieder gewinnen." Dauti
ivendete er sich fröhlich an beu Mberst, nin sich
zu verabschieden und für beit gelungenen Abend
zu danken.
Im Friihlitig war Dffiziersrenncn. Selbnitz
ging neben der jungen, fdjöiieit Generalin auf
den Sattelplatz und streichelte wehmiithig sein
..verkauftes Pferd," das porsts Bursche am
Zügel führte.
Der General trat zu ihtieti.
„Na, Selluiitz, sind ja außerordentlich nieder
geschlagen. Möchten beu Schinder wohl wieder
im Stall haben, nachdem Borst das Reuneu
darauf gewontten hat?"
„verkauft ist verkauft, Lxecllenz. Mir ist
nur etwas Merkwürdiges passirt."
„was denn?"
„Ich habe eine wette gewotinen und muß
mich als austäudiger Mensch (teilen, als ob ich
sie verloren hätte."
„Ja, jal Als anständiger Mensch
hat man viele verpslichtuugen. Je älter
Sie werden, desto öfter werden Sie's
tuerketi."
Die örillengeigm
was war Vas wieder für ein Tag!
So fröhlich ging es Schlag auf Schlag
An diesen wehen Schädel.
Und noch zuletzt im Abendrolh —
Der Satan hol die Schwcrenoth —
starrt mich dies Tcufelsmädell
Das dacht ich mir als Trost: zu Zwein.
Nun slaps ich meinen Pfad allein,
Und unter meinen Züßen
Manch schwanker Halm und Löwenzahn
Und voller Klee und Thymian
Und Wegwart müfsen's büßen.
Und schließlich schlägt mich kurz und gut
platthin in's lange Gras die Wuth-
Ich starre in das Schweigen.-
Die Sonne sank. Da schwirrt ein Ton,
Und fernhin schrillt ein andrer schon,
Das sind die Grillengeigen.
Sie stimmen pianissimo,
Schnell schwillt es zum fortissimo
Und füllt die Dämmerweiten;
Kniegeiger brummeln Elegie,
primgeigen schrein die Melodie.
Als platzten alle Saiten.
Nun hüpft ein Scherzo zierlich vor;
Züsch nimmt es auf der ganze Lhor,
Daß Halm und Nispen wackeln.
Und bei dem Haselstrauch am Wehr
Schwingt sich ein Käserpagenheer
Mit blauen Glimmerfackeln.
wem leuchtet das? Wen bringt es mit?
Sin lichter Zlor, ein leichter Schritt.
Schon kniet es mir zur Seiten — —
Da schwieg die Grillcn-Symphonie;
Als nächste Nummer spielten sie
Lin Lied aus alten Zeiten.
Frau; Laiigbcineicb
Schüttelreime
FREIHEIT
BRÜDERLICHKEIT
Zeitbild
Freund: „Du gedenkst Dich also
auf's Erfinden zu legen? womit
willst Du denn aufaugeu?"
Ingenieur: „Zuerst besorge
ich mir einen tüchtigen Rechtsanwalt,
der die Patent Prozesse führt."
Seufzer
(vom Lager dieses RranKcn ivegzugeheu,
Der ivcl'tvcrfasfen in das Dunliet' stöhnt,
Hemmt meinen Kchritt ein schmerzkiehes
(verstehen.
Äl'o müßten, gkeicß gefangenen Gespenster»,
Die Aeufzer dieser Ärmen, unversöhnt,
Die Ft'ügck ökutig schlagen an den Fenstern:
(Welk Aeufzer früher nicht zu Frieden Kommen.
Eh sich ein (lklitkeid ihrer angenommen . . .
Hugo Salus
Arabische Gprüchwörtev
Der Mensch gleicht einer Brücke, über
die Gutes und Schlechtes geht.
Ein enges Haus faßt hundert Freunde.
Niemand kann zwei Melonen in einer
Hand tragen. „_
Fr ff ge einen Erfahrenen, und nicht einen
Gelehrten. J. Reiner
Auf feine Art
Der Lehrer will von seinen Schülern
einige deutsche Spcüchwörtcr genannt haben.
„2lller Anfang ist schwer," ruft der eine,
„Morgcnstund' hat Gold im Mund'", ein
anderer und so fort. Der kleine Lohn wird
auch gefragt und antwortet prompt:
„Mcschuggc is Trumpf!" — r.
englanü jux See
(3ur Zeichnung von Zeitz Ae hm)
Tinster kommt c$ durch die mögen,
Schnaubend kommt’s herangezogen.
Und es muthet in der Chat an
Ulie der grosse Leviathan.
Driiber hin durch alle Meere
Zieht der Rauch, der dunkle, schwere,
Und voran der diist’ren Masse
Zieht in s Land die furcht, die blasse.
Herr Singer hat zwar Säbelbeine,
Doch schöner sind Herrn Bebel seine.
3cb jedoch seh dem öepfauche
3enes Unholds zu und rauche
meine zarten, blauen Ringe
Und vertraue guter Dinge,
Mag s auch finster drohen ferne,
Uns’rer Kraft und uns rem Sterne,
Loki
Die Reaction ist Trumpf im Reich,
Die Kröte hebt den Rumpf im Teich.
In's afrikan’sche Hinterland
Trägt man Kultur mit linder Hand.
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„Bis zum letzten Bull vor Vstern," näselte
Selbnitz.
„Ich laß ihm Zeit bis . . ." meinte leerst
und besann sich.
Man war einverstanden und der Unpar-
teiische schrieb die wette gleichgiltig in sein
Notizbuch, beim er war noch zu jung, ihre
Tragweite zu begreifen.
Ernst war unauffällig weggegangcn. Die
Generalin that ihm leid, aber er schämte sich
dessen.
Er sah noch, wie sich Lxcellenz von war-
necke schwerfällig erhob, einen Knopf des
Ueberrocks über der umfangreichen Figur ver-
gebens zu schließen versuchte und sich mit
neugierigem Lachen der Gruppe um Selbnitz
näherte, die nach Abschluß der Mette plötzlich
still geworden war.
Porst lag in einem Lehnsessel und schlief.
„Eilte Ivette, meine Herren, wie mir
scheint? Darf man wissen?"
Ulan sah sich bestürzt an.
Selbnitz drehte seinen Schnurrbart iti höchster
Verlegenheit.
„Die wette schließt jede Einweihung eines
Fernstehendeti aus, Exeelleuz", sagte der junge
Dachs, der durchgeschlagen hatte und scitie
Fassutig zuerst wicdergewann. Er schlug die
Sporcti klirrend znsamuicn. „Porst und Sesbuitz
wiirdeti ihre Lhanccn verlieren, wenn ich Er-
cellenz UUttheiluug machte." „Ja nicht, ja
tiicht!" winkte Warnecke befriedigt ab utid
ließ eitlen initleidigcn Blick auf den schluiu-
tnernden Porst gleiteti. „Na, lieber Selbnitz,
sie werden wohl wieder gewinnen." Dauti
ivendete er sich fröhlich an beu Mberst, nin sich
zu verabschieden und für beit gelungenen Abend
zu danken.
Im Friihlitig war Dffiziersrenncn. Selbnitz
ging neben der jungen, fdjöiieit Generalin auf
den Sattelplatz und streichelte wehmiithig sein
..verkauftes Pferd," das porsts Bursche am
Zügel führte.
Der General trat zu ihtieti.
„Na, Selluiitz, sind ja außerordentlich nieder
geschlagen. Möchten beu Schinder wohl wieder
im Stall haben, nachdem Borst das Reuneu
darauf gewontten hat?"
„verkauft ist verkauft, Lxecllenz. Mir ist
nur etwas Merkwürdiges passirt."
„was denn?"
„Ich habe eine wette gewotinen und muß
mich als austäudiger Mensch (teilen, als ob ich
sie verloren hätte."
„Ja, jal Als anständiger Mensch
hat man viele verpslichtuugen. Je älter
Sie werden, desto öfter werden Sie's
tuerketi."
Die örillengeigm
was war Vas wieder für ein Tag!
So fröhlich ging es Schlag auf Schlag
An diesen wehen Schädel.
Und noch zuletzt im Abendrolh —
Der Satan hol die Schwcrenoth —
starrt mich dies Tcufelsmädell
Das dacht ich mir als Trost: zu Zwein.
Nun slaps ich meinen Pfad allein,
Und unter meinen Züßen
Manch schwanker Halm und Löwenzahn
Und voller Klee und Thymian
Und Wegwart müfsen's büßen.
Und schließlich schlägt mich kurz und gut
platthin in's lange Gras die Wuth-
Ich starre in das Schweigen.-
Die Sonne sank. Da schwirrt ein Ton,
Und fernhin schrillt ein andrer schon,
Das sind die Grillengeigen.
Sie stimmen pianissimo,
Schnell schwillt es zum fortissimo
Und füllt die Dämmerweiten;
Kniegeiger brummeln Elegie,
primgeigen schrein die Melodie.
Als platzten alle Saiten.
Nun hüpft ein Scherzo zierlich vor;
Züsch nimmt es auf der ganze Lhor,
Daß Halm und Nispen wackeln.
Und bei dem Haselstrauch am Wehr
Schwingt sich ein Käserpagenheer
Mit blauen Glimmerfackeln.
wem leuchtet das? Wen bringt es mit?
Sin lichter Zlor, ein leichter Schritt.
Schon kniet es mir zur Seiten — —
Da schwieg die Grillcn-Symphonie;
Als nächste Nummer spielten sie
Lin Lied aus alten Zeiten.
Frau; Laiigbcineicb
Schüttelreime
FREIHEIT
BRÜDERLICHKEIT
Zeitbild
Freund: „Du gedenkst Dich also
auf's Erfinden zu legen? womit
willst Du denn aufaugeu?"
Ingenieur: „Zuerst besorge
ich mir einen tüchtigen Rechtsanwalt,
der die Patent Prozesse führt."
Seufzer
(vom Lager dieses RranKcn ivegzugeheu,
Der ivcl'tvcrfasfen in das Dunliet' stöhnt,
Hemmt meinen Kchritt ein schmerzkiehes
(verstehen.
Äl'o müßten, gkeicß gefangenen Gespenster»,
Die Aeufzer dieser Ärmen, unversöhnt,
Die Ft'ügck ökutig schlagen an den Fenstern:
(Welk Aeufzer früher nicht zu Frieden Kommen.
Eh sich ein (lklitkeid ihrer angenommen . . .
Hugo Salus
Arabische Gprüchwörtev
Der Mensch gleicht einer Brücke, über
die Gutes und Schlechtes geht.
Ein enges Haus faßt hundert Freunde.
Niemand kann zwei Melonen in einer
Hand tragen. „_
Fr ff ge einen Erfahrenen, und nicht einen
Gelehrten. J. Reiner
Auf feine Art
Der Lehrer will von seinen Schülern
einige deutsche Spcüchwörtcr genannt haben.
„2lller Anfang ist schwer," ruft der eine,
„Morgcnstund' hat Gold im Mund'", ein
anderer und so fort. Der kleine Lohn wird
auch gefragt und antwortet prompt:
„Mcschuggc is Trumpf!" — r.
englanü jux See
(3ur Zeichnung von Zeitz Ae hm)
Tinster kommt c$ durch die mögen,
Schnaubend kommt’s herangezogen.
Und es muthet in der Chat an
Ulie der grosse Leviathan.
Driiber hin durch alle Meere
Zieht der Rauch, der dunkle, schwere,
Und voran der diist’ren Masse
Zieht in s Land die furcht, die blasse.
Herr Singer hat zwar Säbelbeine,
Doch schöner sind Herrn Bebel seine.
3cb jedoch seh dem öepfauche
3enes Unholds zu und rauche
meine zarten, blauen Ringe
Und vertraue guter Dinge,
Mag s auch finster drohen ferne,
Uns’rer Kraft und uns rem Sterne,
Loki
Die Reaction ist Trumpf im Reich,
Die Kröte hebt den Rumpf im Teich.
In's afrikan’sche Hinterland
Trägt man Kultur mit linder Hand.
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