1900
Nr,
. 30 (Redaktionsschluss: li-Juli 1900)
jrtJ GENÖ
Paul Rieth (Paris)
Pariser Bilder: II. Nationalfest
„Quand on a travaill§
Pendant, six jours entiers
On peut donc bien aller
Hors de Paris, Pari-ri-ri!“
CbineUTcbe Pott
3n Peking ist der Teufel los,
So meldet uns die Rabellcitung;
Und fiebernd greift drum ‘Klein und Groß
Allabendlich zur ncu'stcn Zeitung,
Doch ach! wozu das Löschpapicr,
Mit Telegrammen vollgcschricben,
Das ist bis heute Dir wie mir
Ein ewig RätHsel wohl geblieben.
Denn was da durcheinanderdroht,
Das klingt so blöd und unverständig:
Auf Seite 2 find alle tobt,
Auf Seite 3 find sie lebendig!
Bald wird der schlaue Li-Hung-tschang
Als Fricdcnsengcl Hingepinselt;
Bald hat er uns zum Rattenfang
Auf seinem pfcifdzcn vorgcwinsclt!
Bald ist die Kaiserin gefiolsn,
Erzitternd vor Europas Rache;
Bald fietscht gemiitlslich auf dem
Thron
Die morschen Zähn' der alte Drache!
Heut residiert noch im Palast
Der Kttifcr mit den sanften Blicken,
Dem gestern Prinz Tuan in Haft
Die seid'ne Schnur geruht zu schicken!
wie kommt das? welcher weife brächt
In dieses Dunkel die Erhellung,
warum in China gar so schlecht
Die Telegramm- und Bricfbestcllung?
2lls gestern ich im Bürgcrbräu
Die sommcrtrocknc Kehle netzte,
Geschah'», daß mit „Ich bin so frei"
Ein Münchner neben mich sich setzte.
Der hielt die Zeitung in der Hand
Und sprach nach stillbcdächt'gcm prosten:
„Das ist die reinste Asfcnschand'
In Peking drüben mit den Posten.
war' ich da drüben, o hurt-jehl
Den Postdirektor tlzät' ich lynchen!
Ich glaube schier, der Lcrl war eis
2lls postclevc hier in München!"
Tatub
Chinesischer Schüttelreim
Bei Taku Nachts Kanonenboote wackeln,
Da wird es wohl bald irgendwo debäkeln.
Sportnacbricbt
Mascagni, dessen großes Talent — im
Abfassen von Reklamen für die internationale
Presse — kein gerecht Denkender bestreiten darf,
fiat zwei neue Opern verfertigt. Die eine
von diesen, „B estili a",Ist in antiken Metren ge-
schrieben und soll Gladiatorenkämpfe, Trinmph-
züge, Orgien lind ähnliche angenehme Dinge
darstellen; gesungen wird dabei auch. Der
Trainer Sonzvgno, dessen Componistcnstall seil
Jahren keinen Sieg davontrng, obwohl sein:
Pferde bei allen Kunst-Rennen auf den großen
Plätzen starten, hegt süße Hoffnungen, Wir
erwarten, daß uns in der Circussccnc auch
echte Bestien vorgcsührt und so Menagerie
und Op er verbunden werden, was bisher nnr
durch die „Ratten" geschah, Sollten die Be-
hörden unkünstlerisch genug sein, Schwie-
rigkeiten zu machen, so hat der Maestro
wohl nichts dagegen, wenn anstatt der
echten Bestien nur die ihm feindlichen
^ Musikkritiker verwendet werden.
2iukunfts-DIekegramrn
Paris,, i. llovcmbcr .lgoo: „Pc
hat die endliche Pol len dung und gle
zeitig die. feierliche Schließung
Weltausstellung stattgefunden."
H-rautgeler: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI
Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. b7scl'r,° Haftung h^Müncben.™ In5eratenthei1: G. EICHMANN, sämmtlich in München,
ALDU RECHTE VQR.BEHARTEN,
Nr,
. 30 (Redaktionsschluss: li-Juli 1900)
jrtJ GENÖ
Paul Rieth (Paris)
Pariser Bilder: II. Nationalfest
„Quand on a travaill§
Pendant, six jours entiers
On peut donc bien aller
Hors de Paris, Pari-ri-ri!“
CbineUTcbe Pott
3n Peking ist der Teufel los,
So meldet uns die Rabellcitung;
Und fiebernd greift drum ‘Klein und Groß
Allabendlich zur ncu'stcn Zeitung,
Doch ach! wozu das Löschpapicr,
Mit Telegrammen vollgcschricben,
Das ist bis heute Dir wie mir
Ein ewig RätHsel wohl geblieben.
Denn was da durcheinanderdroht,
Das klingt so blöd und unverständig:
Auf Seite 2 find alle tobt,
Auf Seite 3 find sie lebendig!
Bald wird der schlaue Li-Hung-tschang
Als Fricdcnsengcl Hingepinselt;
Bald hat er uns zum Rattenfang
Auf seinem pfcifdzcn vorgcwinsclt!
Bald ist die Kaiserin gefiolsn,
Erzitternd vor Europas Rache;
Bald fietscht gemiitlslich auf dem
Thron
Die morschen Zähn' der alte Drache!
Heut residiert noch im Palast
Der Kttifcr mit den sanften Blicken,
Dem gestern Prinz Tuan in Haft
Die seid'ne Schnur geruht zu schicken!
wie kommt das? welcher weife brächt
In dieses Dunkel die Erhellung,
warum in China gar so schlecht
Die Telegramm- und Bricfbestcllung?
2lls gestern ich im Bürgcrbräu
Die sommcrtrocknc Kehle netzte,
Geschah'», daß mit „Ich bin so frei"
Ein Münchner neben mich sich setzte.
Der hielt die Zeitung in der Hand
Und sprach nach stillbcdächt'gcm prosten:
„Das ist die reinste Asfcnschand'
In Peking drüben mit den Posten.
war' ich da drüben, o hurt-jehl
Den Postdirektor tlzät' ich lynchen!
Ich glaube schier, der Lcrl war eis
2lls postclevc hier in München!"
Tatub
Chinesischer Schüttelreim
Bei Taku Nachts Kanonenboote wackeln,
Da wird es wohl bald irgendwo debäkeln.
Sportnacbricbt
Mascagni, dessen großes Talent — im
Abfassen von Reklamen für die internationale
Presse — kein gerecht Denkender bestreiten darf,
fiat zwei neue Opern verfertigt. Die eine
von diesen, „B estili a",Ist in antiken Metren ge-
schrieben und soll Gladiatorenkämpfe, Trinmph-
züge, Orgien lind ähnliche angenehme Dinge
darstellen; gesungen wird dabei auch. Der
Trainer Sonzvgno, dessen Componistcnstall seil
Jahren keinen Sieg davontrng, obwohl sein:
Pferde bei allen Kunst-Rennen auf den großen
Plätzen starten, hegt süße Hoffnungen, Wir
erwarten, daß uns in der Circussccnc auch
echte Bestien vorgcsührt und so Menagerie
und Op er verbunden werden, was bisher nnr
durch die „Ratten" geschah, Sollten die Be-
hörden unkünstlerisch genug sein, Schwie-
rigkeiten zu machen, so hat der Maestro
wohl nichts dagegen, wenn anstatt der
echten Bestien nur die ihm feindlichen
^ Musikkritiker verwendet werden.
2iukunfts-DIekegramrn
Paris,, i. llovcmbcr .lgoo: „Pc
hat die endliche Pol len dung und gle
zeitig die. feierliche Schließung
Weltausstellung stattgefunden."
H-rautgeler: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI
Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. b7scl'r,° Haftung h^Müncben.™ In5eratenthei1: G. EICHMANN, sämmtlich in München,
ALDU RECHTE VQR.BEHARTEN,