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Nr. 33

1900

. JUGEND •

„Wohin, Wenzel?"

„Ale gehn' me nach China, mach me dort gemischtsprachigen Bezirk."

In der Zeit der sauren Gurke..

In der Zeit der sauren Gurke
Gehr ja doch so Manches vor
Li-Hung-tfchang, der glatte Schurke,

Har cs faustdick hinter'm <vhr —

Milans Sohn dagegen weniger.

Auf Frau Draga will er nicht —

Eher, sagt er, will als König er
Leiste» auf den Thron Verzicht.

Zu des Erbfeinds Töchtern wallte
wißbegierig nach Paris
Mancher Mann, der seine 2llrc
Ziclbcwufit zu Hause ließ.

Gleich den Boxern Chinas rasen
Englands Truppen in Transvaal.

Der Protest des braven Lawscn
Ist dem Lhamberlain egal.

Und in Ocsi'rcich — immer schlechter
Muthet dorr die Lage an.

Herr von Rocrbcr thut, als dacht' er
Ul ach doch denkt er gar nicht dran!

Die Magyaren refustercn
Selbst den Geldbrief mit Protest,
wenn die Sender adressieren:

„Ofen-Pest" — statt „Budapest".

Faust sagt in der Keller-Scene:
„Abzufahr'n hört' ich jetzt Lust!"
Ganz dasselbe fühlend sehne
Ich hinweg inich im August. toki

Konkurrenten

Der Herr Oberförster schimpfte im WirthshauS
weidlich über die bösen Chinesen.

„Ans Ihnen spricht nur der Neid!" sagte Einer.

„Der Neid? Warum sollte ich den Kerls nei-
disch sein?"

„Weil die Chinesen die ganze Welt anliigen
können und Sie nur unfern Stammtisch I"

Der neue ZZlutarch

Der Kaiser von «China hat einer ins Feld
rückenden Truppe eine Ansprache gehalten, der
wir folgenden Passus entnehmen:

„Gebt keinen Pardon, macht keine Ge-
fangenen! Führt Eure Waffe» so, daß auf
J000 Jahre hinaus kein Fremder mehr cs
wagt, einen Chinesen scheel anzusehcn."

Diese wenigen Worte dürften genügen, uns
ahnen zu lassen, wessen wir uns von diesem
Volke zu versehen haben!

Nach neuerlicher Auffindung einer Boje
wurde die Möglichkeit der Rückkehr Andre es
wieder lebhaft besprochen. Das gab «Chamber-
lain, um den Vorwurf des Ländcrhungces zu
entkräften, Anlaß zu der bestimmten Erklär-
ung, England gedenke die allenfalls neu ent-
deckten Polarländer dem Reiche nicht völlig
einzuvcrleibcn, sondern denselben eine gewisse
Selbstverwaltung zuzugestehen.

Lord Roberts beauftragte einen Obersten,
dem Burengeneral Dcwet in den Rücken zu
fallen.

„Nun, ist mein Befehl ausgcführr?" fragte
er einen zurückgekehrtcn Verwundeten.

„So ziemlich!" erwiderte dieser. „Nur ist
der Oberst den Buren nicht in den 2iückcn,
sondern in die Hände gefallen."

Die Nationalisten bezichtigen den franzö-
sischen Schriftsteller Jules Verne dcs Hoch-
verrathcs, weil er in seinem Roman „20000
JlTcilc» unter dem Meer" das Gehcimniß der
Unterseeboote verrarhe» haben soll.

Kiliun

Milan an seinen Sohn

Line hochmoralische Erzählung

D Alexander, mein theueres Rind,
was machst Du mir für Geschichten?

Bist Du für Tugend und Sitte blind
Unb Deine fürstlichen Pflichten?

Als man cs mir jüngst im Ausland erzählt,
Mein Sohn, da erschrak ich nicht wenig:

Liner ganz gewöhnlichen Wittib vermählt
Sich nächstens der serbische König!

Lr nimmt die Draga Maschin zur LH',

Die schon über vierzig hinaus ist'-
Bedeute mein Sohn, welch schmerzliches Weh
Dies für Dein hochfürstliches Haus ist!

Mein Sohn, Du hast wohl in Deiner Manie
Der zärtlichen Liebe vergessen,

Die einstens Milan für Natalie
Und diese für Milan besessen!

Entsprossen so holdem Familienidyll,

G lasse Dich nicht überlisten

von der, die Dich jetzo erniedern will

Zn ihrem Maschinisten!

Lrwähle ein Weib aus erlauchtem Stamm,

Liu Weib, das Ahnen und Geld hat,

Und schreib auch die Schulden in's Lheprogramm,
Die Milan, Dein Vater und Held hat!

2lm Lude gibt's doch noch irgendwo
Liu Fürstenkind, das noch ledig —

Bedenke — sogar dein Danilo
war eine Prinzessin gnädig!

Und hast Du durch kluge Heirat geübt
Die Pflichten Deines Standes,

(D! Dann verliebe Dich, wenn Dies beliebt,

In alle Maschinen des Landes!

Dann kannst Du den schweren Monarchenberuf
In rosigen 2lrmen vergessen —

Ich gebe Dir selber zu diesem Behuf
Im Nothfall die besten 2idressen.

Du kannst Deine Frau ja, das tadle ich nicht,
Tagtäglich nach Noten betrügen —

Dafür bist Du König! - Doch erst kommt die Pflicht
Und dann kommt das Vergnügen!

Doch bleibst Du bei Deinem Entschlüsse steh'»
Herzliebster Sohn, Alexander,

Dann wird ein entsetzliches Unglück gescheh'n:
Dann gehen wir auseinander!

Dann such Deinen Generalissimus
Bei dcil Hottentotten Dir künftig!

B Simxlicius Simplicissimus,

G werde wieder vernünftig!

Und sollt der Fall nicht erledigt sein
wie ich Dir rathe, so will ich
Natürlich entsprechend entschädigt sein —

Du weißt, ich mach' es nicht billig!

Du weißt cs von früher, mein lieber Sohn
Die Taxe ist immer die gleiche:

Der Milan kriegt eine runde Million
Für seine Entfernung voni Reichel

Und eh' ich sodann im schönen Paris
Die blanken Dukaten ver — jubelt,

Hast Du mein Sohn o merke Dir dies! -
Kein Wiedersehen zu hoffen!

Doch ist der letzte Groschen verthan - -
(Es kommt auf mein Glück im Spiel an!)

So nehm' ich bei Dir wieder Stellung an! —
Inzwischen verbleib' ich

Dein Milan!

; 66
Index
Monogrammist Frosch: Wohin Wenzel?
[nicht signierter Beitrag]: Milan an seinen Sohn
Kilian: Der neue Plutarch
Loki: In der Zeit der sauren Gurke
[nicht signierter Beitrag]: Konkurrenten
 
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