Nr. 34
JUGEND -
1900
Poesie und Prosa
Sr: „Doch jammerschade, mle unser verhältniß schon all seinen rosigen Schimmer
verloren hat..—
Sie: „wacht nichts, — wenn 's nur seinen metallischen Glanz beibehält!"
576
Kurze Antwort
Liebchen, was treibst Du den ganzen Tag?
„Tausenderlei."
Wenn ich Dir ferne, was fühlst Du, sag'?
„Tausenderlei."
Beichte, was hast Du geträumt in der Nacht?
„Tausenderlei."
Und beim Erwachen, was hast Du gedacht?
„Tausenderlei."
Hegtest Du heimliche Wünsche, sprich?
„Tausenderlei."
Waren auch welche dabei für mich?
„Tausenderlei."
Luciwig sulcl»
Okina
KuNur-histonsche Skizze
In... China werden zur höheren Ehre Buddhas
die Mannschaften der verschiedenen Rrrre'mcnter
zum „Pagodengang" kommandirt. — Eines
Tages machte die ebenso fromme, wie kluge Ge-
sponsin deS „Himmelssohnes" ihrem hohen Gemahl
hierüber Vorstellungen und sprach die sichere
Wartung aus, daß auch ohne einen solchen Befehl
die Mannschaften an den Sonn- und Festtagen
zur Pagode gehen würden, nur getrieben von ihrem
inneren Drange, „Bedürfniß" bezeichnete es
die hohe Frau! —
Kitsiang-Tungtschi hörte den Ausführ-
ungen seiner weisen und frommen Ehegenossin
aufmerksam zu, berief seinen ersten Kriegsmanda-
rinen zur Berathung und kam zu dem Entschluß,
den Vorschlag seiner Gemahlin durch einen Versuch
zu erproben. -
In China bestehen — gerade wie bei uns —
als Hcereseinheiten Bataillone, welche — wieder
wie bei uns — in Compagnien eiugetheilt sind.
Diese Compagnien, „Lientschün" genannt, stehen
unter dem Befehle eines Obermandschn, welchem
zur Unterstützung, namentlich in administrativer
Hinsicht, ein Nntermandschu unterstellt ist. All-
gemein bezeichnen die chinesischen Soldaten den
Obermandschu als den „Vater", denUutermand-
schu als „die Mutter" der LientschünI —
Der oberste Kriegsmandarin erließ im Namen
des „Sohnes des Himmels" seine Befehle, die den
gewohnten Gang nehineud, schließlich an die Ober'
mandschu's gelangten. Auch der Obermandschu
„Tseng-hu-wau," vom ersten Leibrrre'ment
„vergoldeter Nabel des Großchan von
Nauschau," erhielt den Befehl zugefertigt und berief
sofort — rathlos wie gewöhnlich in wichtigen Dingen
— seinen Nntermandschu „Futschan-Ho" zu sich.
' „Hören Sie mal, Maudschu, da ist ein Befehl
vom Kriegsmandarinen gekommen. Unsere er-
habenste Herrscherin — Buddha segne sie noch
tausend und ein Jahr — findet es ganz schrecklich,
daß die Mannschaften stets zur Pagode komman-
dirt werden, und glaubt, daß auch ohne solchen
Zwang die Leute gern die Pagoden und die Bon-
zen besuchen würden. — Ich muß gestehen, Mnnd-
schu, daß mir dies sehr richtig und weise erscheint
und ich glaube sicher, daß z. B. von meiner Lien-
tschün Keiner nicht freiwillig gehen würde —
meinen Sie nicht auch, Mandschu?"
„Zu Befehl — gewiß, gewiß," — beeilt sich
Futschan ho zu versichern.
„Na, dann machen Sie morgen die Leute mit
dem Besehle bekannt, Mandschu, — es soll also
JUGEND -
1900
Poesie und Prosa
Sr: „Doch jammerschade, mle unser verhältniß schon all seinen rosigen Schimmer
verloren hat..—
Sie: „wacht nichts, — wenn 's nur seinen metallischen Glanz beibehält!"
576
Kurze Antwort
Liebchen, was treibst Du den ganzen Tag?
„Tausenderlei."
Wenn ich Dir ferne, was fühlst Du, sag'?
„Tausenderlei."
Beichte, was hast Du geträumt in der Nacht?
„Tausenderlei."
Und beim Erwachen, was hast Du gedacht?
„Tausenderlei."
Hegtest Du heimliche Wünsche, sprich?
„Tausenderlei."
Waren auch welche dabei für mich?
„Tausenderlei."
Luciwig sulcl»
Okina
KuNur-histonsche Skizze
In... China werden zur höheren Ehre Buddhas
die Mannschaften der verschiedenen Rrrre'mcnter
zum „Pagodengang" kommandirt. — Eines
Tages machte die ebenso fromme, wie kluge Ge-
sponsin deS „Himmelssohnes" ihrem hohen Gemahl
hierüber Vorstellungen und sprach die sichere
Wartung aus, daß auch ohne einen solchen Befehl
die Mannschaften an den Sonn- und Festtagen
zur Pagode gehen würden, nur getrieben von ihrem
inneren Drange, „Bedürfniß" bezeichnete es
die hohe Frau! —
Kitsiang-Tungtschi hörte den Ausführ-
ungen seiner weisen und frommen Ehegenossin
aufmerksam zu, berief seinen ersten Kriegsmanda-
rinen zur Berathung und kam zu dem Entschluß,
den Vorschlag seiner Gemahlin durch einen Versuch
zu erproben. -
In China bestehen — gerade wie bei uns —
als Hcereseinheiten Bataillone, welche — wieder
wie bei uns — in Compagnien eiugetheilt sind.
Diese Compagnien, „Lientschün" genannt, stehen
unter dem Befehle eines Obermandschn, welchem
zur Unterstützung, namentlich in administrativer
Hinsicht, ein Nntermandschu unterstellt ist. All-
gemein bezeichnen die chinesischen Soldaten den
Obermandschu als den „Vater", denUutermand-
schu als „die Mutter" der LientschünI —
Der oberste Kriegsmandarin erließ im Namen
des „Sohnes des Himmels" seine Befehle, die den
gewohnten Gang nehineud, schließlich an die Ober'
mandschu's gelangten. Auch der Obermandschu
„Tseng-hu-wau," vom ersten Leibrrre'ment
„vergoldeter Nabel des Großchan von
Nauschau," erhielt den Befehl zugefertigt und berief
sofort — rathlos wie gewöhnlich in wichtigen Dingen
— seinen Nntermandschu „Futschan-Ho" zu sich.
' „Hören Sie mal, Maudschu, da ist ein Befehl
vom Kriegsmandarinen gekommen. Unsere er-
habenste Herrscherin — Buddha segne sie noch
tausend und ein Jahr — findet es ganz schrecklich,
daß die Mannschaften stets zur Pagode komman-
dirt werden, und glaubt, daß auch ohne solchen
Zwang die Leute gern die Pagoden und die Bon-
zen besuchen würden. — Ich muß gestehen, Mnnd-
schu, daß mir dies sehr richtig und weise erscheint
und ich glaube sicher, daß z. B. von meiner Lien-
tschün Keiner nicht freiwillig gehen würde —
meinen Sie nicht auch, Mandschu?"
„Zu Befehl — gewiß, gewiß," — beeilt sich
Futschan ho zu versichern.
„Na, dann machen Sie morgen die Leute mit
dem Besehle bekannt, Mandschu, — es soll also