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Nr. 34
L er r Luder: „Ivo ist denn 3hr vcreinslokal ?"
Gin Paria
A nt > - A lkoho l > st: „Wir ho.de» feine
— wir
■wiip ii i■!i' .—n wimw—» i'■
Arpad Schmidhammer
werden nämlich bei jedem IVirth nausgeschmissen/
durchaus kein Zwang mehr ausgeübt werden, son-
dern Alles dem freien Willen des Einzelne» über-
lassen bleiben, ob er zur Pagode gehen will oder
nicht?"
„Zu Befehl, Herr Obermandschn — gewiß,
gewiß. —"
Futschan-hö zieht seine dicke Brieftasche heraus,
um sich Alles fein säuberlich zu notiren. Die ganze
Lientschün ist am nächsten Morgen auf dein Kasern-
bofe versammelt. Futschan-Ho, doll majestätischer
Würde, gibt den Befehl des obersten KriegSman-
darinen den staunend aufhorchenden Mannschaften
bekannt — er preist das warme Herz der Landes-
mutter für die Bonzen und ihre Bestrebungen:
weist auf die vielen noch fehlenden Pagoden hin;
wettert und flucht auf die immermehr überhand-
nehmende Aufgeklärtheit; betont, daß dem Soldaten
in erster Linie ein fleißiger Besuch der Pagode zur
Zier gereiche und schließt mit den bemcrkenS-
werthen Worten: „Es steht Euch also von jetzt
ab frei, ob Ihr Sonntags zur Pagode gehen
wollt, oder nicht, — Zwang wiro keiner mehr aus-
geübt! — Ich und der Herr Obermandschn sind
auch so davon überzeugt, daß ein jeder von Euch
aus freiem Willen gern zur Pagode geht!" —
Pause. — Fütschan-ho sieht seine Leute mit durch-
bohrendem Blick an, als wenn er den Eindruck
seiner Worte dadurch noch verstärken will, —
endlich tönt es, wie ein warnungsvolles dumpfes
Grollen aus seiner chincsischen Männerbrus!:
„Ist vielleicht einer unter Euch, Leute, der
nicht gern und freiwillig zur Pagode gehen möchte,
der trete vor!" - . -
Nichts rührt sich! — Alles bleibt stumm! —
„Na, wie gesagt, Zwang wird nicht mehr
ausgeübt, wenn also Einer keine Lust hat..."
Das Wort erstirbt Futschan-Ho im Munde, — der
dritte Mann im zweiten ©liebe ist vorgetreten! I —
„So, mein Sohn, Sie möchten also nicht in
die Pagode gehen, — so — na. was haben Sie
denn vor, hm?"
„Ich .. wollte gern mit. meiner Braut spazircn
gehen, die hat heute grade frei und..."
Klitsch, klatsch, klitsch, klatsch fliegt die dicke
Brieftasche dem armen Chinesen um die Ohren:
„Dir thut grade eine ordentliche Predigt vom
Bonzen am allernöthigsten in der ganzen Lient-
schün, Du Lnmpl— ich glaube wirklich, Du bist
verrückt geworden, Kerl — links um kehrt, — wcg-
getretcn — Du gehst selbstverständlich zur Pa-
gode." . . - Futschan-Ho Hütte sich beinahe über
seinem Schutzbefohlenen erhitzt, doch schon ist er wie-
der der alte, bringt gelassen seine Brieftasche an den
gewohnten Ort und sich der ganzen Lientschün zu-
wendend, ertönt auf's neue sein Sirenensang: „Ist
vielleicht noch jemand unter Euch, der nicht
freiwillig zur Pagode gehen möchte?" —
Eben biegt der Obermandschu Tseng - hu-wa»
um die Ecke. Ein Ruck geht wie ein elcktrischer
Schlag durch die Körper der Mannschaft, —
dann erstarrt alles.
„Nun, Mandschu, haben Sie die Leute mit
dem Befehle bekannt gemacht?" —
„Zn Befehl, Herr Oberinandschu, die ganze
Lientschün geht freiwillig zur Pagode. — Es hatte
mich wohl einer anfangs nicht recht verstanden —
aber sonst ist alles in Ordnung — es hat sich nie-
mand gemeldet, der nicht möchte."
„So, so — das freut mich Mandschu — freut
mich in der That, Mandschu, — habe mir das
aber gleich von meiner Lientschün gedacht — alles
brave Leute l" — Ego
Der- Viehhändler Meyer und der Gutsbe-
sitzer Brauberg aus verschiedenen Orten der
Berliner Umgebung hatten verabredet, sich
auf der Vororrstation zu treffen, um zusam-
men zum Viehmarkt zu fahren. Jener wollte
ein paar Ochsen, dieser mehrere Schweine mir-
bringen. — Da depeschiert der Viehhändler
Meyer plötzlich in telegraphischer Rürze:
„Herrn Gutsbesitzer Brauberg auf Wald-
hof. Morgen Schweine auf dem Bahnhof
Sic erwarte auch. Ich kann nicht mitkommen,
da der pcrsoncnzug keine Ochsen befördert.
Rindvieh im preise gestiegen. Sehen Sic sich
vor. wenn Sic Ochsen brauchen, denken Sie
an mir. Merer."
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L er r Luder: „Ivo ist denn 3hr vcreinslokal ?"
Gin Paria
A nt > - A lkoho l > st: „Wir ho.de» feine
— wir
■wiip ii i■!i' .—n wimw—» i'■
Arpad Schmidhammer
werden nämlich bei jedem IVirth nausgeschmissen/
durchaus kein Zwang mehr ausgeübt werden, son-
dern Alles dem freien Willen des Einzelne» über-
lassen bleiben, ob er zur Pagode gehen will oder
nicht?"
„Zu Befehl, Herr Obermandschn — gewiß,
gewiß. —"
Futschan-hö zieht seine dicke Brieftasche heraus,
um sich Alles fein säuberlich zu notiren. Die ganze
Lientschün ist am nächsten Morgen auf dein Kasern-
bofe versammelt. Futschan-Ho, doll majestätischer
Würde, gibt den Befehl des obersten KriegSman-
darinen den staunend aufhorchenden Mannschaften
bekannt — er preist das warme Herz der Landes-
mutter für die Bonzen und ihre Bestrebungen:
weist auf die vielen noch fehlenden Pagoden hin;
wettert und flucht auf die immermehr überhand-
nehmende Aufgeklärtheit; betont, daß dem Soldaten
in erster Linie ein fleißiger Besuch der Pagode zur
Zier gereiche und schließt mit den bemcrkenS-
werthen Worten: „Es steht Euch also von jetzt
ab frei, ob Ihr Sonntags zur Pagode gehen
wollt, oder nicht, — Zwang wiro keiner mehr aus-
geübt! — Ich und der Herr Obermandschn sind
auch so davon überzeugt, daß ein jeder von Euch
aus freiem Willen gern zur Pagode geht!" —
Pause. — Fütschan-ho sieht seine Leute mit durch-
bohrendem Blick an, als wenn er den Eindruck
seiner Worte dadurch noch verstärken will, —
endlich tönt es, wie ein warnungsvolles dumpfes
Grollen aus seiner chincsischen Männerbrus!:
„Ist vielleicht einer unter Euch, Leute, der
nicht gern und freiwillig zur Pagode gehen möchte,
der trete vor!" - . -
Nichts rührt sich! — Alles bleibt stumm! —
„Na, wie gesagt, Zwang wird nicht mehr
ausgeübt, wenn also Einer keine Lust hat..."
Das Wort erstirbt Futschan-Ho im Munde, — der
dritte Mann im zweiten ©liebe ist vorgetreten! I —
„So, mein Sohn, Sie möchten also nicht in
die Pagode gehen, — so — na. was haben Sie
denn vor, hm?"
„Ich .. wollte gern mit. meiner Braut spazircn
gehen, die hat heute grade frei und..."
Klitsch, klatsch, klitsch, klatsch fliegt die dicke
Brieftasche dem armen Chinesen um die Ohren:
„Dir thut grade eine ordentliche Predigt vom
Bonzen am allernöthigsten in der ganzen Lient-
schün, Du Lnmpl— ich glaube wirklich, Du bist
verrückt geworden, Kerl — links um kehrt, — wcg-
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seinem Schutzbefohlenen erhitzt, doch schon ist er wie-
der der alte, bringt gelassen seine Brieftasche an den
gewohnten Ort und sich der ganzen Lientschün zu-
wendend, ertönt auf's neue sein Sirenensang: „Ist
vielleicht noch jemand unter Euch, der nicht
freiwillig zur Pagode gehen möchte?" —
Eben biegt der Obermandschu Tseng - hu-wa»
um die Ecke. Ein Ruck geht wie ein elcktrischer
Schlag durch die Körper der Mannschaft, —
dann erstarrt alles.
„Nun, Mandschu, haben Sie die Leute mit
dem Befehle bekannt gemacht?" —
„Zn Befehl, Herr Oberinandschu, die ganze
Lientschün geht freiwillig zur Pagode. — Es hatte
mich wohl einer anfangs nicht recht verstanden —
aber sonst ist alles in Ordnung — es hat sich nie-
mand gemeldet, der nicht möchte."
„So, so — das freut mich Mandschu — freut
mich in der That, Mandschu, — habe mir das
aber gleich von meiner Lientschün gedacht — alles
brave Leute l" — Ego
Der- Viehhändler Meyer und der Gutsbe-
sitzer Brauberg aus verschiedenen Orten der
Berliner Umgebung hatten verabredet, sich
auf der Vororrstation zu treffen, um zusam-
men zum Viehmarkt zu fahren. Jener wollte
ein paar Ochsen, dieser mehrere Schweine mir-
bringen. — Da depeschiert der Viehhändler
Meyer plötzlich in telegraphischer Rürze:
„Herrn Gutsbesitzer Brauberg auf Wald-
hof. Morgen Schweine auf dem Bahnhof
Sic erwarte auch. Ich kann nicht mitkommen,
da der pcrsoncnzug keine Ochsen befördert.
Rindvieh im preise gestiegen. Sehen Sic sich
vor. wenn Sic Ochsen brauchen, denken Sie
an mir. Merer."
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