1900
. JUGEND -
Nr. 35
Gbbositzjohn,
de» rjcine-^reinbeu heeflichst entgegen-
gcschleideri von Aendjch Dreschen
was nov blos die Deitschcn wieder
Schrei'» und simbcln! Blos die Frccdc!
Heinrich Heine — Buch der Lieder I
Geht mcr weg. Eich kenn' mer Bccdc.
Erfchtens warschd Du halw ä Jude.
Zwcetcns wirschd Du noch gemeine —
Komm mir jah »ich in de Bude,
Sogenannter Dichter Heine.
Hammer denn »ich hier in Lcibzig
Schon gcnicgcnd große Singer?
Unser Borniann-Edwin schreibt sich
Doch bald Blasen an de Finger I
lNiß mer denn mit frembdcn Leiten
Egal uns'rc Zeit verdruwcln?
Nächstens bringt Ihr noch an Heiden
2lngcwärcht zu Fest un Iuwclnl
Un nu der nochl Der uns stddlich
Gorrumbirt mit frecher Leier —
wo mir doch so schdolz und friedlich
Schau'» auf uns'rc Bolizcicrj
Mir sein schdolz I Mir brauchen keine
Leite mit so frecher Schnudc —
Sogenannter Dichter Heine
Komm mir jah nich in de Bude!
Lerausgehauenl
In einer Abend-Gesellschaft bemerkt eine junge
Dame: „In einer Nummer der „Jugend" war un-
längst zu lesen: ,...init der würde einer
Venus Kallipygos beugte sie sich zurück...'
Bitte bjerr Doctar, Sie thun sich immer auf Ihre
elastische Bildung so viel zu Gute. Sagen Sie
uns, was das eigentlich heißt, Venus Kallixygos?"
Die Damen horchen ahnungslos auf, die Herren
machen verlegene Gesichter.
Der apostrophirte Doctor stutzt, kraut sich hinter
den Ohren, dann geht ein Leuchten durch sein
Schelmengesicht und er beginnt:
„Nein sehr verehrtes Fräulein, ganz leicht ist
die Uebersetzung nicht, aber Sie selbst sollen mir
helfen. Der erste Theil des Wortes macht gar
keine Schwierigkeiten. Sie kennen ihn z. B. aus
dem Worte Kalligraphie — Schönfchreibe-
kunst, nicht war?"
„Ja. bind der zweite Theil?"
„Der zweite Theil ist das Eigenschaftswort
zu dem Originalworte xyr!"
„Und was heißt xyx?"
„So gehts nicht, mein Fräulein. Aber Sie
können mir gewiß sagen, wie viel Buchstaben
das Wort pyx hat?"
„Gewiß, drei."
„Sehen Sie, da haben Sie auch schon die ver-
langte Uebersetzung: Venus mit den schönen —
drei Buchstaben!" A.
Schlechtes Publikum t
Auf dem braunen Kamccl saß ein kleiner
Affe.
Der Affe hatte ein rothcs Aöckchcn an und
blickte neugierig nach allen Seiten herum, wie
das so Affen zu rhun pflegen.
Aber die beiden Thiere waren auf einer
einsamen Landstraße, wo's keine Zuschauer gab.
Da machten sie dann den Krähen ihre
Späße vor.
Die Krähen flogen in großen Schaarcn vor-
über, krächzten und hielten sich nicht auf.
wie sich manche Thicre doch an die Men-
schen gewöhnen können!
„Schlechtes Publikum!" brummte das
Kameel. ftaut Scheerbart
Treffende Antwort
Zu dem durch seine glücklichen Augenoxera-
tionen ebenso beliebten, wie wegen seines choler-
ischen Temperaments gefürchteten Professor F. in
B. kam eines Tages ein biederer Dorfschulmei'ster,
der auf beiden Augen den grauen Staar hatte!
„Setzen!" herrschte der Professor den Patienten
an, als dieser zaghaft vor ihm stehen blieb.
Der Schulmeister nahm erschrocken Platz und
gab dann auf einige kurze Fragen des berühmten
Arztes über sein Leiden den nöthigen Aufschluß.
Professor F. ergriff hierauf eine lange bheftnadel
und hielt sie in einiger Entfernung dem Schul-
meister vor die Augen, um die Schärfe der letzteren
zu prüfen.
„Sehen Sie Das?" herrschte er den Patienten
abermals an.
„Bein", kam es kleinlaut von den Lippen des
Gefragten.
Der Professor hielt ihm nun einen seiner Finger
vor die Augen.
„Sehen Sie das?"
Abermals ein schüchternes „Nein."
In dem vielbeschäftigten Lholeriker begann es
bereits zu gähren.
„Sehen Sie denn Das?" schnaubte er und hielt
dem Schulmeister die geballte Faust vor die Augen.
Der Gefragte verneinte abermals.
Da sprang der Professor ungeduldig auf, stellte
sich breit vor ihn hin und fuhr ihn an: „Na,
zum Donnerwetter, sehen Sie denn wenigstens
mich noch hier stehen!?"
„Ach ja," entgegnete verwirrt der Schulmeister,
„so etwas recht Grobes sehe ich schon
noch." C. B.
Neues von Serenissimus
Serenissimus läßt sich Bericht erstatten über
einen Eiscnbahnunfall und erfährt, daß das Un-
glück durch Auslaufen des Zugs auf einen Prell-
bock verursacht worden sei.
„Unbegreiflich das, lieber Kindermann, wäre
doch — äh — leicht zu vermeiden gewesen; warum
läßt man denn diesen — äh — Prellblock nicht
einfach weg?"
Serenissimus soll eine Inspektionsreise an
einen entfernteren Ort unternehmen, will aber
durchaus nicht über Nacht ausbleiben. Sein Ad-
jutant stellt ihm vor, daß es absolut nicht anders
geht. Da kommt Durchlaucht eine Idee: „Ach.
habe Ausweg gefunden, einen Tag fahre hin und
retour, den zweiten Tag inspizire ich!"
zoologischen Garten
25ier wenn s waar, na inöcht i's a so guat hom I
... ....
I-
S93
A. Schmidhammer
. JUGEND -
Nr. 35
Gbbositzjohn,
de» rjcine-^reinbeu heeflichst entgegen-
gcschleideri von Aendjch Dreschen
was nov blos die Deitschcn wieder
Schrei'» und simbcln! Blos die Frccdc!
Heinrich Heine — Buch der Lieder I
Geht mcr weg. Eich kenn' mer Bccdc.
Erfchtens warschd Du halw ä Jude.
Zwcetcns wirschd Du noch gemeine —
Komm mir jah »ich in de Bude,
Sogenannter Dichter Heine.
Hammer denn »ich hier in Lcibzig
Schon gcnicgcnd große Singer?
Unser Borniann-Edwin schreibt sich
Doch bald Blasen an de Finger I
lNiß mer denn mit frembdcn Leiten
Egal uns'rc Zeit verdruwcln?
Nächstens bringt Ihr noch an Heiden
2lngcwärcht zu Fest un Iuwclnl
Un nu der nochl Der uns stddlich
Gorrumbirt mit frecher Leier —
wo mir doch so schdolz und friedlich
Schau'» auf uns'rc Bolizcicrj
Mir sein schdolz I Mir brauchen keine
Leite mit so frecher Schnudc —
Sogenannter Dichter Heine
Komm mir jah nich in de Bude!
Lerausgehauenl
In einer Abend-Gesellschaft bemerkt eine junge
Dame: „In einer Nummer der „Jugend" war un-
längst zu lesen: ,...init der würde einer
Venus Kallipygos beugte sie sich zurück...'
Bitte bjerr Doctar, Sie thun sich immer auf Ihre
elastische Bildung so viel zu Gute. Sagen Sie
uns, was das eigentlich heißt, Venus Kallixygos?"
Die Damen horchen ahnungslos auf, die Herren
machen verlegene Gesichter.
Der apostrophirte Doctor stutzt, kraut sich hinter
den Ohren, dann geht ein Leuchten durch sein
Schelmengesicht und er beginnt:
„Nein sehr verehrtes Fräulein, ganz leicht ist
die Uebersetzung nicht, aber Sie selbst sollen mir
helfen. Der erste Theil des Wortes macht gar
keine Schwierigkeiten. Sie kennen ihn z. B. aus
dem Worte Kalligraphie — Schönfchreibe-
kunst, nicht war?"
„Ja. bind der zweite Theil?"
„Der zweite Theil ist das Eigenschaftswort
zu dem Originalworte xyr!"
„Und was heißt xyx?"
„So gehts nicht, mein Fräulein. Aber Sie
können mir gewiß sagen, wie viel Buchstaben
das Wort pyx hat?"
„Gewiß, drei."
„Sehen Sie, da haben Sie auch schon die ver-
langte Uebersetzung: Venus mit den schönen —
drei Buchstaben!" A.
Schlechtes Publikum t
Auf dem braunen Kamccl saß ein kleiner
Affe.
Der Affe hatte ein rothcs Aöckchcn an und
blickte neugierig nach allen Seiten herum, wie
das so Affen zu rhun pflegen.
Aber die beiden Thiere waren auf einer
einsamen Landstraße, wo's keine Zuschauer gab.
Da machten sie dann den Krähen ihre
Späße vor.
Die Krähen flogen in großen Schaarcn vor-
über, krächzten und hielten sich nicht auf.
wie sich manche Thicre doch an die Men-
schen gewöhnen können!
„Schlechtes Publikum!" brummte das
Kameel. ftaut Scheerbart
Treffende Antwort
Zu dem durch seine glücklichen Augenoxera-
tionen ebenso beliebten, wie wegen seines choler-
ischen Temperaments gefürchteten Professor F. in
B. kam eines Tages ein biederer Dorfschulmei'ster,
der auf beiden Augen den grauen Staar hatte!
„Setzen!" herrschte der Professor den Patienten
an, als dieser zaghaft vor ihm stehen blieb.
Der Schulmeister nahm erschrocken Platz und
gab dann auf einige kurze Fragen des berühmten
Arztes über sein Leiden den nöthigen Aufschluß.
Professor F. ergriff hierauf eine lange bheftnadel
und hielt sie in einiger Entfernung dem Schul-
meister vor die Augen, um die Schärfe der letzteren
zu prüfen.
„Sehen Sie Das?" herrschte er den Patienten
abermals an.
„Bein", kam es kleinlaut von den Lippen des
Gefragten.
Der Professor hielt ihm nun einen seiner Finger
vor die Augen.
„Sehen Sie das?"
Abermals ein schüchternes „Nein."
In dem vielbeschäftigten Lholeriker begann es
bereits zu gähren.
„Sehen Sie denn Das?" schnaubte er und hielt
dem Schulmeister die geballte Faust vor die Augen.
Der Gefragte verneinte abermals.
Da sprang der Professor ungeduldig auf, stellte
sich breit vor ihn hin und fuhr ihn an: „Na,
zum Donnerwetter, sehen Sie denn wenigstens
mich noch hier stehen!?"
„Ach ja," entgegnete verwirrt der Schulmeister,
„so etwas recht Grobes sehe ich schon
noch." C. B.
Neues von Serenissimus
Serenissimus läßt sich Bericht erstatten über
einen Eiscnbahnunfall und erfährt, daß das Un-
glück durch Auslaufen des Zugs auf einen Prell-
bock verursacht worden sei.
„Unbegreiflich das, lieber Kindermann, wäre
doch — äh — leicht zu vermeiden gewesen; warum
läßt man denn diesen — äh — Prellblock nicht
einfach weg?"
Serenissimus soll eine Inspektionsreise an
einen entfernteren Ort unternehmen, will aber
durchaus nicht über Nacht ausbleiben. Sein Ad-
jutant stellt ihm vor, daß es absolut nicht anders
geht. Da kommt Durchlaucht eine Idee: „Ach.
habe Ausweg gefunden, einen Tag fahre hin und
retour, den zweiten Tag inspizire ich!"
zoologischen Garten
25ier wenn s waar, na inöcht i's a so guat hom I
... ....
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A. Schmidhammer