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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 5.1900, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 44 (29. Oktober 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3411#0290
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Nr. 44

* Jugend *

19ÖÖ

Horch, süße Lore: Dein Trovatore
Fingert der Saiten schmachtendes Gold!
Hebe die Wimpern, hold seinem Klimpern,
Lohn ihm sein Liedel mit minnigem Sold!

Zierlich possierliche, Flinke und Feine,
Neckischer Nirgendsundüberall:

Spielst Du im Lrnste, spielst Du zum

Scheine,

Sag', mit mir — Ball?

Schneidig Geschmeidige, Äühchenbehende,
Lachender, himmlischer Sonnenblick:

Wenn ich mein Herz nun hinüber Dir

sende —

Schlägst Du's zurück?

Dein Schläger zuckte — Dein Schlag miß-
glückte

Heisa! Da schlugst Du den Ball in's Ney!
Hilft Dir kein Wehren, die Negeln in Lhren,
Mußt ihn behalten nach Recht und Gesetz!

Das Dich erkoren — vom Netz umsponnen.
Liegt nun mein Herz im Staube vor Dir!
Das Herz verloren, das Spiel gewonnen —
Selig der Sieger in solchem Turnier!

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vV* ik

Fritz Rehm (München)

Neues von Serenissimus

Serenissimus macht mit seinem lieben Kinder-
mann seinen gewohnten Morgenspaziergang im
Schloßpark.

„Aeh, mein lieber, äh, Kindermann, was sind,
äh, denn das dort für Vögel?"

„Störche, Durchlaucht, Störche," antwortet
pflichtschuldigst der Begleiter.

„Aeh, Störche?" fragt seine Durchlaucht,
„Hähähä, Störche? Sagen Sie mal, mein lieber
äh, Kiudermann, Störche, — gibt's denn die
wirklich?"

Aus dem lyrischen

TageöuZ l>e8 Leutnants von 8ersewiß:

„lfonneur"

Renne rein nichts, was Rcrls vom Tivil
Unsereins heftiger neiden
?lls das „Honneur"! Behaupte kühl:
würden Alles drum leiden!

Beispiel: Pferdebahn! Licblingstric:

— Sehe nie ohne Lachen —

Schaffner durch Spendung von

rrickelstück

S a l u t i r c n zu machen!

Menschenkenner, solch Rondukteur!
weiß, daß Rcrle drauf brennen l
Einzige lNöglichkeir zu „Honneur"!

Ihnen schließlich zu sonnen-

Iäbcn, jlaub ich, auch Mark dafür,
wenn nich bill'gcr zu kriege»!

Tadle sic nich! Verständlich mir!
weiß, macht Ricsenvcrjnügcnl

Hochjcfühl, wenn so Rcrl sich stellt,

Ehrfurcht in allen Iclenkenl
Möchte entbehren nich um weit!

Rann's auch Livil nich verdenken — —

Lache nur, wenn mir Einer erklärt,

Trinkjcld aus Mitleid zu jcben!

Mitleid — mit Mensch, der janzcn Tag fährt!
UnsinnI — Honneurhunger eben!

Darum I

Warum liebt sie mehr als das Schweigen

das Plaudern,

warum befällt sie in ernsten Lagen ein Zaudern,
warum trägt sie Pute, immer größer und bunter,
Springt sie nach rückwärts von der Trambahn

herunter,

Warum schließt sic hinter sich niemals die Thiiren,
Entwöhnt sich niminer vom verderblichen Schnüren,
Ist sie nicht im Stand', einen Bleistift zu spitzen
Und fünf Minuten lang stille zu sitzen,

Warum kommt sic immer und überall zu spät,
Besitzt sie ein Uehrchen, das immer falsch geht,
Nimmt sie 's überhaupt mit der Zeit nicht genau?
Ganz einfach: — Sie ist eine Frau! ^ v

Der Sohn seines vacers

Lehrerin (in der Uleinkindcrschule, nachdem
sie das Märchen voin dummen Peter erzählt):
„Nun, Moritzchen, um was würdest du alles
bitten, wenn dir eine Fee erschiene und drei
Wünsche gestattete?"

M o r i tz ch e n: „Ich hätt' n u r e i n' wünsch."

Lehrerin: „Und der wäre?"

Moritzchen: „Daß Alles, was ich mir
wünsch', in Erfüllung geht."

7)4
Register
Leutnant v. Versewitz: Aus dem lyrischen Tagebuch des Leutnants von Versewitz
[nicht signierter Beitrag]: Neues von Serenissimus
O-ei: Tennis
P. v. S.: Darum!
Fritz Rehm: Zeichnung zum Gedicht "Tennis"
[nicht signierter Beitrag]: Der Sohn seines Vaters
 
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