Nr, 45 (Redaktionsschluss: 24. Oktober 190Ö) J "CT Gr £1 KT D ü
1900
Zu moltkVs 100. Geburtstag
£r lieh uns viel von seiner Kunst zurück,
Im heißen Strauß ciein Seind den Herrn
zu zeigen;
Doch Eines fehlt, der Erbschaft beftres
Stück,
Oie selt'ne Kunst, zu handeln und
zu -schweigen!
Han s
Budapester Studenten
(vor einigen Tagen sind in Budapest zahl-
reiche Studentinnen zum erftenmnle in
einem culturhistorischen Collegium erschienen. Die
männlichen Hörer empfingen die j u n g e n
Damen mit höhnischen Lljen-Aufen und
Z u ß st a m p f e n.s
Rann man's fassen? Ist es möglich?
Träum' ich oder lcf' ich recht,
Daß Studenten unverträglich.
YDei[ verschieden ihr Geschlecht
Daß mit Demonstrationen,
Stampfen, Heulen, pfeifen,
Schreib,,
Männliche Kommilitonen
starte Dämchen schüchtern ein...?
Freilich, trüge man die Bänke
In des Parkes Einsamkeit
Aus dem Hörsaal — in die
Schänke:
was? — da wärst Ihr gleich
bereit?
Doch vom Wissensborne
schlürfen
Neben Euch — da sagt Ihr:
Nee!
Solches soll kein Mädchen
dürfen — — —
Traurige jeunesse
doree!
Maxi
Parts-Koerber
War' er dereinst an Paris' Stell' gewesen,
Dann wäre die Geschichte so zu lesen:
Betraut, den Streit der Göttinnen zu schlichten,
Und sinnend, wie die gierigen er heile,
Steht er und schwankt und wagt es nicht zu
richten,
Und theiit den Apfel endlich in drei Theiie,
Damit er aller Gunst zugleich erwerbe;
Doch ach, zum Dank für gleichgetheilte Liebe
Bekommt er nun von allen dreien Körbe,
Erhält er nun von allen Dreien Hiebe.
Stefan
Monsieur Herkules
(Srabscbnften und Marterln
In diesen tiefen, dunklen Schacht
Hat man den Li Hung Tschang gebracht,
Jetzt fault er halt als wie ein Jeder
Mit seiner Jack' und Pfauenfeder;
Denn auch der schlauste Mandarin
wird mit der Zeit doch endlich hin!
Wandrer, geh' von hinnen dann —
Sonst steht er auf und lügt dich an!
Hier ruht in seiner ganzen Größe
Prinz Tuan, der Bitterböse,
Do» Blut und Mord und allem Graus
Für ewig ganz gemächlich aus.
Obwohl man gern ihn hätt' geköpft,
weil er viel' Christen hat geschröpft,
Starb er in hohem Grciscnaltcr
Als Chinas braver Reichserhalter.
Sein Wahlspruch auf dem Grab thut ftch'n:
„Es kann dir nix g'fcheh'nl Es kann
dir nix g' sch eh' n 1"
Zwischen Beiden mitten drina
Liegt die Kaiserin von China,
Endlich hat der Zahn der Zeit
Auch vertilgt dicß alte Scheit!
Der Hügel ist verwahrlost ganz,
Drob raschelt noch ein dürrer Rranz —
Auf der Schleife steht geschrieben da:
„hast greetings from America!“
Am20. Oktober 1900
waren es gerade 40
Jahre, daß dieöster-
r e i ch i s ch e Verfas-
sung in's Leben ge-
rufen wurde. — Die
Jubilarin beging das
Fest in streng-
ster Zurück-
gezogenheit,
M. Feldbaver
Hohenlohe: „So, Bülow — nu mal ’rin in’s Verjnüjen!“
Herausgeber: Dr. GEORG HJRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von tr.TINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EJCHM4NN, santratlich in München,
L'ruck von KKOKK H1RTH, Ges. m. beschr. Haftung m München,
AUH b 1-CH TH \ PKÖbaULTSN,’
1900
Zu moltkVs 100. Geburtstag
£r lieh uns viel von seiner Kunst zurück,
Im heißen Strauß ciein Seind den Herrn
zu zeigen;
Doch Eines fehlt, der Erbschaft beftres
Stück,
Oie selt'ne Kunst, zu handeln und
zu -schweigen!
Han s
Budapester Studenten
(vor einigen Tagen sind in Budapest zahl-
reiche Studentinnen zum erftenmnle in
einem culturhistorischen Collegium erschienen. Die
männlichen Hörer empfingen die j u n g e n
Damen mit höhnischen Lljen-Aufen und
Z u ß st a m p f e n.s
Rann man's fassen? Ist es möglich?
Träum' ich oder lcf' ich recht,
Daß Studenten unverträglich.
YDei[ verschieden ihr Geschlecht
Daß mit Demonstrationen,
Stampfen, Heulen, pfeifen,
Schreib,,
Männliche Kommilitonen
starte Dämchen schüchtern ein...?
Freilich, trüge man die Bänke
In des Parkes Einsamkeit
Aus dem Hörsaal — in die
Schänke:
was? — da wärst Ihr gleich
bereit?
Doch vom Wissensborne
schlürfen
Neben Euch — da sagt Ihr:
Nee!
Solches soll kein Mädchen
dürfen — — —
Traurige jeunesse
doree!
Maxi
Parts-Koerber
War' er dereinst an Paris' Stell' gewesen,
Dann wäre die Geschichte so zu lesen:
Betraut, den Streit der Göttinnen zu schlichten,
Und sinnend, wie die gierigen er heile,
Steht er und schwankt und wagt es nicht zu
richten,
Und theiit den Apfel endlich in drei Theiie,
Damit er aller Gunst zugleich erwerbe;
Doch ach, zum Dank für gleichgetheilte Liebe
Bekommt er nun von allen dreien Körbe,
Erhält er nun von allen Dreien Hiebe.
Stefan
Monsieur Herkules
(Srabscbnften und Marterln
In diesen tiefen, dunklen Schacht
Hat man den Li Hung Tschang gebracht,
Jetzt fault er halt als wie ein Jeder
Mit seiner Jack' und Pfauenfeder;
Denn auch der schlauste Mandarin
wird mit der Zeit doch endlich hin!
Wandrer, geh' von hinnen dann —
Sonst steht er auf und lügt dich an!
Hier ruht in seiner ganzen Größe
Prinz Tuan, der Bitterböse,
Do» Blut und Mord und allem Graus
Für ewig ganz gemächlich aus.
Obwohl man gern ihn hätt' geköpft,
weil er viel' Christen hat geschröpft,
Starb er in hohem Grciscnaltcr
Als Chinas braver Reichserhalter.
Sein Wahlspruch auf dem Grab thut ftch'n:
„Es kann dir nix g'fcheh'nl Es kann
dir nix g' sch eh' n 1"
Zwischen Beiden mitten drina
Liegt die Kaiserin von China,
Endlich hat der Zahn der Zeit
Auch vertilgt dicß alte Scheit!
Der Hügel ist verwahrlost ganz,
Drob raschelt noch ein dürrer Rranz —
Auf der Schleife steht geschrieben da:
„hast greetings from America!“
Am20. Oktober 1900
waren es gerade 40
Jahre, daß dieöster-
r e i ch i s ch e Verfas-
sung in's Leben ge-
rufen wurde. — Die
Jubilarin beging das
Fest in streng-
ster Zurück-
gezogenheit,
M. Feldbaver
Hohenlohe: „So, Bülow — nu mal ’rin in’s Verjnüjen!“
Herausgeber: Dr. GEORG HJRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von tr.TINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EJCHM4NN, santratlich in München,
L'ruck von KKOKK H1RTH, Ges. m. beschr. Haftung m München,
AUH b 1-CH TH \ PKÖbaULTSN,’