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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 5.1900, Band 2 (Nr. 27-52)

DOI issue:
Nr. 46 (12. November 1900)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.3411#0329

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Nr. 46

1900

. JUGEND -

Der neue Wechselwärte r

Die Lbrenklöte

Mit einer Dedikation von Julius Die;

Auf seinem 2lntlitz Frcudenröthe,

Auf seinem Fuß den Schuh von Lack,
Und in der Hand die Ehrenflöte,
Geschmückt mit seinem besten Frack —
So tritt der alte Biedermeier
Vor seines Kanzlers Excellenz
Bei dessen Amrserncnnungsfcier
Und spricht mit tiefer Reverenz:

„Graf Bülow, den man ohne Phrasen
Des Reiches neue Hoffnung nennt,

Euch reiche ich hiemit zum Blaset,

Dies schöne Flötcninstrument:

2luf Euer Spiel, das kunstgerechte,

Setzt große Hoffnung unser Staat,
Denn heut' ist iin Loncerr der Mächte
Die deutsche Flöte obligarl

Lernt weise mit dem Athem schalten,
Daß er Euch plötzlich nicht versagt,

Und Maß und Takt und Tempo halten
wenn Ihr die Mclodicen tragt!

Und auf das Eine paßt vorzüglich,

Daß Ihr die rechten Löcher greift,
Sonst ist es nicht für die vergnüglich,
Die ranzen sollen, wenn Ihr pfeift!

Sind andere Stimmen an der Reihe,

So zählt die Pausen prompt und ccm,

Und setzt, auf daß das Spiel gedeihe,

Im rechten Augenblicke ein!

Das piano laßt recht lieblich quellen
2lus Eucrm sanften Flötenrohr,

Doch solle» ihr die Ohren gellen,

Spielt Ihr der Welt mal körte vor!

Blast ein Adagio grazioso,

wenn Ihr um Freundschaft werbt und Huld,

Und ein Vivace rigoroso,

Verweist Ihr Frevlern ihre Schuld!

Und spielt ein Largo straseinato,

Vermögt Ihr wem nicht recht zu trau'n,

Und blast ein presto agitato,
wen ns Zeit ist, kräftig drcinzuhau'n!

Mich dünkt, nach jüngst vernomm'ncn Proben,

Ist Eure Technik sehr exakt

Und Euer Vortrag sehr zu loben

Und Euer Tempo, Euer Takt I

Und die Rririk in künft'gcn Tagen,

O mög' sic preisen Euer» Stil
Und nicht am Ende traurig klagen:

O unglückseliges Flötenspiell"

Biedermeier mit ei

Siiftem woedtke

Wie Herr von Woedtke war noch nie
Zn Deutschland ein Zinanzgenie,

Das dürft Ihr nicht mißdeuten!

Soll Krieg mit Sozialisten sein,

So sammelt er die Kosten ein
Bei den wanchesterleuten!

Ist Solches schofel, oder schlecht?

Zm Gegentheil, es ist gerecht,

Wie nie noch was gewesen!

Wem ein Gesetz den Vortheil bringt,

Der zahle dann auch unbedingt
Zur das Gesetz die Spesen!

Und will das Reich mal andrerseits
Gewisser Unternehmer Geiz
Und Habgier an den Kragen,

Dann darf auch, wenn er artig ist,

Dafür der deutsche Sozialist
Die Zeldzugskosten tragen.

paßt auf, wie die Begehrlichkeit,

Der wüste Znteressenstreit
Aus unserm Reichstag schwindet,

Wenn Zeder dort, der wutherpicht
Zür seinen eig'nen Vortheil spricht,

Gleich seine „Rechnung" findet!

Hans

Miquei's Dachtlud

Ueber allen Kastanien ist Ruh.
von Hohenlohe spürest Du
Kaum einen Hauch;

Schon schweigt es im Blätterwalde.
Warte nur — balde
Gehest Du auch! me

Julius Diez s/l. Bülow
Index
Monogrammist Hammer: Der neue Wechselwärter
Julius Diez: Zeichnung zum Text "Die Ehrenflöte"
Biedermeier mit ei: Die Ehrenflöte
Hanns (Hans): System Woedtke
Ille: Miquel's Nachtlied
 
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